TARANTULA HAWK

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The State Insect Of New Mexico

Das aktuelle, zweite Album des kalifornischen Trios TARANTULA HAWK – benannt nach einem nicht zu unterschätzenden Insekt, das es auch mit Vogelspinnen aufnimmt – ist eine der Platten, die einen sofort beim ersten Hören an den Ohren fasst und erst wieder loslässt, wenn der letzte Ton ausklingt bzw. zurück in die Höhlen der kalifornischen Wüsten hinabgeglitten ist. Eine unnachgiebig drohende Doomwalze, die sich nicht zufällig Neurot (CD) und Life Is Abuse (LP) als Labels ausgesucht hat – NEUROSIS und MAN IS THE BASTARD lassen grüssen. Selbst der Träger bösester Death-Metal-Shirts im Plattenladen begegnet ihnen ehrfürchtig: „Ist hartes Zeug“. Doch mit profaner Härte fasst man TH nur halb, denn durch Loops, Wiederholungen, groß angelegte Spannungsbögen und sich dabei wunderbar einfügende Synthie-Flächen beweisen sie Songwriter-Qualitäten und Individualität. Bereits im letzten Jahr tauschten Braden und ich uns via Email miteinander aus.

Für so einen sonnigen Ort wie Kalifornien macht ihr ganz schön düstere Musik. Warum?


„Ich muss sagen, dass der einzige geographische Faktor, der einen Einfluss auf unseren Sound hat, Kalifornien und der Rest des Südwestens der USA ist. Wir haben es nicht besonders darauf angelegt, aber die meisten Themen der Musik von TARANTULA HAWK basieren auf Elementen der Mythologie der südwestlichen Wüstenregionen. Wir wollen nicht in die Kategorie ‚Desert Rock‘ fallen, der von unseren Kollegen im Osten geprägt und gefestigt worden ist, merken aber trotzdem den großen Einfluss der Wüste auf unsere Musik. Von diesem Standpunkt aus erscheinen TARANTULA HAWK weniger ‚düster‘, eher surreal.“

Gibt es zwischen euch und dem Tier – die Tarantelwespe –, nach dem ihr die Band benannt habt, eine Beziehung?

„TARANTULA HAWK machen Kunst, die die Natur und das Leben imitiert. Wir haben die Band so genannt, weil es ein guter Bandname war, und weil wir das Insekt mochten. Schon witzig, wie wir dessen Eigenschaften angenommen haben, z.B. halten wir lange Zeit des Jahres Winterschlaf, sind im Frühling und Sommer aktiver, sind Einzelgänger und verlassen unsere Heimat nicht.“

Was liegt im Zentrum eurer Musik, welche Kraft treibt euch an?

„Das Verlangen, etwas zu kreieren, treibt uns an. Wenn du die Fähigkeit hast, Musik zu machen oder andere Kunst zu schaffen, bist du so lange nicht zufrieden, bis du genau das machst. Es kann manchmal ein schöner Fluch sein.“

Eure Musik hat eine große meditative Qualität. Meditiert ihr selbst?

„Für uns hat unsere Musik auf jeden Fall eine meditative Qualität. Ob die für andere auch da ist, ist die Sache des Hörers. Soweit ich weiß, meditiert Dylan, und Dave hat es zumindest mal gemacht. Ich selbst kann mein Gehirn nicht so weit abschalten, um zu meditieren oder um hypnotisiert zu werden oder so was. Sobald eine Idee heraus kriecht, kommt die nächste sofort nach. Was bei mir noch am meisten einem meditativen Erlebnis gleichkam, passierte während der Live-Performance ‚Desert Solitaire‘: Wir wurden eingeladen, auf einem Treffen, das Freunde von uns in der Wüste östlich von San Diego organisiert hatten, für den Sound zu sorgen. Die einzigen Leute dabei waren wir und die Teilnehmer, die primitive Rituale vorgenommen haben. Um uns herum waren Leute, die an Haken durch ihr Fleisch aufgehängt waren. Wir bauten zum Sonnenuntergang unser Set auf, als sie die ‚Geister des Nordens‘ riefen, und als die Sonne untergegangen war, fingen wir an zu spielen. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr an viel erinnern, außer, dass ich in einigen Momenten Leute mehr als zwei Meter über dem Boden, an Haken durch ihre Rücken und Schenkel, hängen sah. Ich gebe nicht vor, dass ich das nicht auch unheimlich fand, ich glaube, das war bei allen in der Band so. Aber die Atmosphäre war perfekt für Meditation. Es gab Abschnitte, in denen mich alles, was mich sonst beschäftigt, meinen Kopf verließ und ungefähr einen halben Meter vor und schräg rechts von meinem Kopf umherschwebte und sich drehte. Genau das passierte noch einmal, als ich mir das erste Mal die Aufnahmen davon anhörte. Beim Mastern musste ich übrigens einige ziemlich Mark erschütternde Schreie der Leute ausblenden, die wohl doch nicht so mit sich selbst in Einklang waren, wie es für die Haken nötig gewesen wäre.“

Obwohl ihr sehr düstere und harte Musik macht, kommt ihr nie in die Nähe zu Metal; es hört sich mehr improvisiert und weniger konstruiert an. Wie schreibt ihr eure Lieder?

„Wenn alles normal läuft, improvisieren wir basierend auf einem Part einer anderen Session, oder auf einem Part, den einer von uns mitgebracht hat. Aber oft ist es so, dass keiner von uns Zeit zum Schreiben hatte, und so kann es Monate lang dauern, bis wir wieder was haben, um zusammen zu spielen. Unsere Alben basieren zu 50 % auf Improvisation und 50 % auf hartem Schreiben und Arrangieren. Egal, was wir machen, es läuft immer so.“

Wie sehen eure Zukunftspläne aus? Neues Album? Eine Tour, vielleicht in Europa?

„Vorläufig sehen unsere Pläne vor, dass wir unser Leben sortieren, aber auch neue Sachen erleben wollen, neue Ideen entwickeln, und so ziemlich alles daran setzen, dass unsere nächsten Sachen sich anders anhören, als alles, was wir bis jetzt gemacht haben. Falls das passiert, wird es ein neues Album geben. Und falls TARANTULA HAWK jemals wieder touren, dann höchstwahrscheinlich auch in Europa.“

Wir hoffen das Beste!