RAMPIRES

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Besiegt vom Japanmonster

Die ehemaligen GODZILLA FLIP haben mit „Bat To The Bone“ ein neues Album raus und heißen jetzt THE RAMPIRES. Den alten Namen haben ihnen die Anwälte des Inhabers des Markennamens „Godzilla“ verboten. Drummer Philipp ist seit der letzten Platte auf Crazy Love ausgestiegen, doch die Münsteraner haben einfach weitergemacht und sich dabei weiterentwickelt. Immer mehr verlassen sie die traditionellen Psychobilly-Pfade und lassen mehr und mehr Punkrock und vor allem Horrorpunk in ihre Musik einfließen. Sänger und Saxophonist Claas stand Rede und Antwort.

Wie ist euer Verhältnis zu Anwälten?

Auf jeden Fall sehr einseitig. So ein Anwaltsschreiben bringt auch nie Gutes mit sich. Obwohl, ich habe schon mal durch einen Anwalt 3.500 DM Schmerzensgeld erstritten, weil ich von dummen Faschos zusammengeschlagen wurde, aber das ist eine andere Geschichte.

Nach der Veröffentlichung eures Debütalbums „Kamikaze Attack“ seid ihr wegen eures ursprünglichen Namens abgemahnt worden. Woher haben die Anwälte von euch erfahren, wisst ihr das?

Wahrscheinlich durch das Internet. Wir haben zwar Tonträger- und Merchandise-Bestellungen aus Japan bekommen, aber bestimmt nicht in dem Maße, dass man dort sofort über unseren Namen gestolpert wäre. Die Toho Company hat sich diesen Namen schützen lassen. Wir wurden aber glücklicherweise nicht direkt verklagt, sondern erst einmal nur abgemahnt. Dass man gegen so eine Firma gar nicht versuchen braucht zu kämpfen, war uns natürlich sofort bewusst. Unterm Strich waren die aber sogar ganz nett und großzügig zu uns. Wir haben diesen Namen ja auch nicht verwendet, weil wir dachten, dadurch verschaffen wir uns einen Vorteil oder ein paar mehr Leute kaufen unsere Platten. Wir hatten einen Song, der von einem erfundenen Cocktail namens Godzilla Flip handelte, und als wir einen Bandnamen brauchten, fanden wir das lustig und haben einfach nicht genug über mögliche Urheberrechte nachgedacht. Klar, Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, aber wenn sich jemand illegal ein Produkt verschafft, welches eigentlich einen festgesetzten Preis hat, ist er sich wahrscheinlich direkt darüber im Klaren, dass er in gewisser Form etwas stiehlt, worin Band und Label eine Menge Zeit und Geld investiert haben, um es durch Verkäufe zurückzubekommen.

Welche Folgen hatte das für euch als Band?

Wir mussten keine Strafe zahlen und auch von den Anwaltskosten wurde uns nichts aufgedrückt. Die Vereinbarung sah so aus, dass wir bis Ende 2009 noch den Namen GODZILLA FLIP benutzen durften, ab dann konnten wir zwar noch unser Album und unseren Merch weiter verkaufen, durften dafür aber nirgendwo mehr werben und auch keine Godzilla-ähnlichen Figuren mehr verwenden. Zu dem Zeitpunkt hatten wir ja nicht nur ein Album draußen und ein paar Shirts gedruckt, wir hatten ja auch angefangen durch Konzerte, Interviews, Reviews oder Ähnliches unseren Bekanntheitsgrad etwas zu steigern.

Ihr habt euch von der Umbenennung offensichtlich gut erholt. Eine direkte Folge der Namensklage war euer zweites Album „Bat Taste“. War das als Befreiungsschlag gedacht?

