Spätestens seit ihrem Debütalbum „Speed“ von 2018 ist die 2014 gegründete und sehr umtriebige Band aus dem schwedischen Göteborg eine feste Größe in der Action-Rock-Szene. Letztes Jahr verging kaum ein Monat, in dem nicht ein weiteres Album oder eine neue Single herauskam. Woher nimmt die Band die Energie und was treibt sie an? Gitarrist/Sänger Max Andersson und Gitarrist Max Ljungberg beantworten uns ein paar Fragen.
2023 habt ihr mit „Barely Alive!“, „All Time Low“ und „The Avenue A Sessions“ bereits drei Alben und außerdem noch vier Singles veröffentlicht. Wie schafft ihr das?
Max L.: Wir haben erst vor ein paar Tagen festgestellt, wie viel wir tatsächlich veröffentlicht haben. Das ist schon erstaunlich. Es sind drei sehr unterschiedliche Alben. „Barely Alive“ ist eine Kompilation mit alten B-Seiten- und anderen Tracks, die bisher nur auf auf Vinyl erschienen waren. Jetzt sind alle Stücke zusammen gepackt und neu gemastert. Sie ist auf allen digitalen Plattformen und natürlich auf Vinyl erhältlich. „All Time Low“ ist unser drittes Studioalbum mit brandneuen Songs. Wir haben ein paar Singles gemacht, um das Album zu promoten, und es ist wirklich schön, ein paar neue Songs in unser Live-Set einzubauen. „Avenue A Sessions“ ist eine Live-Aufnahme, die 2020 während der Pandemie entstanden ist. Die Stücke wurden erst dieses Jahr als Videoclips auf YouTube veröffentlicht. Es war nie geplant, eine physische oder digitale Veröffentlichung zu machen, bis Tvåtakt Records Interesse bekundete. Also haben wir einer exklusiven Vinylveröffentlichung zugestimmt, die fantastisch geworden ist.
Wie kam es, dass „The Avenue A Sessions“ vom schwedischen Label Tvåtakt veröffentlicht wurde, und nicht wie üblich bei Suburban?
Max A.: Wir mögen es, mit verschiedenen Labels und Leuten zu arbeiten, und das tun wir auch die ganze Zeit mit unseren Singles. Außerdem haben wir 2023 bereits zwei Platten bei Suburban veröffentlicht. Während der Pandemie hat jeder diese Live-Sessions gemacht und wir bekamen eine entsprechende Anfrage. Wir waren nie Fans davon, live ohne Publikum zu spielen, aber wir dachten uns, wir probieren es mal. Es wurde noch deutlicher, dass das Publikum die Hälfte des Erlebnisses ausmacht, also waren wir nicht zu 100% zufrieden mit dem Ergebnis. Aber nach ein oder zwei Jahren dachten wir uns, was soll es und haben es veröffentlicht. Gustav bei Tvåtakt Records mochte unsere Version von „Gimme shelter“ sehr und hatte gerade keine Veröffentlichungen geplant, also sprachen wir mit ihm darüber.
Mit Fisse Schager Lundstedt habt ihr jetzt auch einen Pianisten in der der Band. Inwieweit hat das euren Sound erweitert?
Max L.: Fisse ist schon seit vielen Jahren im Hintergrund tätig. Er ist auch auf unseren beiden letzten Studioalben und auf vielen Singles zu hören. Außerdem hat er in den letzten Jahren bei allen unseren Live-Shows mitgespielt. Es war also ein natürlicher Schritt, ihn endlich in die offizielle Besetzung aufzunehmen. Es ist wirklich cool, live einen ganzen Haufen zusätzlicher Instrumente zu haben, wenn er in Fahrt ist, brennt er. Fisse spielt neben Klavier auch Tamburin, Maracas und Vibraslap.
Die Anzahl eurer Singles ist sehr beeindruckend. Seid ihr immer im Studio? Und woher bekommt ihr die ganzen Ideen?
Max L.: Wir haben nicht mehr gezählt, wie viele Singles wir tatsächlich veröffentlicht haben. Es müssen mittlerweile über 25 sein. Wir lieben das Format und die Idee, Split-Singles mit Bands zu machen, die wir mögen. Zwischen den Studioalben und Touren ist immer Zeit für solche Projekte.
Wie kommt ihr mit den Bands für die Split-Singles in Kontakt?
Max L.: Viele sind Freunde von uns, die in der gleichen Szene sind. Wir treffen uns auf Festivals oder waren zusammen auf Tour. Die Szene ist klein und die meisten Bands kennen sich untereinander.
Manchmal gibt es bis zu sechs verschiedene Versionen eurer Alben, vor allem verschiedene Vinylfarben. Könnt ihr verstehen, dass es Leute gibt, die tatsächlich jede einzelne Variante im Schrank haben?
