SONIC SURF CITY

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The (pseudo)surfers that came back from the cold

Cowabunga, all ihr coolen Surfer-Girls und -Boys da draußen, hört die frohe Kunde: Ein fulminantes Comeback rollt, den „big waves“ vor den Traumstränden O’maos und Waimeas gleich, noch dieses Jahr auf uns zu. Die Rede ist von niemand Geringerem als SONIC SURF CITY aus Norrköping, Europas wahrscheinlich wohl bestgehütetem Geheimnis in Sachen adrenalinbefeuertem und furios-mitreißendem Surf-Powerpop-Punkrock’n’Rolls! Zwischen 1989 und ’97 brannten diese, damals noch fünf, nimmermüden Schweden jedenfalls ein kontinuierliches Hitfeuerwerk an unsterblichen Baggersee- und Bubblegum-Hymnen ab, die bestimmt nicht nur bei mir schon zur vollständigen Veredelung manch eines Sommerwochenendes dienten. Zur Verkürzung der Wartezeit auf das hoffentlich nicht mehr allzu lange ausstehende neue Album seien übrigens jedermann die beiden essentiellen, auf dem spanischen Qualitätslabel No Tomorrow erschienenen Compilations „The Surfers That Came From The Cold“ sowie „Best Of The Rest“ empfohlen. Alles Weitere zu „past, present and future“ einer der herausragendsten, wenn auch meistunterschätzten Bands ihres Genres nun vom 41-jährigen Gründungsmitglied und Bassisten Stefan „Hot Rod“ Andersson himself.

Stefan, bitte zunächst mal ein kurzer Überblick über die SONIC SURF CITY-Bandhistorie. Und mal Hand aufs Herz: Kann denn von euch überhaupt irgendjemand wirklich surfen?

Surfen? Na klar doch. Aber um ehrlich zu sein: Wir können ja noch nicht mal richtig schwimmen. Zwar weiß ich, dass unser Sänger und Gitarrist Woodie einige Zeit lang ein Brett mit sich spazieren fuhr, als er in San Diego lebte, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass er es jemals ausprobierte. Höchstwahrscheinlich verband er damit nur die naive Hoffnung, ab und zu mal eine Frau beeindrucken und in die Horizontale befördern zu können, haha ...Wir hatten auch nie den festen Vorsatz, unbedingt eine Surfband sein zu wollen, wenngleich doch die ganze damit zusammenhängende Kultur schon immer eine ziemliche Faszination auf uns ausgeübt hat. Mitte der Achtziger spielte ich jedenfalls noch mit unserem Schlagzeuger Tee Tee in einer rockigeren Punkband, den BAD BONES, und mit Woodie in einer Popgruppe namens SISTER JAMES. Eines Tages experimentierten wir dann einfach mal mit ein paar Songs in unserem Proberaum, die nicht so recht in das Repertoire dieser beiden Bands passten. Wir standen damals einerseits ziemlich auf Pop-Punk und Powerpop vom Schlage BARRACUDAS, UNDERTONES, BLONDIE und PRIMITIVES und zum anderen hörten wir auch viel alten Sechziger-Jahre-Surfbeat, wie zum Beispiel die FANTASTIC BAGGYS, JAN & DEAN, RIP CHORDS und die FOUR SPEEDS. Es sollte im Grunde wirklich nur ein Spaßprojekt sein, wir knüpften keinerlei Erwartungen daran. Als wir dann 1989 unsere erste 7“ „Let’s Go Surfin“ herausbrachten, hatten wir noch kaum einen einzigen Gig gespielt, doch die überschwänglichen Reviews, die wir daraufhin bekamen, übertrafen unsere Vorstellungskraft bei weitem! Ein Jahr darauf erschien das Minialbum „Beach Bop“ und wir erhielten mittlerweile schon Fanpost aus allen Ecken der Welt. Trotzdem behielten wir unseren Fokus zunächst noch auf unseren alten Bands und erst ab 1992 begannen wir die ganze Sache ein wenig ernster zu nehmen und uns auf SONIC SURF CITY zu konzentrieren.

