KILL HER FIRST

Foto© by Phil Bluhm

Zusammenhalt und Support

Seit 17 Jahren gibt es KILL HER FIRST aus Berlin nun schon, in der Zeit sind viele Leute gekommen und gegangen. Sängerin Gero klärt uns auf, warum gerade der letzte Line-up-Wechsel den Sound der Band noch mal verändert hat, und das in Richtung Oldschool.

Ihr habt neue Mitglieder an Bord und ich finde, dass man das auch hören kann. Da ist ein starker 1990er-Crossover-Einschlag auf dem Album. Ist das etwas, das die neuen Leute mitgebracht haben, oder war das die Entwicklung, auf die ihr schon vorher hingearbeitet hattet?

Es gibt uns schon seit 17 Jahren. Man entwickelt sich mit der Zeit in bestimmte Richtungen. Aber hier hatten die beiden Neuen auf jeden Fall großen Einfluss. Unser neuer Gitarrist Rouven ist sehr oldschool. Er liebt Klassiker, das hat besonders mir extrem gut gefallen. Ich stecke manchmal auch noch mit dem Kopf in der Vergangenheit.

War es ein Unterschied, sich textlich und gesanglich auf diesen neuen Sound einzustellen?
Ein bisschen vielleicht, ja. Früher habe ich meine Texte den Songs untergeordnet. Dieses Mal aber habe ich einfach geschrieben – Texte, die ich immer schon schreiben wollte aber mich nie getraut habe. Sie sind vielleicht durch meine Therapieerfahrungen persönlicher und verletzlicher geworden, aber auch immer mit einem Fünkchen Hoffnung. Unsere andere Sängerin Giulia hat die Texte dann ins richtige Licht gesetzt und an die Musik angepasst. Das war gutes Teamwork!

Mit „S/W“ ist ein deutschsprachiges Stück dabei, was ihr ja nicht so oft macht. Warum bot sich gerade dieser Song für einen deutschen Text an?
Es ist nicht unser erster Ausflug in die deutsche Sprache. Auf unserer letzten EP „Empty Hands“ gab es das schon beim Song „Dead between the lines“. Tatsächlich habe ich die Zeilen nur für mich geschrieben, um meine innere Zerrissenheit in Worte zu fassen. Aber es fühlte sich dann doch wie ein Song an und es hat allen gefallen. Wir haben uns also gedacht, warum nicht?

Ist es ein großer Unterschied für dich, ob du auf Deutsch oder Englisch schreibst respektive singst?
Tatsächlich fallen mir deutsche Lyrics schwerer. Deutsch ist schon hart, vor allem weil ich mit der italienischen Sprache großgeworden bin.

Inhaltlich beschäftigt ihr euch viel mit gesellschaftlichen Außenseitern. In einer Welt, die immer weiter nach rechts rückt, wird der Raum für solche Menschen immer enger und bedrohter. Wie nimmst du diese Situation wahr und welchen Einfluss hat das auf dich selbst?
Menschen lassen sich so gern manipulieren und sind sogar noch stolz darauf! Es ist mir unbegreiflich, wie man sich darauf einlassen kann. Aber im Grunde passiert das immer wieder, es sind Zyklen, die man überstehen muss. Dieses Phänomen greifen wir auch in unserer ersten Single „Repetition“ auf.

Die „alternative Szene“ war ja immer auch ein Stück weit ein Auffangbecken für diese Menschen – hat sich auch da aus deiner Sicht etwas verändert?
Ja, die so genannte Szene spaltet sich leider immer mehr auf. Das finde ich traurig. Ich träume immer noch von Zusammenhalt und Support. Besonders in unserer Szene ist das wichtig. Wir konnten diese Platte nur durch die Hilfe guter Freunde verwirklichen.