Die wohl einzige Punkrock-Band, die ausschließlich Songs mit den drei Akkorden A, D und E spielt, hat wieder zugeschlagen. Nach über einem Jahrzehnt veröffentlichten die NIMRODS vor wenigen Tagen ihr zweites Album: „Shark Sandwich“ bietet Punkrock für Puristen, deren Kosmos aus Converse-Sneakern, einem ausgewaschenen GROOVIE-GHOULIES-T-Shirt und den ersten drei RAMONES-Alben besteht – hoffnungslos gestrig, aber irgendwie doch sympathisch. Ich unterhielt mich mit Ein-Saiten-Bassist Supergiant Leader Nimrod.
Seit eurem Debütalbum sind ganze 13 Jahre vergangen. Wieso habt ihr fürs zweite Album so lange gebraucht? Hattet ihr euch zwischenzeitlich aufgelöst?
Nein, wir waren immer da – bis auf eine ganz kleine Pause nach einem bandinternen Clash irgendwann um den Jahrtausendwechsel. Es gab einfach keinen Grund für ein neues Album, weil unser Debüt „Sometimes Nimrods Don’t Wear White“ einfach perfekt war, ein Budget-Rock-Meisterwerk. Danach wollten wir nur noch live spielen.
Wieso jetzt doch noch ein neues Album?
Als Band ohne halbwegs aktuellen Tonträger gerät man leicht in Vergessenheit und wird nicht mehr gebucht. Als dann der Plan entstand, noch mal ein Album zu machen, dachten wir, dann können wir es ja auch mal mit einer konventionelleren, Nicht-LoFi-Produktion versuchen. Vielleicht kommen wir ja doch noch groß raus ...
Wo habt ihr das Album aufgenommen?
Bei Karsten „Sulle“ Sulewsky von den legendären RICHIES – eine der wenigen deutschen Pop-Punk-Bands von internationalem Format. Wir wollten ja keinen modernen Sound. Unsere Vorbilder sind Klassiker – und da gehören natürlich auch die RICHIES dazu.
Habt ihr bei der neuen Platte euer Drei-Akkorde-Korsett abgelegt?
Bist du wahnsinnig? Das ist festgeschrieben im NIMROD-Law! Ein Anti-Weiterentwicklungsgesetz und dazu nichts anderes als eine Hitformel: Mit A, D und E kannst du nur gute Songs schreiben. Frag mal Chuck Berry! Deine Wortwahl sagt es übrigens selbst: Wozu ist ein Korsett gut? Es verhilft dir zu einer guten Figur!
Dann spielst du auch noch auf einem einsaitigen Bass?
Klaro. Da trifft man immer die richtige Saite!
Im Song „Nothing“ gibt es aber ein Gitarrensolo. Ist das nicht auch per NIMROD-Law verboten?
Richtig – uns NIMRODS ist es verboten. Und nebenbei bemerkt: Wir könnten es auch gar nicht. Deshalb haben wir uns an jemanden gewendet, der wirklich was davon versteht: Mille Petrozza von KREATOR.
Wie kam es, dass er es für euch gemacht hat?
Weil er einfach ein supercooler Typ ist – und eine Legende dazu. Schon als Metal Hammer lesender Teenager war er für uns ein Gott. Ein Thrash-Metal-Weltstar aus dem Ruhrgebiet!
Wie lief die Aktion ab?
Wir hatten nur per Mail kommuniziert: Ich hab ihm unseren Song geschickt, er fand ihn cool und sagte, er macht’s. Ich war dann aber doch sehr gespannt, ob er zum verabredeten Zeitpunkt tatsächlich in Sulles abgefucktem Proberaum sitzt. Aber als ich dann ankam, war er da – der leibhaftige Mille mit seiner Heavy-Metal-Raketen-Gitarre. Ein Hammer!
Und wie war er so?
Natürlich total nett und locker, ganz ohne Allüren. Normalerweise sind Musiker ja generell schon arrogante Wichser, selbst wenn sie keinen Erfolg haben. Das Solo hat er uns maßgeschneidert nach unseren Vorstellungen eingespielt.
Er war nicht der einzige Gaststar ...
Nein, Kepi Ghoulie, bekannt von den aufgelösten GROOVIE GHOULIES, hat „Johnny B. Goode“ eingesungen. Und RICHIES-Sänger Axel C. Schulze konnten wir erfreulicherweise für einige Backing-Vocals gewinnen. Da klingt vor allem bei unserer Ballade „Lady of clubs“ tatsächlich so etwas wie die alte RICHIES-Magie durch.
Was hat es mit eurem Plattentitel „Shark Sandwich“ auf sich – gibt’s da eine Geschichte?
Geschichte wäre übertrieben. Uns hat einfach der Film „Spinal Tap“ inspiriert – eine der besten Rock-Komödien überhaupt. Sollte man gesehen haben.
Gibt’s auch ein NIMROD-Gesetz eure Live-Performance betreffend?
Kein Gesetz, aber ein Konzept: Bloß nicht zu lang spielen, keine Pausen. Eben eine klassische Rock’n’Roll-Show in komprimierter Form – inklusive D.I.Y.-Pyroshow und Gitarre-im-Nacken-Pose. Und es sollte möglichst keiner besoffen von der Bühne fallen ...
Wäre sonst noch was zu sagen?
Keine Ahnung. Vielleicht „God bless Johnny Ramone!” Das kommt immer gut.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #95 April/Mai 2011 und Joachim Hiller