SUN COUSTO

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Twee Satanism

SUN COUSTO, das sind Isumi Grichting („3 amps sick guitar and deep mumbled satanic voices“) und Julie Bugnard („cousto kick thunder drums and crystal death voices“). Metal? Nope. Eher schwer selbstironischer LoFi-Gitarrenlärm, der sich mit der B-Seite ihrer jüngsten Single „Do You Wanna Die“ in Richtung Alte-Schule-Punkrock bewegt. Warum jeder, der Lust hat, auch ohne Vorkenntnisse eine Band gründen sollte, erklärt Drummerin Julie Bugnard.

Wie fing das alles 2017 an?

Isumi und ich haben uns während des Theaterstudiums an der Manufacture in Lausanne kennen gelernt und ziemlich schnell festgestellt, dass wir musikalisch auf einer Wellenlänge waren. Also sind wir zunächst zusammen auf Konzerte und Festivals gegangen und haben eines Nachts im Zelt nach einem großartigen Konzert beschlossen, einfach selbst eine Band zu gründen. Ohne eine Ahnung davon zu haben, haha.

Euer Motto „Hopefully we don’t know how to play“ stammt vermutlich noch aus dieser Zeit?
Ja, als wir angefangen haben, hatte ich überhaupt keine Ahnung, wie man Schlagzeug spielt. Ich hatte nie Unterricht. Isumi hat zwar mal als Vierzehnjährige in einer Black-Metal-Band gespielt, aber sie hatte auch keine wirklich große Erfahrung mit der Gitarre. Wir wussten auch beide nicht, wie man Songs schreibt. Wir haben uns nicht um Können geschert, sondern einfach losgelegt. Nach zwei Monaten regelmäßigem Proben hatten wir dann zwölf Songs zusammen. Es war alles ziemlich experimentell – ohne dass wir das Experimentelle zu diesem Zeitpunkt großartig bemerkt hätten, haha, das war noch sehr arglos. Wir wollten das unbedingt, da steckte unglaublich viel Energie dahinter. Dann hatten wir auch schon unseren ersten Gig, das ging alles ziemlich schnell. Unsere Vorbilder waren auch eher LoFi, wir haben zum Beispiel viel BEAT HAPPENING gehört, die waren in Frankreich eine echt große Nummer. Das hat uns vielleicht auch ermutigt und manches ermöglicht.

Läuft das heute bei euch noch immer so experimentell?
Wir haben eine ganze Menge Erfahrung über das Live-Spielen gesammelt, dadurch hat sich innerhalb von etwa sechs Monaten nach unserem Start schon super viel bewegt. Learning by doing, so haben wir uns gemeinsam schnell weiterentwickelt. Auf diese Weise haben wir auch unsere ganz eigene Spielweise entwickelt. Ich bin inzwischen zwar deutlich besser, habe aber nie konventionelle Schlagzeug-Techniken gelernt. Wir bewegen uns ein Stück weit in unserer eigenen kleinen Welt. Das ist zwar noch immer etwas experimentell, aber auf jeden Fall wesentlich virtuoser als zu Beginn, haha. Es gibt auf jeden Fall noch eine ganze Menge zu entdecken und macht unglaublich viel Spaß.

Ihr beschreibt eure Musik als Twee Satanism. Was heißt das, süß und fies?
Ja, schon irgendwie. Wir erfinden und erzählen gerne kleine Geschichten. Twee Satanism haben wir zusammengebastelt aus zwei gängigen Schlagworten aus Musikrichtungen, die uns beeinflusst haben: Twee-Pop und Black-Metal. Dann haben wir eine Nonsensstory drumherum gebaut über Freunde, die gemeinsam abhängen und zum Spaß Kirchen niederbrennen. Wir spielen gerne mit dem Paradox aus süßen, knuffigen und eher düsteren, brutalen Elementen, da prallen Humor und Horror schon mal ziemlich hart aufeinander. Die große Provokation auf textlicher und musikalischer Ebene gehört da mit dazu, subtil kann ja jeder, haha. Dissonanz und Wohlklang liegen dann manchmal auch ganz nah beieinander.

Das symbolgespickte Artwork der „Do You Wanna Die“-7“ lässt auch einen feministischen Hintergrund vermuten.
Na ja, eigentlich ist es ja bereits eine feministische und politische Aussage, als Frau eine Bühne zu betreten und Musik zu machen. Das haben Isumi und ich ziemlich schnell festgestellt. Dabei muss ich niemanden belehren oder etwas vorschreiben, es reicht schon, mit Spaß an der Sache mein Ding durchzuziehen. Ist ja irgendwie auch irgendwie eine Form des Empowerments.

Beeinflusst eure Theaterausbildung das in irgendeiner Form?
Nein, auf gar keinen Fall, das trennen wir ganz strikt voneinander. Musik ist für uns einfach viel direkter und echter. Wir sind dann ganz wir selbst und verstecken uns nicht hinter irgendeiner Figur. Während ich Musik mache, bin ich, glaube ich, mir selbst gegenüber am ehrlichsten und aufrichtigsten. Musik machen kann unglaublich befreiend sein, das sollte jeder zumindest mal ausprobiert haben.