Bis 1997 habt ihr es auf einen ganzen Stapel Singles, zwei Minialben und zwei „richtigen“ Longplayern gebracht. Meines Erachtens stellt wirklich jede einzelne dieser Scheiben einen Genreklassiker für sich dar und eure beiden „Full-lengths“ wurden damals sogar auf einem schwedischen Sublabel von Universal veröffentlicht. Mich erstaunt, dass ihr damals offensichtlich trotzdem weitgehend ignoriert wurdet, gerade im Vergleich zu euren musikalisch durchaus verwandten und, insbesondere hierzulande, viel populäreren Landsleuten PSYCHOTIC YOUTH und SATOR. War der ausbleibende Erfolg damals mit ein Grund für euren Split?

Schwer zu sagen, inwiefern es mit ausbleibendem Erfolg zu tun hatte, ein wichtiger Grund war mit Sicherheit auch, dass sich Woodie damals entschied, nach San Diego zu ziehen. Aber rückblickend betrachtet, war es gewiss ein Fehler, bei einem Major zu unterschreiben: Wir hatten bei Universal nicht die geringste Priorität und bekamen demzufolge auch fast keinerlei Unterstützung. Doch auch wenn der Kreis unserer Fans relativ überschaubar gewesen sein mag, so erstreckte er sich dennoch über den gesamten Planeten, nicht nur Schweden oder Spanien und Japan, wo später unsere Compilations erschienen. Letztens erst erhielt ich eine E-Mail von einem Typen aus Vietnam, der alle unsere Platten besitzt. Aus ganz Europa, Japan, Südamerika, Australien sowie den USA erreichen uns Zuschriften von Leuten, die behaupten, dass wir eine Inspiration für sie gewesen seien, die geradezu darum betteln, dass wir bei ihnen spielen sollen, und ständig stoßen wir auf Bands, die unsere Songs covern ... Wir haben also offensichtlich mehr erreicht, als wir je geahnt haben, und genau das ist auch der Grund dafür, dass wir es noch mal wissen wollen!

Darf man mal fragen, was ihr die ganzen vergangenen zwölf Jahre über so getrieben habt? Zu meinem großen Bedauern vernahm ich nämlich von keinem von euch jemals wieder irgendein musikalisches Lebenszeichen. Und wie gestaltet ihr denn euer Leben heute abseits von SONIC SURF CITY?

Nachdem Woodie, wie schon gesagt, für fünf Jahre in die Staaten verschwand, spielten Tee Tee und ich in einer Countrypunk-Band namens NASHVILLE NEUROTICS. Wir veröffentlichten zwar zwei Platten, jedoch ohne dass es im Grunde irgendjemandem aufgefallen wäre. Es war auch eine ziemlich ausschweifende Zeit und wir hielten kaum einer Versuchung stand, viele vergeudete Jahre, aber heute sind wir quasi so gut wie clean ... Ich darf mich einen glücklichen Vater von zwei Mädchen und zwei Jungen nennen und versuche ansonsten, der gewöhnlichen Arbeit so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen, um die Band hier wieder an den Start zu kriegen. Woodie lebt heute in Stockholm und arbeitet als Neurowissenschaftler im Karolinska-Institut. Tee Tee genießt hauptsächlich einfach nur sein Leben und hängt ständig am Internet, um dort Ausschau nach altmodischen Drumkits zu halten. Und unser Neuzugang an der zweiten Gitarre, Sweet Cheeks, arbeitet als Musiklehrer, übrigens an derselben Schule, die auch mein ältester Sohn besucht.

Was ist eigentlich aus den ehemaligen Bandmitgliedern geworden? Insbesondere Nina Pasadena, die früher für die unglaublich bezaubernden Co- und Backingvocals verantwortlich zeichnete, wird gewiss nicht nur von mir bitter vermisst werden, wenn ihr dann wirklich bald eure ersehnte Comeback-Scheibe herausbringt.

