LESS THAN JAKE

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Neues Album mit alter Leidenschaft

LESS THAN JAKE aus Gainesville, Florida muss man eigentlich nicht mehr großartig vorstellen. Mit ihrer eigenen Interpretation des Ska-Core haben die fünf Bandmitglieder sich bereits eine breite Fanbasis erspielt und rangieren neben anderen Gruppen wie den MIGHTY MIGHTY BOSSTONES oder den VOODOO GLOW SKULLS ganz weit vorne in diesem Genre. Pünktlich zum 20-jährigen Bestehen erschien gerade bei Rude Records ihr neues Album „Greetings And Salutations“, eine Zusammenfassung der beiden letzten EPs. 20 Jahre LTJ bedeuten eine ganze Menge guter Musik, gepresst auf eine ganzen Reihe von interessanten, oft limitierten Editionen und herausgebracht von einer ganzen Reihe unterschiedlichster Labels, was Grund genug ist, von Vinnie Fiorello, dem Drummer und Songschreiber von LTJ, einiges über die Verbindung von Kunst und Musik, das neue Album, eigenwillige Marketingstrategien und seine diversen Seitenprojekte in Erfahrung zu bringen.

Vinnie, seid ihr zufrieden mit dem neuen Album „Greetings And Salutations“?


Ja, wir sind sehr glücklich damit, wollen aber dennoch auch immer wieder neue Wege gehen und neue Ideen kreieren und dann im Studio umsetzen. Diesmal haben wir im Studio unseres Sängers und Bassspielers Roger alles selbst aufgenommen und produziert. Und wenn sowohl die Musik als auch die ganze Kreativität aus dir selbst kommen, ohne äußere Einflüsse ... wer wäre da nicht zufrieden?

Das neue Album ist ja eigentlich nur eine Zusammenfassung eurer beiden EPs „Season’s Greetings“ und „Greetings From Less Than Jake“ sowie zwei zusätzlichen Bonussongs. Warum habt ihr euch für diese Art der Veröffentlichung entschieden, also mit den beiden EPs im Vorfeld? Steckte dahinter womöglich eine ausgeklügelte Marketingstrategie?

Nein, als Marketingstrategie sehe ich das nicht. Als wir mit LTJ begonnen haben, da wollten wir einfach nur zusammen Musik machen und sie dann bei unseren Shows und über unsere Website verkaufen. Dann haben wir versucht, den Kontakt zu unseren Fans irgendwie direkter zu gestalten, und wollten kontinuierlich spielen und auch veröffentlichen. Deshalb haben wir im Laufe der Jahre auch so viele EPs rausgebracht. Speziell im Fall des aktuellen Albums wollten wir zunächst unsere Musik über unser eigenes Label mit den beiden EPs so direkt wie möglich zu unseren Fans transportieren. Das Schöne an der Sache ist doch, dass wir in diesem Bereich machen können ,was wir wollen. Und unsere Fans, denke ich, wissen das auch zu schätzen. Und mittlerweile haben wir einen sehr breit aufgestellten Vertrieb an der Hand, sowohl im digitalen Bereich als auch mit Platten und CDs. Deshalb bringen wir jetzt die neue Platte bei Rude Records heraus, um so auch ein größeres Publikum zu erreichen.

Wie ist das Artwork des Albums entstanden?

Das stammt von meinem guten Freund JP Flexner und repräsentiert eine Mischung aus den beiden EPs. Ursprünglich basierte das Artwork der beiden EPs auf der Jahreszeit, in der sie jeweils veröffentlicht wurden. Wir sind alle große Fans von Illustrationen dieser Art, mit diesen dicken Strichen, und so passt das Artwork perfekt zu dem, was wir mögen, und ist auch mal was ganz anderes als unsere sonstigen Coverartworks und T-Shirt-Designs.

Ihr habt ja in eurer bisherigen Laufbahn eine ganze Menge von besonderen Releases rausgebracht. Picture-Discs, farbiges Vinyl und viel limitiertes Material. Was bedeutet euch das?

Bei uns war es schon immer so, dass der künstlerische Aspekt mit der Musik Hand in Hand geht. Die Verpackung einer Platte soll bereits das ausdrücken, was die Musik ausmacht. Und genau das versuchen wir zu realisieren. Im digitalen Zeitalter verkommt die künstlerische Seite doch immer mehr zu schlecht aufgelösten Bildern. Die Musik sollte natürlich immer im Vordergrund stehen, aber im Idealfall führt das Artwork die Gedanken, die in der Musik stecken, weiter aus.

Um was geht es in eurem Song „Return of the headphones“?

Da geht es um die Erkenntnis, dass ich Musik jetzt wieder so wahrnehme wie damals, als ich 16 war. Und das jetzt sogar mit mehr Bedacht und der Weitsicht, die sich im Laufe der Zeit entwickelt hat. Als ich 16 war, da hat Musik mir einfach alles bedeutet. Ich habe jeden Akkord und jede Textzeile aufgesogen und alles genau archiviert. Diese Leidenschaft ist dann im Laufe der Jahre etwas verloren gegangen. Wenn man selbst Musik macht und produziert, dann sieht man nach und nach alles immer kritischer und betrachtet die Dinge viel technischer, als wenn man einfach nur ein Zuhörer ist. Doch mittlerweile habe ich meinen Weg zur Musik wiedergefunden. Dann sitze ich genau wie damals wieder zu Hause, stülpe mir die Kopfhörer über die Ohren, höre die gleichen alten Schallplatten wie früher und verstehe jetzt alles sogar noch viel besser als je zuvor.

