LO FAT ORCHESTRA

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Minimalkrautrock

Das Debüt „Canned Candies“ der in Schaffhausen beheimateten Band kam fast aus dem Nichts und überraschte angenehm mit souligem Sixties-Garagen-Trash mit Orgel, Drums und Bass. Die Frage, wie die zweite Platte werden würde, stellte sich nun den bangen Freunden und Fans – sie dürfen aufatmen: der live eingespielte Nachfolger „Questions For Honey“ hat die Erwartungen erfüllt und Befürchtungen zerstreut. Das LO FAT ORCHESTRA wird nicht auf „Indie-One-Hit-Wonders 5“ oder „Ewige Talente – Die Doppel-LP“ vertreten sein.

Für Menschen, die es geordnet brauchen: das LO FAT ORCHESTRA hat eine berufsbedingte Allergie gegen Schubladen. Allerdings haben sie sich – das halbe Trio war ja mal Schreiner – eine Schublade gezimmert, bei der sie nur einen leichten Anfall von Hustenreiz bekommen: „Minimalkrautrock“. So habt ihr das im letzten Interview genannt. Was versteht ihr darunter?

Stan: Da Minimal in letzter Zeit ja extrem en vogue war, vor allem in Zürich, wo ich studiere, und der Krautrock gerade auch wieder an allen Ecken und Enden zitiert wird, fand ich es außerdem lustig, diese zwei Begriffe für unsere Dienste zu nutzen, da wir ja eigentlich nicht gerade der Inbegriff einer hippen Band sind. Des Weiteren beschreibt Minimalkrautrock die Musik, die wir drei machen, gar nicht mal so schlecht.

Ich habe bei MTV und laut.de Folgendes gefunden: „Zu ihren bevorzugten Bands zählen die BEATLES, DINOSAUR JR oder die LEMONHEADS.“ Und das auch: „Sie lassen sich nicht in Schubladen stecken, sondern entwickeln lieber ihre eigene Schublade aus Orgel, Bass, Schlagzeug und einer guten Portion Humor gepaart mit ein bisschen Wahnsinn.“ Habt ihr ihnen das gesteckt oder haben die Musikmillionäre das aus meinem letzten Interview mit euch abgeschrieben?

Dan: Neben den LEMONHEADS und DINOSAUR JR fielen da auch Namen wie THE MAKE-UP oder BEAT HAPPENING, welche die Laut-Praktikantin wohl leider nicht kannte.

Stan: Ich denke, seriöse Recherche ist für den ambitionierten, trendbewussten Musikjournalisten leider ein Fremdwort geblieben. Hauptsache, der Output stimmt und viele szeneinterne Neologismen werden verwendet, schöne neue Welt! Aber egal, man kann ja beim Ox abschreiben, oder? Was die Bands anbelangt, klar, alle gut. Trotzdem bleiben wir drei verschiedene Menschen, deren musikalischer Background sich häufig überschneidet, um dann aber doch wieder in die unterschiedlichsten Sphären abzudriften, alles völlig normal halt.

„Question For Honey“ ist eure zweite Platte – was sind die Unterschiede zu „Canned Candies“?

Stan: Der Hauptunterschied besteht wohl vor allem darin, dass wir „Questions For Honey“ nicht in einem Studio aufgenommen haben, sondern mit einem Techniker in einen Live-Club umgezogen sind, um dort das Album einzuspielen. Sprich: auch wenn keiner das glaubt, das Album ist live eingespielt, es hat auf allen Mikrofonen Übersprecher von den anderen Instrumenten und so weiter. Für uns bedeutete das, sobald einer sich verspielt hat, zack, aus, noch mal von vorne. Auch finde ich „Questions For Honey“ irgendwie gereifter, düsterer, eventuell sogar nicht so eingängig wie „Canned Candies“.

Eure erste Platte kam bei Chris Elsters Label Milk & Chocolate raus. Wie kam der Kontakt mit Sounds of Subterrania zustande?

Dan: Mein Spezi Chris, Labelchef von Milk & Chocolate, erzählte mir, dass er von Gregor eine sehr positive Rückmeldung bezüglich unserer ersten Platte erhalten hat. So hab ich Gregor eine Tages angerufen und ihn so lange genervt, bis er endlich eine kleine Tour für uns organisierte. Als er es tat, ging ich einen Schritt weiter und fragte an, ob er eine Single mit uns machen will. Irgendwann hat er sich dann wohl gedacht: „Ach, leckt mich doch, dann mach ich halt gleich ’ne ganze LP mit euch Spinnern!“ Chris ist deswegen übrigens gar nicht böse, gut möglich, dass wir bald wieder eine 7“ oder so was in der Art zusammen machen.

Das Artwork der Platte passt prima zur Musik, irgendwie retro-futuristisch, will sagen: es könnte von einem Design-Vordenker aus den Sechzigern sein. Wer hat’s zusammengebaut und welche Idee steckt dahinter?

Stan: Die Vorgabe von Gregor war, dass das Cover sich vom letzten unterscheiden sollte. Ich habe es dann mit ihm zusammen ausgetüftelt, wobei die Federführung in jedem Fall bei Gregor lag. Retro-futuristisch ... hm, ja, könnte man sagen, meine Idee war eigentlich, kunstgeschichtlich noch weiter zurückzugehen und etwas Kubistisches oder Suprematistisches zu machen, allerdings bin ich mit dem Cover in der jetzigen Form zufrieden. Unser hauptsächliches Ziel war es, etwas sehr Minimales zu machen, quasi ein Produkt, das durch seine Unauffälligkeit auffällt, und das ist uns, glaube ich, auch gelungen, nur ausgenommen das „White Album“ der BEATLES und „Die Weißheit wächst auf Bäumen“ von ROCKET FREUDENTAL.