Mit „Reflektor“ legen die umtriebigen JOSEPH BOYS aus Düsseldorf ihr zweites Album nach „Rochus“ (2019) und den beiden EPs „S_E“ (2016) und „Fett“ (2015) vor. Textlich wie musikalisch heben sie sich immer mehr von vielen anderen deutschsprachigen Punkbands ab. Sänger Andi Artelt und Bassist Fränkie Disco nahmen sich am bislang heißesten Tag des Jahres die Zeit für ein knapp einstündiges Zoom-Interview.
Mit „#Demokratie“ beginnt die Platte ziemlich düster, wie ich finde.
Andi: Der Song ist tatsächlich gezielt dafür geschrieben worden, um das Album zu eröffnen. Wir haben eine Nummer gesucht, mit der auch zukünftige Konzerte losgehen könnten. Düster? Es ist halt einfach ein aktuelles Thema, weshalb es auch die erste Single geworden ist. Zumindest war es aktuell, als der Song entstanden ist, und es musste jetzt einfach schnell raus, bevor es durch Krieg und andere Sachen wieder vom Tisch ist. Wir haben jetzt schon öfter gehört, dass „Reflektor“ düsterer wirke.
Das dazugehörige Video ist teilweise auch leicht verstörend, vor allem die Szenen, in denen ihr in Cellophan eingewickelt seid.
Andi: Dass das Video düster erscheint, ist Zufall. Es geht ja um die Menschen, die denken, dass sie wie im Knast gar nichts mehr machen können. Es sieht einfach gut aus. Wir kommen ja aus dem Bildbereich, Andi und ich, die das Video gemacht haben. Wir hatten die Möglichkeit, in einem super Hohlkehle-Studio zu drehen. Unser Schlagzeuger Gilli arbeitet beim Düsseldorfer Schauspielhaus und er konnte uns sehr geile Requisiten besorgen. Es ist das erste Video, von dem wir finden, dass es richtig geil geworden ist und das man mit breiter Brust zeigen kann.
Im Text heißt es „Sehnsucht nach Freiheit ist unangenehm“. Eine Anspielung auf PEGIDA und die Montagsspaziergänger?
Andi: „Minecraft“, ein anderes Lied des Albums, ist speziell über PEGIDA. „#Demokratie“ ist über die Corona-Leugner.
Weiter heißt es „Widerstand“ oder „Hand in Hand, den Begriff habt ihr versaut“.
Andi: Das war doch früher mal etwas Gutes, als Menschen auf die Straße gegangen sind und für Gerechtigkeit und Freiheit gekämpft haben, in einer Gemeinschaft gegen den Staat oder Unterdrückung ihre Meinung kundgetan haben. Durch diese Menschen ist es leider ins Gegenteil verkehrt worden.
Fränkie: Man sieht ja, wie alles verschwimmt. Nach den Corona-Geschichten ist für die irgendetwas weggebrochen. In Düsseldorf demonstrieren sie ja teilweise immer noch weiter und jetzt eben pro Russland. Da ist es fast egal, was am Ende zum Feindbild wird. Als das angefangen hat, war ich überrascht, was das für eine krude Mischung war. Da laufen Faschos mit Leuten, die augenscheinlich einfach einen Dachschaden haben. Ein wilder Haufen. Auch Leute, die sonst nie ein Forum hatten, haben sich angeschlossen.
Andi: Es gab auch immer Gegendemonstrationen unter dem Motto „Düsseldorf zeigt die rote Karte“, wo man sich an deren Laufroute gestellt und ihnen eben eine rote Karte gezeigt hat. Da liefen dann 8.000 Menschen an dir vorbei. Man kann ja seine Meinung kundtun, das ist ja auch gut so, aber das kam mit einer Aggressivität mit vielen Provokationen und einer großen Uneinsichtigkeit. Man kann doch nicht durchs Leben gehen und sagen, so wie ich denke, ist es der einzig richtige Weg, das ist doch Wahnsinn. Aber es macht den Eindruck, als gehen diese Menschen genauso durchs Leben. Man muss doch tolerant sein, offen sein, immer wieder etwas hinterfragen, aber das tun sie ja nicht. Als wir da standen, kamen sie derart aggressiv auf uns zu, schrecklich. Genau was Fränkie meinte, eine Mischpoke sondergleichen.
Fränkie: Am Ende haben sie diese Lichterketten für sich entdeckt und haben sich damit geschmückt. In den dunkleren Novembertagen sahen die aus wie Weihnachtsbäume. Musik haben sie gespielt. Ich habe da Techno gehört und sogar die DONOTS. Hauptsache, dagegen, das hat sie alle geeint.
