TAKE

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NYHC-Supergroup

Mitte des Jahres machte eine neue Supergroup auf sich aufmerksam. THE TAKE aus New York vereint Szenegrößen wie den Schlagzeuger Will Shepler, ex-AGNOSTIC FRONT, und Scott Roberts, ex-SPUDMONSTERS, -BIOHAZARD, der Gitarre spielt und singt. Was er zur Auswahl des Genres, zur Gentrifizierung im Big Apple oder auch zu den Vorwürfen, mit ONE LIFE CREW eine rechtslastige Band zu supporten, zu sagen hat, findet ihr hier.

Scott, wir haben lange nichts mehr von dir gehört. Schön, dich wieder in der aktuellen Musikszene zu sehen. Was hast du eigentlich nach dem Ausstieg bei BIOHAZARD im Jahr 2016 die ganze Zeit gemacht?


Im Grunde genommen habe ich danach sofort angefangen, an Songs für THE TAKE zu arbeiten. Normalerweise brauche ich ein paar Jahre, um Songs für eine Platte zu schreiben. Die meisten Stücke für dieses Album standen jedoch schon nach einem knappen Jahr.

Der Stil von THE TAKE unterscheidet sich ein wenig von dem deiner musikalischen Vergangenheit, die ja stark vom Hardcore geprägt ist. Kannst du uns erklären, warum ihr euch für Oi! und Streetpunk entschieden habt?

Ich glaube nicht, dass wir mit THE TAKE „nur“ Streetpunk oder Oi! machen. Es ist eher eine Mischung aus Punk, Oi!, Hardcore und Rock’n’Roll. Der Grund dafür war, dass Craig Setari schon sehr früh als Bassist dabei war und ich ihn fragte, welchen Musikstil wir spielen wollen. Er antwortete: „Was auch immer wir fühlen.“ Genau das wurde dann unser Credo: Denk nicht darüber nach, tu es einfach. Dabei ist der Sound herausgekommen, den man auf dem aktuellen Album hört. Ich mache mir keine Gedanken, ob wir in ein Genre passen oder nicht.

Zur aktuellen Besetzung von THE TAKE zählen mit dir und Will Shepler bekannte Größen der NYHC-Szene. Wer ist noch in eurer Band?

Carlos Congate, ein sehr guter Freund von mir, der in den New Yorker Bands 45 ADAPTERS und URBAN NOISE gespielt hat, um nur einige zu nennen. Er ist gebürtiger Kolumbianer, lebt aber seit einiger Zeit in NYC. Gründungsbassist war aber, wie bereits angemerkt, Craig Ahead von SICK OF IT ALL, der aber für eine weitere Fulltime-Band leider keine Zeit hat.

Apropos SICK OF IT ALL: Bei einem der Tracks des neuen Albums „King of the World“ singt Lou Koller mit. Erzähl uns doch etwas über diese Zusammenarbeit.

Grundsätzlich hatte ich ihn gebeten, Gangvocals für den Background der Platte aufzunehmen. Als wir im Studio waren, dachte ich, dass es gut klingen würde, wenn er einen Part von „King of the world“ alleine einsingen könnte. Also haben wir zunächst beide Versionen aufgenommen, aber am Ende haben wir nur Lous Solotrack verwendet, weil wir unwww.thetakenyc.coms alle einig waren, dass es so besser klingt. Die brutalen Gangshouts übrigens stammen fast alle von Jason Carter von SHEER TERROR. Beiden kann ich nicht genug danken, dass sie uns geholfen haben.

Noch vor der Veröffentlichung des Albums gab es einige negative Statements wegen eines geplanten Auftritts mit ONE LIFE CREW. Einige Leute unterstellen dieser Band aufgrund ihrer Texte, vor allem bei dem Song „Pure disgust“, rassistische Tendenzen. Was denkst du darüber?