Seit der Gründung von LESS THAN JAKE habt ihr mit einer ganzen Reihe verschiedener Labels zusammengearbeitet. Kleine Labels, Majors und euer eigenes Label Sleep It Off Records. Warum habt ihr euer aktuelles Album nicht selbst sondern bei Rude Records aus Italien veröffentlicht?

Dass wir uns für unser aktuelles Album, aber auch für die weitere Zukunft entschieden haben, weiterhin mit unterschiedlichen Labels zusammenzuarbeiten, hat vor allem damit zu tun, dass jedes Label anders strukturiert ist und eine unterschiedliche Reichweite hat und meist nur bestimmte Leute anspricht. So kann man letztendlich mit einem anderen Label immer auch wieder mal andere Leute erreichen. Blieben wir immer bei dem gleichen Label, würde uns das in unserer Entwicklung einschränken. Deshalb versuchen wir, Partner zu finden, die sich in einem spezifischen Markt bewegen und so unsere Musik viel besser promoten und vertreiben können, als wir es selbst könnten. Rude Records mit ihrer Geschichte respektieren wir sehr und es scheint für uns ein wirklich guter und wichtiger Schritt gewesen zu sein. Das Großartige an einem eigenen Label ist natürlich, dass man im Tagesgeschäft schnell und selbständig Entscheidungen treffen kann. Viele von den alltäglichen Aufgaben haben wir auch selbst übernommen, kombiniert mit den Möglichkeiten von Rude Records ist das dann perfekt.

Du hast dich ja bereits in einem vorherigen Interview in Ox #79 zum Thema Label geäußert. Neben Sleep It Off gibt es noch Paper+Plastick ...

Das ist relativ einfach zu erklären, Sleep It Off Records ist ein reines LESS THAN JAKE-Label. Hier können wir schnell und unkompliziert unsere Sachen veröffentlichen. Paper + Plasticks dagegen habe ich gegründet, um andere Bands zu unterstützen. Bands, von denen ich wirklich begeistert bin. Das ist sozusagen meine Plattform, um kreative Projekte zu planen und umzusetzen.

Stimmt es, dass du neben LTJ, Sleep It Off und Paper+ Plastick auch noch eine kleine Spielzeugfirma und eine Managementagentur betreibst?

Richtig, ich mache auch Spielzeug, das läuft unter dem Namen „Wunderland War“. Andere Bands manage ich aktuell aber nicht mehr.

Was genau steckt hinter „Wunderland War“?

Dahinter verbirgt sich ein sehr simples Konzept. Es gibt eine ganze Reihe von Ideen, Charakteren und Figuren, die in meinem Kopf herumgeistern, und ich versuche das dann aufzuschreiben und letztendlich in Comics und Figuren aus Vinyl umzusetzen und zum Leben zu erwecken. Dafür benutze ich gerne viele unterschiedliche Medien, um Geschichten zu erzählen und die Charaktere herauszubilden. Wenn du dir einige von meinen Projekten anschaust, dann wirst du sehen, dass diese für sich selbst sprechen.

Wie empfindest du das Tourleben? Eher als anstrengend oder macht es dir viel Spass?

Auf Tour zu gehen ist für mich so etwas wie das Sahnehäubchen auf einem Dessert. Da fällt auf einmal der ganze Stress von einem ab – großartig. Der ganze Energieaustausch, der in einem kleinen Club oder auch bei einem Festival stattfindet, lädt dich so dermaßen auf, dass man die ganzen Opfer, die man vorher für die Musik gebracht hat oder weil man weit weg ist von seiner Familie, einfach hinter sich lassen kann.

Ihr sprecht ja das unterschiedlichste Publikum an mitunter ...

Vor langer Zeit waren wir mal mit BON JOVI auf Tour, richtig. Das war schon komisch, einer dieser Momente im Leben, die irgendwie nicht ganz wirklich zu sein scheinen. Aber wir spielen gerne mit vielen ganz unterschiedlichen Bands oder vor einem ungewohntem Publikum. Leute, die höchstens unseren Bandnamen kennen, aber von unsere Musik noch nie einen Ton gehört haben. Deswegen spielen wir auch so gerne bei Festivals, da finden wir alles das auf einmal.

Du hast also immer gerne Bewegung um dich rum. Was gefällt dir am besten und wie bekommst du das alles zeitlich geregelt?

Das kann ich dir so gar nicht sagen, irgendwas treibt mich einfach dazu, mich kreativ auszudrücken, um es mal allgemein zu formulieren. Und es gibt auch oft eine gemeinsame Schnittmenge, so dass es trotz allem immer noch überschaubar bleibt. Sicherlich gibt es auch mal Zeiten, in denen es hektisch wird, aber wo gibt es die nicht?