Die Australier STAND ATLANTIC legen keine Pause ein und präsentieren uns ihr mittlerweile viertes Album „Was Here“. Darauf klingen sie noch wütender als bisher. Die Gründe dafür und die Botschaft hinter dem blutigen Albumcover erklärt uns Sängerin Bonnie.
Euer letztes Album ist zwei Jahre her, und jetzt habt ihr schon wieder ein neues fertig. Kannst du erklären, was sich für euch als Band in der Zwischenzeit verändert hat?
Wir haben immer das Gleiche getan, nämlich versucht, den Sound von STAND ATLANTIC zu erweitern, und ich denke, dieses Album ist der wahrhaftigste Ausdruck davon. Natürlich versuchen wir immer, die Leute zu anzusprechen, die uns schon eine Weile zuhören, und es gibt definitiv immer noch solche Tracks auf dieser Platte, aber ich denke, wir wollten einfach zeigen, dass es in diesem Leben keine Regeln gibt und man buchstäblich tun kann, was immer man will. Und wenn man eine bestimmte Art von Kunst machen will, sollte man nicht in irgendetwas hineingezwängt werden oder das Gefühl haben, dass man das nicht machen kann. Und ich denke, das war die wichtigste Aussage, die wir mit dieser Platte machen wollten. Ich habe einfach das Gefühl, dass wir immer versuchen, einen möglichst einzigartigen Sound zu kreieren, und ich hoffe, dass uns das mit dieser Platte gelungen ist.
Das Albumcover ist ziemlich explizit. Es sieht aus, als ob die ganze Band ermordet worden wäre. Zuerst schien es mir, als würde es das Ende der Band symbolisieren, was ich aber nicht hoffe!
Ich dachte, die Leute denken sich vielleicht, dass wir uns auflösen, und dann kommen sie zu allen Shows. Aber, nein, ich wollte dieses Gerücht nicht in die Welt setzen. Aber ja, es war irgendwie so, dass ich generell ich den Eindruck habe, dass es in den Liedern viele Anspielungen auf Blut und Tod gibt und darauf, sich selbst neu zu erfinden, oder einfach mit dem Gedanken zu spielen, sich als Person zu verändern. Ich stehe immer auf den blutigen Aspekt der Dinge. Ich glaube, wir hätten das mit dem Blut nicht machen müssen, aber ich dachte mir, es passt einfach. Lasst es uns einfach tun, verdammt.
Mir ist auch aufgefallen, dass Tod und Töten Motive sind, die ihr öfter auf dem Album berührt, in den Texten oder den Songtiteln. Warum war das für dich ein wichtiges Thema für dieses Album?
Ich glaube nicht, dass es eine bewusste Sache war. Ich habe schon immer über Erfahrungen geschrieben, die ich gemacht habe, und wie ich die Welt und mich selbst sehe, und ich habe auch in der Vergangenheit viel durchgemacht, sogar während „f.e.a.r.“ und so, aber bei diesem Album gab es eine Menge Veränderungen in meinem Leben, die sehr groß waren, und ich musste über vieles nachdenken. Es gab einen Punkt bei der Arbeit an diesem Album, an dem ich nicht wusste, ob ich es schreiben kann, weil ich vieles emotional verdrängt habe und ich hatte das Gefühl, nur noch ein Schatten meiner selbst zu sein, und das ist wirklich beängstigend, sich dem zu stellen und es zuzugeben, finde ich. Man kann all diese Dinge in seinem Kopf denken, aber bevor man mit jemandem darüber spricht, ist man irgendwie gezwungen, sich damit zu konfrontieren, und das macht es irgendwie erst real. Und das war super beängstigend, aber wenn es diesen Moment nicht gegeben hätte, glaube ich nicht, dass das Album so geworden wäre. Seitdem habe ich einige der verletzlichsten Songs geschrieben, die ich je geschrieben habe, und ich habe mich viel freier gefühlt, weil ich mich vorher nicht getraut habe, das auszudrücken, und jetzt habe ich es gewagt. Dieses Album bedeutet mir also auch auf persönlicher Ebene sehr viel. Es spiegelt die Hölle wider, die ich durchgemacht habe, und ich weiß, dass ich auf der anderen Seite herausgekommen bin und aus der Scheiße, die ich durchgemacht habe, coole Kunst machen konnte.
Ihr habt bereits eine Europatournee angekündigt. Und die Tickets gehen ziemlich schnell weg. Gibt es etwas, das du euren deutschen Fans noch sagen möchtest?
Ich liebe Deutschland. Die gehen immer am härtesten ran. Es ist so irre. Wir können es kaum erwarten, euch zu sehen. Ich liebe auch die brutal ehrlichen Kommentare, die wir in Deutschland immer bekommen. Wir sind beim Merch oder so oder sehen Fans draußen in der Nähe des Busses und sie sagen immer: „Hey, ich mochte euer Set heute Abend“, und wir sagen: „Okay, cool, danke, Mann!“ Dann sagen sie: „Aber beim letzten Mal wart ihr irgendwie viel besser!“ Oder andersherum. Das ist echt krank, Mann, danke, dass ihr gekommen seid, danke, dass ihr euch ein Shirt geholt habt, cheers!
Das ist lustig, weil ich WAGE WAR neulich interviewt habe und sie genau das Gleiche über deutsche Fans gesagt haben.
Das gibt’s doch nicht! Seht ihr? Ich lüge nicht! Das ist die verdammte Wahrheit! Es ist so lustig! Man braucht es aber, es ist so demütigend. Ich liebe es. Ich begrüße es.
© by Fuze - Ausgabe #73 Dezember/Januar 2018 und Christian Biehl
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