Max L.: Es ist toll zu sehen, wie unsere Fans Fotos von ihren Plattensammlungen posten und zu erkennen, dass wir ein großer Teil davon sind. Seit unserer ersten Single im Jahr 2014, „Full Speed Go“, haben wir hart an all unseren physischen Veröffentlichungen gearbeitet. Wir haben uns mit der Zeit eine Fangemeinde auf der ganzen Welt aufgebaut, die alles sammelt, was wir veröffentlichen. Manchmal machen wir eine sehr begrenzte Anzahl von Kopien in nur einer Farbe. Oder wir arbeiten mal mit verschiedenen Farben und Effekten. Wir haben vor ein paar Jahren eine Single für unseren Song „Desperado“ gemacht, die sogar vier verschiedene Hüllen hatte. Eine für jedes Bandmitglied.
„Barely Alive“ enthält auch den Coversong einer Band namens L.A.K.E., was sollte man über die wissen?
Max A.: L.A.K.E. war ein Projekt von meinem Vater, Leif Andersson, das er mit Kenneth Edfeldt in den späten Neunzigern und frühen Nuller Jahren hatte. Ich habe früher viel ihre Musik gehört. Schade, dass man sie nirgendwo streamen kann. Eine lustige Tatsache ist, dass wir immer noch ihr altes Tonbandgerät für unsere Aufnahmen benutzen, das hat die beste Verzerrung.
Inwieweit ist die Liebe zur Musik vom Vater auf den Sohn übergegangen?
Max A.: In allem. Von der Leidenschaft für Schallplatten bis zum Gitarre spielen. Ich bin damit aufgewachsen, ständig Punk und Rock zu hören. Das hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Ich erinnere mich, wie ich seine Bands MANIAX, DIVA und L.A.K.E. hörte und ihn super cool fand.
Wäre es unverschämt zu sagen, dass der Sound von SCUMBAG MILLIONAIRE die Lücke füllt, die THE HELLACOPTERS nach „Suppershitty To The Max!“ und „Payin’ The Dues“ hinterlassen haben?
Max L.: Wir hören oft, dass wir uns sehr nach den frühen HELLACOPTERS anhören. Das ist schmeichelhaft, weil es eine unserer persönlichen Lieblingsbands ist. Besonders aus dieser Ära. Abgesehen von der supershitty Produktion mit viel Feedback und Verzerrung sind unsere Songs, der Gesang und die Spielweise ganz anders als bei ihnen.
Würdet ihr sie als einen eurer Einflüsse bezeichnen?
Max L.: Sie haben uns definitiv inspiriert. Es ist wahrscheinlich der offensichtlichste Einfluss zusammen mit MOTÖRHEAD, RAMONES und BACKYARD BABIES. Aber wir sind auch stark beeinflusst von Bands wie den ROLING STONES, ABBA und VENOM. Wir hören alle Arten von Musik und ich denke, das beeinflusst unseren Sound am meisten.
Mit RAZORVOID gibt es auch mindestens eine Nebenspielwiese eurer Musiker. Was könnt ihr dazu sagen und gibt es noch andere Projekte, die man sich anhören sollte?
Max L.: Wir haben unseren eigenen großen und gemütlichen Proberaum, der perfekt ist, um Freunde zum Jammen und für Kollaborationen einzuladen. Unser Equipment ist immer so eingestellt, dass wir Aufnahmen und Demos sehr schnell machen können. Also wurde ein ganzer Haufen von neuen Bands und Nebenprojekten hier gegründet. RAZORVOID ist die Death-Metal-Side-Show von unserem Drummer Adde und unserem Bassisten Dennis. Sie haben gerade bei Jawbreaker Records unterschrieben und einige Songs veröffentlicht, die ihr euch anhören solltet, wenn ihr auf Oldschool-Death-Metal/D-Beat und Punk steht. Ein weiteres Nebenprojekte ist ONÅD, bei dem Adde, Max A. und Fisse zusammen mit Addes Freundin Elina und der Sängerin Sara düsteren, melancholischen Rock spielen.
Und dann gibt es noch SC-60 mit einem Video für den Song „Johan“. Wer und was steckt dahinter?
Max A.: Das ist auch ein Lied von meinem Vater. Es war ursprünglich ein MANIAX-Song, aber es gab davon nur eine Live-Aufnahme. Ich glaube, es war das erste Stück, das er jemals geschrieben hat. Mein Vater wurde 2022 sechzig Jahre alt und ich gab ihm zusammen mit Freunden und Familie die Möglichkeit etwas aufzunehmen, was immer er wollte. Also haben mein Vater, Adde und ich „Johan“ und „King of punk“ eingespielt. Der zweite ist auch ein L.A.K.E.-Song. Nach dem Abmischen und Mastern habe ich Marco von Ghost Highway gefragt, ob er interessiert sei. GHR hat den Song dann veröffentlicht und so konnten wir uns auch ein Musikvideo leisten. Das Video wurde von Max L. gemacht. Er ist großartig darin.
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