Ich denke Befreiungsschlag ist das falsche Wort, denn wir wussten ja, dass wir nicht mehr viel Zeit hatten zu erklären, warum wir uns einen neuen Namen gaben. Wir und Guido von Crazy Love Records dachten uns, dass es das Beste wäre, dies direkt in Kombination mit einer neuen Platte zu machen. Ein paar Songs standen schon und ein paar wurden noch dazu geschrieben. Ich habe zum ersten Mal ein Saxophon mit eingebaut und unser damaliger Schlagzeuger hat sogar seine alte Geige unterm Schrank hervorgeholt.

Ihr bezeichnet eure Musik als „Psychopunk“. Die Welt ist voller Schubladen – und die Musikpresse erst recht. Warum habt ihr noch eine weitere aufgemacht?

Wir passten eben in keine schon festgelegte Schublade, und um den konservativen Verfechtern der genauen Zuordnung die möglichen Angriffspunkte zu nehmen, haben wir unsere eigene Musikrichtung erfunden. So kann wenigstens keiner sagen, wir wären zu hart für dies oder zu schnell für jenes, zu viel Metal oder zu wenig Psychobilly oder so ein Schwachsinn. Wir machen die Musik, die wir lieben, und wie die letztendlich von anderen bezeichnet wird, ist uns eigentlich egal.

Was unterscheidet eure Musik von der vieler anderer Bands im Punkabilly-, Psycho- oder Horrorpunk-Bereich?

Ich glaube, dass wir eine sehr abwechslungsreiche und dadurch auch interessante Mischung von vielen Musikstilen kombinieren und dennoch einen sehr gut wiedererkennbaren Sound gefunden haben. Auf der einen Seite sind wir schon recht schnell und hart, auf der anderen legen wir aber auch sehr viel Wert auf gute Melodien und eingängigen Gesang. Nicht einen ganz bestimmten szenetypischen Sound zu spielen, schreckt natürlich auch manche Leute ab, aber viele andere empfinden es eher als befreiend. Da wir ja auch viele Shows mit Bands unterschiedlicher Musikrichtungen spielen, sind natürlich Marcos Kontrabass und mein Saxophon eher exotische Instrumente auf der Bühne.

Euer neues Album „Bat To The Bone“ ist draußen. Ihr seid auf dem nicht unbedingt für Psychobilly bekannten Label Psycho T Records, euer Rhythmusgitarrist und Gründungsmitglied Olli ist ausgestiegen, Drummer Philipp ist auch weg. Was ist bei euch los?

Philipp hat es wegen seiner Ausbildung als Werbetexter nach Hamburg verschlagen und für Olli wurde es zuviel, Band, Familie und Job unter einen Hut zu bekommen, und hat deswegen schweren Herzens seinen Posten bei uns geräumt. Aber noch bevor der Schlagzeughocker kalt wurde, ist unser alter Drummer Marci zurück an Bord gekommen und für die Rhythmusgitarre haben wir mit Gonzo auch nur eine einzige Person antesten müssen, den wir sofort für uns verpflichtet haben. Wir kannten Dirk von Psycho T Records vorher nicht, aber Lutz Vegas von den V8 WANKERS hat uns gegenseitig empfohlen. Jetzt müssen wir alle mal schauen, wie sich das entwickelt.

Das vorherrschende Thema bei euch ist Horror und Abartiges. Manche Horrorfilme verwenden eine Art sozialkritischen Subtext. Die Zombiefilme „Land of the Dead“ oder „Dawn of the Dead“ von George A. Romero sind auch Anklagen gegen die Zivilisation und die Konsumgesellschaft. Ist das bei euch ähnlich?

Ja, da gibt es eine Menge Ähnlichkeiten, was den Zusammenhang von Inhalt und Verpackung angeht. In vielen Texten von uns geht es um persönliche Dinge oder auch um die vielen negativen Facetten unserer sich selbst zerstörenden Welt. Das Ganze wird dann wie in Romeros Filmen düster verpackt und blutwarm serviert.

Wann kommt ein Horror-Song über Anwälte?

Gute Idee, einen über Chefs und einen über Ärzte haben wir ja schon.

Was sollte auf euren Grabsteinen stehen?

Welcome home!