MAXIM MENTAL

Foto© by Sherri Bemis

Perspektivwechsel

Nach dem Ende von SAY ANYTHING lässt Max Bemis als MAXIM ­MENTAL dem Wahnsinn freien Lauf. Im Interview erklärt der Texaner, was sich dabei für ihn geändert hat und welche Blickwinkel er dabei mitunter einnimmt.

Auch wenn du mit „Make Team Presents Maxim Mental In Maximalism“ dein erstes Soloalbum vorlegst, erscheint es nicht unter deinem Namen.

Bei SAY ANYTHING ging es stets um einen erfundenen Charakter, während ich bei MAXIM MENTAL wirklich ich bin. Der Name ist da, um es von SAY ANYTHING eindeutig abzugrenzen. Auch damals habe ich über meine Unsicherheit, meine Wut und meine Leidenschaft gesungen und viele Platten waren sehr aufrichtig, trotzdem war die Stimme nicht meine. Ich habe mich nicht als der verletzliche Mensch geoutet, der ich bin. Bei MAXIM MENTAL zeige ich nun auch diese Seite von mir.

Im Track „Jawbreaker“ heißt es: „I burned every bridge at the boys club“. Ist deine Zeit in Bands endgültig vorbei?
Nein, ich bin definitiv noch nicht fertig damit, in Bands zu sein. Größtenteils ist Punkrock aber immer noch ein Jungsclub im negativen Sinne und damit bin ich definitiv durch. Ich möchte auch nichts mehr mit Leuten zu tun haben, die dort mitmischen. De facto bin ich natürlich auch ein Mitglied dieses Clubs, weil ich männlich bin. Das ist der Grund, warum ich Dinge tue und sage, mit denen ich toxischer Männlichkeit ins Gesicht spucke. Der Song handelt allgemein davon, wie meine Frau darunter gelitten hat, eine Frau in der Musikindustrie zu sein. Schon allein deswegen möchte ich jemand sein, der sich dafür einsetzt, dass alle gleichbehandelt werden – egal ob du eine Frau, ein Mann oder jemand bist, auf den diese Kategorien nicht zutreffen. Jedem, der nicht so denkt, möchte ich mich entschieden entgegenstellen. Das heißt aber nicht, dass ich nicht mehr Teil einer Band sein möchte.

Auch wenn du auf deinem Album in Abgründe blickst, gerade was deine mentale Gesundheit betrifft, ringst du den Dingen immer wieder eine komische Seite ab. Ist das deine Art, Sachen zu verarbeiten, oder ist die Realität wirklich so absurd?
Beides, die Absurdität ist meine Bewältigungsstrategie und sie funktioniert am besten, weil wir uns tatsächlich immer wieder in lächerlichen Situationen wiederfinden. Ob das nun soziale Zusammenhänge sind oder sie die psychische Gesundheit betreffen. Wenn man einen Schritt zurück tritt, erkennt man die Komik und denkt sich: Das kann doch alles nur ein Witz sein! Das bedeutet nicht, dass man die Dinge nicht ernst nehmen sollte, aber es ist wichtig, sie auch mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Bei SAY ANYTHING habe ich das nur immer von einem sehr düsteren Standpunkt aus getan.