RAMONES-SPECIAL: Rar und teuer

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Über das Geschäft mit RAMONES-Memorabilia

Flo Hayler, Begründer des Ramones-Museums in Berlin, sagt es im aktuellen Gespräch mit dem Ox selber: Viele Ausstellungsstücke sammelte er nicht, er kaufte sie im Internet. Etwa bei eBay, wo der Handel mit Nostalgie- und Fan-Artikeln seit Jahren boomt. Ein Blick ins aktuelle Angebot des Internet-Auktionshauses zeigt denn auch: Die RAMONES werden dort nach wie vor und mitunter sehr hoch gehandelt. Was nicht verwundert, denn ist eine Band erst einmal Kult, dann sind die entsprechenden Artikel teuer. Und existiert sie irgendwann nicht mehr, steigen die Preise der Memorabilien. Sterben die Bandmitglieder schließlich, dann gibt es nach oben gar keine Grenze mehr. RAMONES und eBay – eine Bestandsaufnahme.

Neben den LPs – Originalpressungen und remasterte Platten der RAMONES gibt es bei eBay in Hülle und Fülle – stoßen vor allem alte T-Shirts der Band auf rege Nachfrage. Allen voran natürlich in den USA, wo vielleicht noch die meisten alten Schätze in Kellern und auf Dachböden lagern. Ein Preis von 99,99 Dollar für ein Shirt der Abschiedstournee von 1996 bildet die untere Grenze der Palette. Über ein T-Shirt der 1987er „Halfway To Sanity“-Tour zu 250 Dollar und eines der „Brain Drain“-Tour 1989 zu 299 Dollar landet der Sucher bei 500 Dollar, die ein T-Shirt der „Let‘s Rock Tonight – Northern America“-Tournee von 1982 kosten soll. Mindestens, denn das ist das Startgebot. Die Spitze bildet schließlich ein schwarzes Leibchen, das nach Angabe des Anbieters im Jahre 1976 im Rahmen der Werbekampagne zum ersten Album aufgelegt wurde: 999 Dollar werden hierfür aufgerufen. Da sind die 350 britischen Pfund, die auf der englischen eBay-Seite für ein Plakat des letzten Europa-Konzertes der RAMONES am 3. Februar 1996 in der Londoner Brixton Academy gefordert werden, fast ein Schnäppchen – selbst angesichts der Tatsache, dass ein solches Poster am Konzertabend gerade einmal läppische fünf Pfund kostete.

Auseinander gehen die Preise derweil bei den – angeblichen – Original-Autogrammen der Band. Flo Hayler bestätigt zwar, dass bis zu 90% der Signaturen und Original-Artikel der RAMONES, die im Netz feil geboten werden, gefälscht sind. Doch lässt man das einmal außer Acht und nimmt die geforderten Summen einfach als Preise für echte Unterschriften, dann stellt man fest: Es wird umso teurer, je toter die Unterschreiber sind. Hinzu kommen Abstufungen bezüglich des Gegenstandes, auf dem unterschrieben wurde, und der Anzahl der Bandmitglieder, die unterschrieben haben. Ein Schwarz-Weiß-Foto mit den Unterschriften der Band in der 1996er-Besetzung (Joey, Johnny, Marky, CJ) ist für 450 Dollar zu haben. Eine „Loco Live“-CD mit den Signaturen von CJ und Johnny gibt es sogar ab 89,99 Dollar – ein Dumpingpreis, der die Vermutung einer Fälschung tatsächlich nahelegt. Eine Richie-Postkarte wird für läppische 35 Dollar angeboten – der zwischenzeitliche Drummer ist damit das am wenigsten „wertvolle“ Bandmitglied.

Dahingegen werden für ein japanisches Konzertposter mit den Signaturen Joeys, Johnnys, Markys und CJs stolze 1.500 Dollar gefordert. Eine „It’s Alive“-LP mit „Joey“ und „CJ“ drauf kostet 394,35 Dollar. Und eine „End Of The Century“-Platte (US-Erstpressung) mit den Autogrammen von Joey, Johnny, Marky und Dee Dee ist für 999 Dollar zu haben. Reizvollstes Angebot zum Zeitpunkt der Recherche für diesen Beitrag ist eine Lederjacke, die von allen ehemaligen Bandmitgliedern außer Elvis Ramone, der ja nur zwei Gigs am Schlagzeug absolvierte, signiert wurde und die nach Angabe von Experte Flo Hayler tatsächlich echt ist: Die Jacke wird in einer Auktion angeboten. Das Anfangsgebot liegt bei 350 Dollar. Ende offen.

Fälschungen in Sachen RAMONES-Artikel sind für die meisten Menschen wohl nur schwer zu entdecken. Mitunter aber, erzählt Flo Hayler, könne man sich selber ein Urteil bilden: „Ich habe schon häufiger Platten entdeckt, auf denen angeblich echte Unterschriften waren – gesammelt irgendwann in den Siebziger Jahren. Und diese Unterschriften waren mit Edding aufs Cover gekritzelt.“ Jedoch: „Damals wurden bei solchen Anlässen noch gar keine Eddings benutzt, sondern nur Kugelschreiber.“ Und apropos Fälschungen: Gerade Arturo Vega, dem Erfinder des legendären Bandlogos, wurde nachgesagt, er habe nach dem Ende der RAMONES damit begonnen, gefälschte Artikel zu verkaufen. Unter anderem Ex-Drummer Marky bekräftigte das immer wieder wieder mal in Gesprächen. Bewiesen wurde allerdings nie etwas.

 


Diese US-Pressung von „Too Tough To Die“ habe ich vor Jahren mal zu einem relativen Spottpreis bekommen – weil ich die darauf befindlichen „Autogramme“ so dermaßen „gelungen“ in ihrer Fälschung fand, dass ich nicht um einen Kauf umhin kam. Der Verkäufer hat bis zum Ende behauptet, sie seien echt; gesammelt Ende der Achtziger bei einer Autogrammstunde bei Tower Records in New York City. Immerhin: Das Vinyl ist top in Schuss – und die US- Erstpressung fehlte mir noch. (Frank Weiffen)