STRUNG OUT

Foto© by Rick Kosick

An der Betonmauer

STRUNG OUT gibt es bereits seit 35 Jahren, eigentlich unfassbar, wie viel Respekt man haben muss, wenn etwas über so eine lange Zeitspanne auf so hohem Niveau funktioniert. Doch wo andere Bands sich auf ihren Lorbeeren ausruhen, da trotzen die Kalifornier der Stagnation und erfinden sich immer wieder neu. Wir wollten von Sänger Jason wissen, wieso es sich immer wieder lohnt, Risiken einzugehen, und wieso das neue Album „Dead Rebellion“ eines der besten in der Bandgeschichte geworden ist.

Dead Rebellion“ klingt so anders als alles, was ihr vorher veröffentlicht habt, wie kam es dazu?

Das Album entstand in einer ganz schön beschissenen Zeit, – und entstehen da nicht immer die besten Alben? Ich empfinde es wie ein wundervolles Bild an einer rauen Betonmauer. Die Mauer verschwindet dank der Farben des Bildes. Auch wenn die Mauer nie ganz weg sein wird, wird das Bild als Symbol für die Freiheit im Vordergrund stehen. So sehe ich „Dead Rebellion“ als ein Zeichen der Veränderung und der Hoffnung. Wir wollten keinen Stillstand zulassen.

Raus aus der Komfortzone also?
Definitiv. Wir haben großes Glück, dass alle Mitglieder von STRUNG OUT für sich selbst gesehen großartige Musiker und Songwriter sind. Das hält die Musik spannend und am Leben. Wenn nur eine Person für die Musik verantwortlich wäre, wäre dies weitaus schwieriger. Was man hört, sind fünf Individuen, die sich dem großen Ganzen unterordnen, nämlich den bestmöglichen Song zu schreiben. Wir sind sehr selbstkritisch und hinterfragen uns permanent, aber auf eine konstruktive Art und Weise. Da muss man manchmal die eigenen Grenzen ausloten und alte Muster durchbrechen.

Gibt es ein Erfolgsrezept, um eine Band über 35 Jahre hinweg am Laufen zu halten?
Es sind die kleinen Momente zusammen. Wenn ich an STRUNG OUT denke, dann stelle ich mir einen abgehalfterten alten Waschsalon vor, in dem man Wäschetrockner mit Kleingeld bedient. Dieses Geräusch, wenn du eine Münze in deinen Klamotten vergessen hast und es im Trockner rattert. Das beruhigt mich irgendwie. Sieh es als eine Metapher für die simple Schönheit der einfachen Dinge. Und wenn du diese kleinen Dinge schätzen und genießen lernst, dann kannst du auch über 35 Jahre hinweg in einer Band sein.

Die Welt ist gerade in einem schwierigen Zustand. Wie sehr hat diese Tatsache Einfluss auf eure Musik?
Ich glaube, dass sich Emotionen immer auch in der Musik widerspiegeln. Aber wann ist die Welt denn mal nicht beschissen? Alles, wonach man streben kann, ist, dass man selbst niemals zu einem schlechten Menschen wird. Dadurch wird die Welt vielleicht ein kleinwenig besser.

Ihr spielt im Sommer bei einigen Festivals in Europa. Habt ihr um die Termine herum eine Tour geplant?
Wir waren viel zu lange nicht in Europa, daher ist die Festivalrutsche so was wie ein Testlauf, ob die Leute uns noch sehen wollen. Ich freue mich riesig auf die Shows und wir werden definitiv auch Einzelkonzerte spielen. Macht euch also besser schon mal auf etwas gefasst.