Die EPOXIES sind lange tot, aber wie es oft bei Bands ist, lebt diese mit jener Person weiter, die den Sound durch den Gesang geprägt hat. So ist das auch im Fall von Roxy Epoxy, die mit ROXY EPOXY AND THE REBOUND seit geraumer Zeit eine Nachfolgeband am Start hat, die im Frühjahr mit „Band Aids On Bullet Holes“ auf Damaged Goods ihr erstes Album veröffentlicht hat. Auch sonst ist die Verbindung zwischen beiden Bands klar erkennbar, denn musikalisch ist auch hier eine Vorliebe für den Goth-Punk der frühen Achtziger erkennbar. Ich fragte, Roxy antwortete.
Zunächst mal, was ist mit den EPOXIES? Sind sie Geschichte oder ist es nur eine „Pause auf unbestimmte Zeit“? Stehst du noch in Kontakt zu deinen ehemaligen Bandmitgliedern, und gibt es irgendwelche anderen Bands, die sich aus ihrer Asche erhoben haben?
Ursprünglich war es eine „Pause auf unbestimmte Zeit“, allerdings fühlt es sich zum jetzigen Zeitpunkt eher wie mausetot an. Wir wollten alle in verschiedene Richtungen, und der Versuch, gemeinsam etwas zu machen, bereitete uns immer mehr Kopfschmerzen. Es war von daher besser, einen Schlussstrich zu ziehen, bevor wir anfingen uns zu hassen. Zwar stehe ich nach wie vor in Kontakt mit den anderen, allerdings auch nicht mehr, als unbedingt notwendig. Die einzige andere Band neben THE REBOUND ist CECILIA AND THE SAUERKRAUTS. Das ist Shocks neue Band zusammen mit seiner Verlobten Cecilia von OPERATION S und THE NO TALENTS.
Resultiert die Tatsache, dass du deine neue Band unter deinem eigenen Namen gestartet hast, daraus, dass du der kreative Kopf der EPOXIES warst? Und inwiefern ist es einfacher, ein Soloprojekt zu steuern?
Ich würde nicht soweit gehen, mich als kreativen Kopf der EPOXIES zu bezeichnen. Wir haben versucht, eine demokratisch funktionierende Einheit zu sein. Den Namen Roxy Epoxy beizubehalten war sinnvoll, da er sich durch die alte Band etabliert hatte. Ich bin ja viel mit den EPOXIES getourt und von daher beschloss ich, den Namen weiterhin zu verwenden. Die Songs für THE REBOUND habe ich zusammen mit Drat geschrieben, insofern würde ich es nicht als reines Soloprojekt bezeichnen, ansonsten hätte ich es auch einfach nur Roxy Epoxy genannt. Ohne die Leute, mit denen ich zusammenarbeite, würde die Band in der Form gar nicht existieren, denn jeder bringt sich dabei ein.
Sind denn THE REBOUND eine richtig feste Band?
Definitiv! Die Aufnahmen zum Album begannen mit mehreren verschiedenen Musikern, was jedoch nicht funktionierte. Wir bildeten keine wirkliche Einheit. Die Band, die wir nun haben, passt jedoch gut zusammen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, ohne diese Leute weiterzumachen. Würde einer von ihnen den Entschluss fassen zu gehen, würde mich das sehr treffen.
Deine Plattenfirma vergleicht dich mit Karen O., Siouxsie Sioux und Chrissie Hynde – was verbindet dich mit denen, außer der Tatsache, dass es alle Frauen sind, die in einer männerdominierten Szene ihr Ding durchziehen?
