SONIC SURF CITY

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Die Rückkehr der guten Laune

SONIC SURF CITY sind eine Institution in Sachen Surf-themed Pop-Punk. Seit 1988 sorgen die Schweden mit ihrer fröhlichen Mischung aus den Gesangsharmonien der BEACH BOYS und der Energie der RAMONES weltweit für gute Laune und besitzen eine treue Fangemeinde. Als Pioniere in diesem Bereich begründeten sie maßgeblich den guten Ruf Skandinaviens für dieses Musikgenre. Nach über vier Jahren Release-Pause ist gerade das neue Album „Victory At Sea“ erschienen. Höchste Zeit, dass die Band in der aktuell angespannten Situation wieder einmal für positive Stimmung sorgt. Bassist Stefan Andersson stellt sich unseren Fragen zum aktuellen Album.

Wie seid ihr durch die Pandemie gekommen?

Bisher können wir uns nicht beklagen, wir haben überlebt. Die Hälfte der Band war zwar an COVID-19 erkrankt, aber zu keinem Zeitpunkt gab es für einen von uns eine ernsthafte Gesundheitsgefährdung.

Und als Band?
Wir haben den Lockdown genutzt, eine ganze Reihe neuer Songs zu schreiben und das neue Album einzuspielen. In der ganzen Zeit konnten wir leider keine Konzerte spielen, was natürlich total blöd ist. Aber sicher hätte es noch schlechter laufen können. Es gibt eine ganze Menge Leute, die hat es deutlich schlimmer getroffen.

Hatte die Pandemie Auswirkungen auf das Album?
Ich glaube nicht, dass die Songs ohne Corona anders geworden wären. Schwer zu sagen. Tatsache ist aber, dass wir ordentlich im Zeitverzug sind. Eigentlich hätte das Album schon vor sechs Monaten erscheinen sollen. Aber für die Verzögerung gibt es neben der Pandemie auch noch andere Gründe. Die Vinylversion des Albums ist immer noch nicht in Sicht. Die Lieferzeiten für Vinyl, also das ist im Moment echt krank. Die CD ist jetzt raus und ich hoffe, dass die LP irgendwann im Herbst geliefert wird.

Das neue Album ist eure erste Veröffentlichung auf Mottow Soundz.
Ein alter Freund von uns, der lange in London gelebt hat und über viele Kontakte verfügt, hat uns zusammengebracht. Bei Mottow Soundz fand man uns gut und hat uns gleich unter Vertrag genommen. Zu dem Zeitpunkt des Deals hatten wir auch gerade kein Label. Unser letztes Album „Épico!“ ist 2018 bei Vinylgossen erschienen. Mit dem Label und der Vermarktung des Albums waren wir aber nicht wirklich glücklich, das ist überhaupt nicht gut gelaufen. Aber jetzt spüren wir, dass wir wieder auf dem richtigen Kurs sind.

Erscheint das Vinyl auch bei Mottow Soundz?
LP und CD kommen in Europa bei Mottow Soundz raus und enthalten beide die identischen 16 Songs. Die LP soll es sogar in mehreren Farben geben. Wir haben daneben noch einige weitere Songs eingespielt, die stehen dann für Single-B-Seiten und Compilation-Beiträge zur Verfügung. Vielleicht gibt es auch noch eine Japan-Version der CD, da könnte dann eventuell noch ein Bonustrack dabei sein, das lieben die japanischen Labels ja total. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass zur Zeit wieder mehr CDs gekauft werden, auch wenn ich meinerseits Vinyl bevorzuge.

Würdest du „Victory At Sea“ als typisches SONIC SURF CITY-Album beschreiben?
Ja, ich denke schon, dass es typisch für uns ist, nur noch besser, haha. Wir haben dieses Mal die Basic-Tracks mit Bass, Gitarre und Drums live eingespielt und dann versucht, diese weitgehend zu nutzen. Dadurch wirkt der Sound schon sehr kompakt und dynamisch.

Ich finde, dass die Songs dieses Mal sehr kurz sind, viele sind kürzer als zwei Minuten.
Eigentlich haben wir schon immer recht kurze Songs geschrieben. Ein perfekter Song sollte auf jeden Fall nicht länger als zweieinhalb Minuten lang sein. Das versuchen wir auch immer einzuhalten. Von den 16 Tracks überschreitet gerade einmal einer die Drei-Minuten-Grenze.

Bei dem Album vermisse ich ein Booklet mit den Songtexten. Sehr schade gerade bei einer Band, die für ihre Mitsing-Hymnen bekannt ist.
Ich weiß nicht, was da schiefgelaufen ist. Ich war in den Gestaltungsprozess des Albums auch nicht wirklich involviert. Ich hoffe, dass wir das wenigstens noch für die Vinylversion hinbekommen.