Ich kann nur für mich selbst sprechen. Ich denke nicht, dass sie rassistisch sind. Ich kenne ihren Drummer Tony schon sehr lange und er hat mir nie einen Grund gegeben, ihn oder seine Bandkollegen für Rassisten zu halten. Er sagte mir selbst, dass sie keine sind. Mit ihren politischen Ansichten stimme ich nicht überein, aber ich denke nicht, dass es so weit hergeholt ist, wenn Leute sich über illegal im Land lebende Menschen aufregen. Aber wie gesagt, ich stimme ihrer Meinung nicht zu und unsere Ansichten als Band sind so ziemlich das genaue Gegenteil davon. ONE LIFE CREW haben aber auch den Song „Our fight“, der eindeutig antirassistisch ist. Wir haben dann beschlossen, den Auftritt abzusagen, weil wir uns nicht auf dieses ganze Politik-Ding einlassen wollen.

Lass uns noch einmal über New York sprechen. Als Folge der Gentrifizierung leben viele Musiker der alten NYHC-Crew nicht mehr in der Stadt. Was ist mit dir? Wohnst du noch in deinem alten Viertel?

Ursprünglich komme ich aus Cleveland, daher kann ich nicht wirklich sagen, dass ich Teil der alten NYHC-Crew bin. Obwohl ich dort lebe, bin nicht sehr glücklich mit dem, was da los ist. Es ist so, dass kleine Geschäfte von großen Unternehmensketten verdrängt werden. Die Mieten steigen so stark, dass sich kleine Eckkneipen, Tante-Emma-Läden oder auch kleinere Clubs schlicht nicht über Wasser halten können. Es ist traurig. Wo sollen die ganzen Bands denn dann spielen oder proben?

Die Hardcore-Szene hat in Amerika in den letzten Jahren stark an Bedeutung verloren, für viele Leute ist die eigentliche Szene derzeit in Europa angesiedelt. Man kann in Deutschland häufiger Hardcore-Bands aus Amerika sehen als in den Vereinigten Staaten selbst. Wie siehst du das?

Das ist so und ich denke, dass dieser Zustand schon etwas länger andauert. Leider habe ich keine wirkliche Erklärung dafür, außer dass die Europäer vielleicht loyaler mit Bands umgehen. Wenn sie etwas lieben, bleiben sie für immer dabei.

Eigentlich soll es hier ja um THE TAKE gehen, aber als großer SPUDMONSTERS-Fan muss ich dich dennoch eines fragen: Gibt es irgendwelche Chancen auf ein Wiedersehen mit euch als Band?

Kurzfristige Hoffnungen kann ich dir derzeit keine machen, lass dich überraschen. Man sollte nie nie sagen.

Am Anfang des Interviews habe ich BIOHAZARD erwähnt und auch die letzte Frage dreht sich darum. Das letzte Mal, als ich dich mit ihnen gesehen habe, hast du den Song „Justified violence“ so verdammt gut gesungen, das war besser als Evan in seinen besten Zeiten. Da dieses Stück nicht häufig auf der Setlist vorkommt, würde ich gerne nach deinen Lieblings-BIOHAZARD-Songs fragen.

Danke für das Lob, so was weiß ich zu schätzen. Der Grund, warum wir „Justified violence“ spielten, war, weil ich es wollte. Auch jedes andere Lied, das nicht Teil der normalen Hitliste war, ist häufig auf meinem Mist gewachsen. Ich bin selbst BIOHAZARD-Fan durch und durch und habe es auch aus der Fanperspektive gesehen. Da will man doch vor allem die Kracher aus den Anfangstagen hören. Außerdem wollte ich nicht, dass die Leute immer bloß dieselbe Show sehen. Meine Lieblingslieder sind das BAD RELIGION-Cover „We’re only gonna die (From our own arrogance)“, „Shades of grey“ und „Urban discipline“. Wobei wir beim erstgenannten Song wieder am Anfang sind, denn genau wie bei THE TAKE ist der Punkrock die eigentliche Grundlage.

Benjamin Korf