Ich bin eine große Verehrerin von Siouxsie und Chrissie Hynde. Ich verehre beide und ihre Musik schon lange. Ich gehe davon aus, dass das Label weiß, dass ich beide in der Vergangenheit als Einflüsse genannt habe. Ich habe auch oft gehört, ich würde beiden stimmlich sehr ähneln. Der Karen O.-Vergleich wundert mich dagegen dann doch etwas, aber ich werde seit Jahren mit ihr verglichen. Die YEAH YEAH YEAHS und die EPOXIES starteten ja zur gleichen Zeit. Ich habe mal gelesen, ich würde sie nachahmen, allerdings ist es recht schwierig, jemanden nachzuahmen, den man niemals live gesehen hat. Aber sie ist auf ihre Art einzigartig und von daher kann mich eigentlich nicht über den Vergleich mit ihr beschweren. Die Leute sind eben schnell bei der Sache, wenn es darum geht, Musik zu kategorisieren, und noch wesentlich schneller, wenn es darum geht, Frauen in der Musik in Schubladen zu stecken.
Als ihr damals mit den EPOXIES angefangen habt, gab es eine ganze Menge Bands, die garagigen Punk mit 80er Jahre Synthie-/Wavemusik kombinierten. Nur wenige haben überlebt. Worin besteht für dich der Unterschied zwischen „Trendgehabe“ und dem kontinuierlichen Ausüben dessen, was du machst?
Ich mache eben, was mir gefällt und ich liebe halt diese Art von Musik. Ich wuchs in den 80ern auf und das blieb irgendwie. Und mit Punk war es ähnlich. Als die EPOXIES damit anfingen, war der Synthesizer noch ein „verbotenes“ Instrument, niemand wollte damit in Verbindung gebracht werden. Und dann explodierte das irgendwie alles ... Allerdings finde ich, dass sich mein Album von denen der EPOXIES durchaus unterscheidet.
Wie würdest du die Entwicklung vom ersten EPOXIES-Album bis zu der aktuellen Platte beschreiben?
Die neue Platte ist in gewisser Weise komplexer als das erste EPOXIES-Album. Die EPOXIES waren im Grunde netter Pop-Punk. Und so sehr ich Pop-Punk auch mag, war ich dennoch irgendwann davon gelangweilt, diesen Sound mit den EPOXIES zu spielen. Ich war neugierig auf Sachen, die düsterer und sperriger sind. Natürlich war ich auch am Songwriting der EPOXIES beteiligt, und als ich mehr für mich selbst zu schreiben begann, entwickelte es sich in die Richtung von THE REBOUND. Eine Menge dieser Songs blieben ungenutzt, während die EPOXIES aktiv waren. Mein Songwriting für die EPOXIES war immer auf die poppigere Richtung beschränkt. Als mit den EPOXIES Schluss war, beschloss ich das Material weiterzuentwickeln, das bereit lag. Ich schätze, Ähnlichkeiten sind vorprogrammiert, wenn Bands eine gemeinsame Basis besitzen.
Du bist jetzt auf Damaged Goods. Was hat dich davon überzeugt, dass Labelboss Ian der Richtige für dich ist?
Im Grunde Mundpropaganda. Ich schickte Stu von THE DAMNED ein Demo und er schlug vor, ich solle es an Ian schicken. Ich traf ihn ein paarmal und mochte wirklich sehr, was er veröffentlichte. Er hat ein sehr breites Spektrum und doch passt alles wunderbar zusammen. Ich bin sehr dankbar dafür, auf Damaged Goods zu sein. Ich hoffe, wir können noch einiges zusammen erreichen!
Was treibt dich ansonsten an, wenn du nicht gerade tourst oder aufnimmst?
Sowohl mit dem einen wie dem anderen war ich bis vor kurzem sehr beschäftigt. Ich wurde vor einer Weile gefeuert, so dass ich ohne festen Job plötzlich jede Menge Freizeit hatte. Inzwischen versuche ich stärker, musikbezogene Arbeit zu finden, um so zu überleben. Ansonsten lese ich gerne und versuche, mich mit Yoga und Spaziergängen fit zu halten. Das belebt auch den Geist.
Gibt es irgendwelche Tourpläne für Deutschland in den nächsten Monaten?
Ich arbeite daran, möglicherweise im Oktober oder November. Ich vermisse Deutschland und kann es kaum erwarten, wieder bei euch zu spielen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #84 Juni/Juli 2009 und Joachim Hiller