Auf eurem Album gibt es auch zwei Stücke mit weiblichem Leadgesang, die aus meiner Sicht mit zu den Album-Highlights zählen. Soll das zukünftig noch ausgeweitet werden?
Wir hatten früher schon weibliche Unterstützung in der Band, das hat durchaus Tradition bei uns. Aktuell werden wir von Evelina unterstützt, sowohl im Studio als auch auf Tour. Wir wollten die beiden Songs eigentlich mit ihr aufnehmen, aber es hat irgendwie terminlich nicht funktioniert. So ist bei den Aufnahmen wieder Sara Samuelson eingesprungen, die uns bereits seit dem „Pororoca“-Album gesanglich unterstützt.

Mit „Summer breeze“ befindet sich auch eine feine Coverversion von der spanischen Band THE SURFIN’ LIMONES auf dem Album.
Ich glaube, das war die Idee unseres Gitarristen Johan. Im Proberaum haben wir mit deren Song „Viento de verano“ ein bisschen herumgealbert, und es hat solch einen Spaß gebracht, dass wir entschieden haben, den Song mit englischem Text auf das Album zu nehmen. Damit haben wir uns quasi auch revanchiert. Die SURFIN’ LIMONES haben schon eine spanische Version unseres alten Klassikers „Sha na na na na“ auf einem ihrer Alben gehabt. Ihr Frontmann Pablo hat mich deswegen vor einigen Jahren mal kontaktiert, ob sie den Song covern dürften. Daraufhin haben sie uns auch für einige Shows nach Mallorca eingeladen, was einfach nur großartig war. Da würde ich jederzeit wieder gerne hin. Wir haben auch schon Pläne für eine gemeinsame Spanientour gehabt. Mal schauen, was sich so ergibt.

Der Titeltrack „Victory at sea“ klingt aber mehr nach den POGUES als nach den traditionellen SONIC SURF CITY.
Die POGUES sind eine von Olas absoluten Lieblingsbands. Ich glaube, dass er diesen Song schon länger mit sich herumtrug, aber sich irgendwie nicht traute, ihn mit der Band umzusetzen. Der Text basiert übrigens auf einer wahren Begebenheit aus seiner Zeit in San Diego. Den Song haben wir bisher einmal live gespielt. Ob er zukünftig auf der Setlist stehen wird oder ob wir weitere Stücke in diesem Stil schreiben werden, ist noch offen. Ich vermute eher nicht.

Wie sieht es aktuell mit Tour-Aktivitäten aus?
In den letzten Wochen hatten wir schon einige Shows in Schweden. Einige stehen jetzt noch im Sommer und im Herbst an. Und nächstes Jahr geht es hoffentlich wieder nach Japan, wo wir viele treue Fans haben. Eine Tour durch Deutschland reizt uns auch, aber es ist aktuell schwierig, Veranstalter und Unterstützer dafür zu finden.

Weltweit gibt es aktuell viele Krisen. Wie zeitgemäß ist es eigentlich, heutzutage noch kleine Gute-Laune-Songs zu spielen, die davon handeln, an den Strand zu gehen, auf den Wellen zu schaukeln und Spaß zu haben?
Wir sind in der Band vier Individualisten mit festen Ansichten und Überzeugungen. Ist es berechtigt, in diesen schwierigen Zeiten noch Gute-Laune-Songs zu spielen? Natürlich ist es das. Bei allem, was gerade so passiert ist und aktuell noch passiert, sollte man das auch auf alle Fälle weiter tun.

Schweden ist für einige herausragende Surf-Pop-Punk-Bands bekannt. Wie ist das zu erklären?
Ich kann jetzt natürlich nur für uns sprechen. Als wir damit loslegten, gab es keine andere Band in Schweden, die das machte. Die weiteren Bands folgten uns, was uns schon ein bisschen stolz macht.

Mit den KAHUNA SURFERS steht eine weitere großartige Band in den Startlöchern, sie haben gerade mit einer Split-EP mit PSYCHOTIC YOUTH ein überzeugendes Debüt hingelegt.
Wir haben gerade einige Shows mit ihnen in Südschweden gespielt. Ich bin sicher, dass man noch einiges von ihnen hören wird. Wir kennen die Bandmitglieder schon länger, sie sind früher regelmäßig zu unseren Shows gekommen.

Und wer ist euer größter Mitbewerber für das beste Sommer-Pop-Punk-Album 2022?
SONIC SURF CITY kennen keine Konkurrenz ... Nein, das war nur ein Spaß, haha. Ich weiß es tatsächlich nicht. In letzter Zeit hat es tolle Alben von PSYCHOTIC YOUTH, von den YUM YUMS und den RANDELLS gegeben. Um ehrlich zu sein, für dieses Jahr fehlt mir etwas der Überblick, da ich auch sehr viele unterschiedliche Musik höre und nicht rein auf Surf-Pop-Punk fixiert bin.