Kaum eine andere Band vermag es immer wieder aufs Neue durch kontinuierliche Pausen zwischen ihren Platten und durch ihre grandiosen und immer erheiternden Liveauftritte von sich reden zu machen, wie die im Bremer Brauhaus ansässigen acht Musikanten (drei Sänger, zwei Gitarristen, zwei Bassisten und ein Drummer) von MÖRSER. In der Hardcoreszene verhasst, für die Grindcore-Szene zu sehr Metal, erspielen sich die Bremer nun die Herzen der werten Comicleser mit ihrem aktuellen „Scum“-Soundtrack zum Comic „Der Kosmopolit“ (Zwerchfell/Chrome Saint Magnus). Nach dem grandiosen Gig auf dem diesjährigen Krakfest Anfang Mai, ließ ich es mir nicht nehmen, Frontmann Björn mit massiven Fragen zu konfrontieren. Prost!
Okay, die Stunde der Wahrheit naht: Wer von euch hat sich auf dem Hausflur des AZs Mülheim während des kultigen Krakfests seines angestauten Biers entledigt?
Was soll denn die Frage? Du warst ja noch viel besoffener, als du aussahst, obwohl das kaum geht. DU hast doch mitten auf dem Flur die Hosen runtergelassen und losgepinkelt, dabei die ganze Zeit ‚MÖRSER sind die Geilsten‘ gegrölt, den ‚Moonwalk‘ gemacht und solange Pirouetten gedreht, bis dir so schwindelig war, dass du in deine eigene Pfütze gefallen bist! Also, nicht alles auf die asozialen MÖRSER-Jungs schieben. Wären wir nicht gewesen, wärst du wahrscheinlich nach ein paar Stunden in selbiger Pfütze aufgewacht! Ewiger Dank gebührt uns dafür!
Zugegeben, euer Auftritt war recht gewagt mit euren Pornobalken im Gesicht. Keine Angst eure Groupies damit zu verschrecken?
Die sind nicht gewachsen, die waren nur angeklebt! Kunst-Schnauzbärte sozusagen. Vor ein paar Wochen ist eine Bremer Firma auf uns zugekommen, die in Kunst-Schnauzbärte und Perücken macht, um uns für eine neue Werbekampagne zu gewinnen. Na ja, die Kohle hat gestimmt, da mussten wir nicht lange überlegen und nun gibt es im Bremer Regionalfernsehen Werbeclips featuring uns wearing Kunst-Schnauzbärte. Teil des Vertrages ist es auch, bei öffentlichen Auftritten und Shows halt diese Bärte zu tragen. Den Groupies macht das nix aus – macht uns ja eigentlich auch nur noch viel heißer, als wir eh schon sind!
Ihr seid ja auch Bierkenner, wie findet ihr denn das amerikanische „Bier“?
Wir sind natürlich auch ziemlich verwöhnt, was Bier angeht, eben weil wir aus Bremen kommen und dort nun mal ohne Frage das beste Bier der Welt gebraut wird! Viel schlimmer, als die Tatsache, dass es in Amerika kaum Becks gibt – das ist ja hier auch nicht überall der Fall –, war allerdings der Umstand, dass man sein Bier dort eben nicht überall trinken kann, wo man möchte, und wenn, dann nur vermummt – das Bier. Das nervt schon irgendwie, wenn man das so nicht kennt.
Leider seid ihr ja recht faul, was Platten angeht. Ist Fußball euer eigentlicher Lebensinhalt oder raucht ihr nur zu viele Sportzigaretten?
Dass sich unser Lebensinhalt auf Fußball beschränkt, wäre ziemlich arm und ist auch nicht so. Aber er beschränkt sich halt auch nicht nur auf die Band. Wir sind acht unterschiedliche Typen in der Band, die alle ihren alltäglichen Scheiß zu erledigen haben und da ist die Planung und Durchführung von solchen Projekten wie Veröffentlichungen oder Touren schon deshalb erschwert. Eine Vier-Personen Band hat es da schon bedeutend leichter, und weil wir so frustriert darüber sind, es aber auch nicht ändern wollen, rauchen wir so viele Sportzigaretten.
Wie kam die Kooperation mit Sascha Thau für eure aktuelle „Scum“-MCD zustande?
Sascha hat uns aus seiner damaligen Homebase Frankfurt, jetzt Berlin, telefonisch angerufen und gefragt, ob wir da wohl mitmachen würden, bei dem was er da vorhat. Nämlich dass er einen Comic macht und wir dazu einen Soundtrack, der dem Comic als CD beiliegt. Uns hat die Idee sofort gefallen und wir haben zugesagt. Mittlerweile ist das Ganze unter dem Titel ‚Der Kosmopolit: SCUM‘ im Handel – die erste Auflage ist ausverkauft und eine zweite, glaube ich, in Planung.
Textlich habt ihr euch ja auch ein wenig weiterentwickelt im Gegensatz zu früher, oder?
Ein klares Ja! Ich hab das ja eben schon angesprochen: die Tatsache, dass wir acht Bandmitglieder sind, erschwert einiges, eben auch das Schreiben und Proben von neuen Sachen. Der Unterschied zwischen den Texten von ‚Two Hours To Doom‘ und dem Rest ist die Art, wie sie entstanden sind. Bei ‚Two ...‘ waren die Texte eine Gemeinschaftsproduktion und bestanden aus spontanen Wort-, Zitat- und Satzkombinationen. Es sei daher auch dahingestellt, ob sie Sinn machen oder eben nicht. Matze, einer unserer Bassisten, geht total ab auf die Texte von damals, ich selbst kann sie mir irgendwie nicht durchlesen und cool finden. Wer möchte, kann natürlich in den Texten nach einem, für ihn oder sie gültigen Sinn suchen und findet vermutlich einen – einen allgemein gültigen gibt es aber nicht. Die neueren Texte habe fast ausschließlich ich geschrieben und deshalb war die Herangehensweise auch komplett anders. Viel persönlicher natürlich und weit weniger spontan.
Euer Bandjubiläum steht ja vor der Tür, schon Pläne dafür?
Und ob wir uns Gedanken über unser Jubiläum machen! Das wird eine ganz dicke Nummer, wir lassen es da so richtig krachen! Was alles genau passiert, anlässlich unseres zehnjährigen Bandbestehens, das wird natürlich an dieser Stelle nicht verraten. Aber alle, die das hier lesen, sollten gewarnt sein und sich zugleich in heller Vorfreude befinden. Das wird alles bisher dagewesene in den Schatten stellen!
Berühmte letzte Worte zum Schluss.
Was ich schon immer in einem Printmedien-Interview loswerden wollte, ist folgender Ratschlag, for all the Ladies out there: ‚Dump your boyfriend and tell him you‘re in love with MÖRSER!
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