Nina verließ 1995 leider die Band, als sie sich entschloss, mit ihrem Freund Niclas Kindvall, einem Profifußballer, der einige Jahre beim Hamburger SV aktiv war, nach Deutschland zu ziehen. Tatsächlich wollte ich sie ursprünglich überhaupt nicht in der Band haben, denn sie war damals noch meine Freundin und ich war eigentlich derjenige, der für die Falsetto-Backings zuständig war. Nur blöderweise habe ich so gut wie nie einen Ton getroffen und so schlugen Woodie und Tee Tee vor, ob sie denn nicht einfach diesen Job übernehmen könnte. Ich war überzeugt, dass das keine gute Idee sei, doch da habe ich mich geirrt. War wahrscheinlich einfach nur mein verletzter Stolz. Seit damals habe ich auf jeden Fall sehr viel an meiner Gesangstechnik gefeilt. Ich weiß zwar, dass sie mittlerweile irgendwo in Südschweden lebt, aber heute hat niemand mehr Kontakt zu ihr. Zum letzten Mal sahen wir uns, als wir 2004 gemeinsam auf dem Wipe Out Weekend in Spanien auftraten. Und unser früherer zweiter Gitarrist Rikki absolvierte zwar nach dem besagten Festival noch ein paar Auftritte mit uns, hatte aber kein Interesse an einer dauerhaften Reunion. Er möchte die dafür erforderliche Zeit lieber seiner Familie widmen.

Wieso hat es seit diesem ersten Comeback-Auftritt 2004, auf welchem ihr ja sogar gemeinsam mit dem legendären Davie Allen Headliner wart, ganze weitere fünf Jahre gedauert, bis ihr jetzt noch mal so richtig euer Glück versucht? Und was könnt ihr denn über euren Band-Neuling Sweet Cheeks so berichten? Er ist ja mit seinen 29 Jahren mehr als zehn Jahre jünger als der Rest von euch.

Oh Mann, ich kann nur sagen: Das Festival damals in Calella war schon ein klein wenig chaotisch. Ich glaube, niemand von uns hat danach noch an eine dauerhafte Reunion geglaubt, am allerwenigsten ich. Trotzdem spielten wir im selben Jahr noch auf einem großen „Christmas Party Bash“ in Stockholm und schließlich auf ein paar Sommerfestivals in Schweden. Mit der Zeit haben wir einfach gespürt, dass es uns wieder zunehmend Spaß macht, gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Nachdem wir die letzten Shows allerdings als Trio spielten, wurde uns klar, dass wir einen neuen zweiten Gitarristen benötigten, um mit voller Power weitermachen zu können. Sweet Cheeks kannten wir vorher schon ein wenig, wie gesagt, er ist Lehrer an der Schule meines Erstgeborenen und spielt außerdem noch bei einer Emopunk-Band namens THE NIFTERS. Definitiv ein cooler Kerl, mit dem wir meiner Meinung nach tatsächlich zehnmal besser klingen als je zuvor!

Nun, was darf man dieses Jahr noch von euch erwarten? Wie ich hörte, wollt ihr bald wieder ins Studio gehen. Habt ihr schon einige neue Songs im Kasten? Glaubt ihr wirklich, dass es euch nach all der langen Zeit gelingt, diese wilde, jugendliche Leidenschaft eurer alten Klassiker aufleben zu lassen?

Hey, das wird ganz gewiss nicht nur ein „nostalgia trip down memory lane“! Es wird hundertprozentig neue Songs und neue Veröffentlichungen geben. Nachdem Sweet Cheeks jetzt allerdings erst seit Anfang des Jahres mit an Bord ist, sind wir nach wie vor fleißig am Proben und wollen auch noch einige Gigs miteinander spielen, bevor wir uns wieder ins Studio wagen. Wir machen uns da keinen Druck, aber ich kann versichern, dass unser neues Zeug mindestens genau so gut sein wird wie unsere alten Sachen, wenn nicht sogar noch besser.