STRUNG OUT

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Kings of Metal-Punk

STRUNG OUT können schon fast als Veteranen der kalifornischen Szene, die in den 1990er Jahren einen seitdem unerreichten Höhenflug hatte, bezeichnet werden. Was sie jedoch bis heute von vielen anderen Bands unterscheidet, ist der Metal-Einfluss, der sich im ausgefeilten Zusammenspiel zwischen Gesang, aufwendigen Gitarrensoli und dem kraftvollen Schlagzeug zu einer Musikrichtung verdichtet, die sich nicht so ohne weiteres als Punkrock bezeichnen lässt. Die Veröffentlichung ihres siebten Albums, "Blackhawks Over Los Angeles", das wie gewohnt auf Fat Wreck Chords aus San Francisco erschien, war Anlass für dieses Interview, für das Gitarrist Jake Kiley per E-Mail einige Fragen beantwortet hat.

Wie schon das 2004er-Album "Exile In Oblivion" wurde "Blackhawks Over Los Angeles" von Matt Hyde produziert. Dennoch klingt es weniger düster und hart als der Vorgänger. Teilst du diesen Eindruck?


Man kann vielleicht schon sagen, dass es zwar nicht so düster wie "Exile In Oblivion" geworden ist, doch es ist, wie ich denke, besser ausbalanciert. Die Melodien sind diesmal stärker, auch wenn es nach wie vor aggressive Passagen gibt.


Für den Hörer eines neuen Albums ist dessen Veröffentlichung eher eine Momentaufnahme als das Resultat eines - in diesem Falle drei Jahre langen - Prozesses. Was waren in dieser Zeit die Einflüsse auf die Band und letzten Endes auf das Album?

Vor allem die Eindrücke, die wir in der ganzen Welt gesammelt hatten. Es ist aber auch unser Kommentar zum gegenwärtigen Zustand unseres Landes. Wir sind für das vergangene Album sehr viel getourt und haben diesmal erst ein paar Monate, bevor wir ins Studio gegangen sind, mit dem Schreiben angefangen. Ich glaube, dies ist unser erstes Album, auf dem kein Lied älter als ein Jahr ist, "Letter home" ist erst eine Woche vor Beginn der eigentlichen Aufnahmen fertig geworden. Das alles hat das Album für uns zu einem erfrischenden Erlebnis gemacht.


STRUNG OUT-Lieder sind komplexer als der durchschnittliche Punkrock-Song. Wie sieht die Zusammenarbeit der Bandmitglieder sowohl untereinander als auch mit Matt Hyde aus, vom Schreiben der Lieder bis zu den Aufnahmen?

Wir haben alle unterschiedliche musikalische Hintergründe und Einflüsse, und manchmal ist es in der Tat ein wenig kompliziert, wenn wir unsere verschiedenen Ideen zu einem Song zusammenfügen wollen. Aber in der Regel probieren wir alles ein paar Mal aus, und dann sind wir uns auch einig, wenn einige Dinge nicht funktionieren. Matt Hyde ist unglaublich - ihm fallen Dinge auf, die wir entweder übersehen oder gar nicht bedacht haben, und es ist großartig, wenn man eine Meinung von einem Außenstehenden hat, dem man vorbehaltlos vertrauen kann.


Schon in dem Lied und dem Video zu "Cemetery" von 2002 und jetzt in dem Song "Blackhawks over Los Angeles" malt ihr ein nahezu apokalyptisches Bild von L.A. Die Stadt scheint sehr inspirierend zu sein, wie ist euer Verhältnis zu ihr?

Ich glaube, seit wir hier leben, hacken wir ein wenig auf ihr herum. Wir alle lieben diese Stadt, doch sie hat auf jeden Fall auch dunkle Seiten, die uns aber schon immer gefesselt haben - wahrscheinlich so wie jede andere Stadt auch, aber wir haben hier schon einige Freunde verloren gehen sehen.


Die westlichen Nationen befinden sich nahezu ununterbrochen im Kriegszustand, und Krieg ist auch eines der Leitmotive eurer Alben. Denkst du, dass Gewalt in unserem Alltag eine außergewöhnlich große Rolle spielt?

Es scheint, dass unsere Gesellschaft nahezu von Gewalt besessen ist, aber ich denke, das war schon immer so. Auch wenn wir sehr auf Gewalt konditioniert sind, so denke ich nicht, dass jemand allein deshalb gewalttätig handelt, denn da spielen auch noch andere Faktoren eine Rolle. Man sollte die alltägliche Gewalt und damit die Realität nicht verschweigen, wie es in den USA mitunter geschieht - so wie sie auch Nacktheit im Fernsehen zensieren. Denn das verstärkt nur schon die bestehende Schuld und die Heucheleien.


In einigen Liedern bezieht ihr euch auf Symbole des Christentums, und in "The king has left the building" wendet ihr euch gegen den Glauben an die Wiederkehr Christus'. Wie bewertest du den Stellenwert der Religion in der Gesellschaft?

Wenn Religion jemanden zu einem glücklichen und besseren Menschen macht oder seinem Leben einen Sinn gibt, dann habe ich nichts dagegen. Doch ich habe den Eindruck, dass ihre Religiosität manchen Menschen ein Überlegenheitsgefühl über andere gibt, und dass viele Leute nicht selbstständig denken können. Fakt ist, dass mehr Menschen im Namen der Religionen gestorben sind und gelitten haben als aus irgendeinem anderen Grund, selbst, wenn man nur die letzten hundert Jahre betrachtet.


STRUNG OUT besteht seit den frühen 1990er Jahren, und ihr habt als Band sowohl die kommerzielle Hochphase des Punkrock Mitte des Jahrzehnts als auch den Siegeszug des Internet miterlebt. Hat sich deiner Meinung nach die Szene selbst in diesen Jahren essentiell verändert?

Die heutige Szene hat absolut nichts mehr mit der Szene von vor zehn Jahren gemeinsam. Ich rede jetzt primär von den Vereinigten Staaten, wo die Warped Tour zu einer Highschool-Modenschau geworden ist und mehr Kids ein Glätteisen als ein Skateboard bei einer Show dabei haben. Die Konzepte von Individualität und Unabhängigkeit, die ich immer als Grundpfeiler von "Punk" betrachtet habe, sind nur noch schwer zu finden. Obwohl die Szene in den 1990ern riesig war, gab es damals wirklich eine Art von Gemeinschaftsgefühl, und alle verbrachten viel Zeit miteinander und unterstützten sich gegenseitig. Heutzutage kommunizieren die Bands eher über Alternative Press-Covers und Interviews, in denen sie sich beleidigen, und letzten Endes geht es immer darum, jemanden zu kopieren, der letzte Woche berühmt war. Also, als Antwort auf deine Frage, ich würde Ja sagen.


Viele Fans geben sich der Band hin, indem sie sich beispielsweise STRUNG OUT-Tattoos stechen lassen, wie man auf eurer Homepage sehen kann. Wie geht ihr mit dieser Hingabe um?

Wir sind uns dieser Verantwortung durchaus bewusst. Ich meine, wenn jemand unsere Kunst auf seinem Körper verewigt, dann können wir das eigentlich gar nicht ausgleichen! Kein Einziger sollte jemals eine solche Entscheidung bereuen. Alles, was wir bieten können, ist, unsere ursprüngliche Hingabe zu all dem beizubehalten. Und unsere Musik ist der beste Weg, auf dem wir dies machen können.