Es waren aber nicht alles Düsseldorfer?!
Fränkie: Nein, nein. Die sind mit Bussen hier angekarrt worden. Zuerst auf der anderen Rheinseite, dann in der Nähe des Landtages. Das wurde von Woche zu Woche mehr und schließlich haben sie die Brücken gesperrt, weil es so voll war. Da ist niemand mehr nach Düsseldorf rein oder raus gekommen. Das haben die geschafft. Aufmerksamkeit haben sie bekommen. Aber auch extremen Hass von den Düsseldorfern.
Andi: Wir haben versucht, all das mit wenigen Worten in „#Demokratie“ unterzubringen. Da muss man textlich nicht ins Detail gehen, um sein Unverständnis auszudrücken.
Fränkie: Es wurde ja das Demonstrationsrecht, ein wichtiges Gut, ein wenig missbraucht für eine Art Karnevalsumzug mit ein wenig politischem Hintergrund. Richtig gesteuert war das ja nicht, sondern eher wie ein Kindergeburtstag. Ein schlimmer Kindergeburtstag. In keiner Weise positiv. Da waren Leute dabei, die definitiv das erste Mal überhaupt für irgendetwas auf die Straße gegangen sind.
In „Superlativator“ beschreibt ihr Menschen, von denen es immer mehr zu geben scheint.
Andi: Ja, Leute, die immer etwas übertreiben. Der Text ist motiviert durch einen Kumpel, den du sogar kennst, haha. Ein Konzert, bei dem zehn Leute waren, war hinterher bestens besucht und so. Man kennt das.
Wie unterscheidet sich denn eine „Stadtdisko“ von einer Dorfdisko?
Fränkie: Ich komme zwar aus der Stadt, bin aber gerne auch aufs Dorf gefahren. In den Düsseldorfer Speckgürtel, Solingen zum Beispiel, wo es noch nicht ländlich, aber eben auch nicht mehr großstädtisch war.
Andi: Dort lief eben der Independent-Sound, den wir hören wollten. In die klassischen Diskotheken wie das Checkers auf der Kö ging man nicht. Das Exit an der Müngstener Brücke war gut, weil man da zu BIOHAZARD abmoshen konnte.
Fränkie: Das war immer sonntags. Düsseldorf hatte aber auch seine Clubs. War das klassisches Disko gehen?
Wir sind aus Neuss gerne ins Line Light in der Altstadt gefahren.
Andi: Oh ja! Das war spitzenmäßig.
Fränkie: Das war auch mehr eine Undergrounddisko. Später gab es das Purple Haze. Das Tarm Center in Bochum war eine klassische Diskothek.
Andi: Aber das hat uns nicht gefallen. Da musste immer einer fahren.
Fränkie: Da gab es immer diese Verzehrbons. Wenn man einen gefunden hatte, konnte man den vollsaufen.
Andi: Im Musikzirkus Oberhausen haben wir uns immer diese Verzehrkarten geben lassen, sind hinten über den Zaun geklettert, haben uns die Hosen zerrissen und uns dann wieder angestellt, um einen weiteren zu holen, den wir dann vollgesoffen haben. Beim Rausgehen haben wir die leere Karte abgegeben, haha, aber das bleibt unter uns.
Aber was ist jetzt eine „Stadtdisko“?
Fränkie: Ich hatte das eigentlich als Wortspiel gedacht, „Statt Disko“, aber das hat wohl nicht funktioniert. So ähnlich wie bei KRAFTKLUB mit der „Scheißindiedisko“. „Statt Disko“ hat keiner verstanden, also wurde „Stadtdisko“ daraus.
„Liebe du Schwein“. Ein Befehl?
Andi: Hm, du Schwein klingt ja negativ, ist aber auch ein lustiger Ausdruck und eher augenzwinkernd gemeint. Die Liebe spürt doch jeder und es ist so ein mächtiges Ding. Irgendwelche Freaks sind vielleicht verliebt in ihre Waffensammlung oder ihre selbstgebauten Streichholzhäuser. Jeder liebt doch irgendetwas. Ob es ein Mensch ist, ein Gegenstand oder ein Gefühl. Sie hat alles zu bieten und ist daher auch ein Schwein, die Liebe.
Fränkie: Wie alle JOSEPH BOYS-Texte ist das aus einer beobachtenden Haltung heraus geschrieben. Da ist immer Raum, in dem sich jeder wiederfinden kann. Liebe kann toll sein, enttäuschen, thrillen. Es sind immer Denkanstöße, wie eben auch in „#Demokratie“ oder „Stadtdisko“. Deine vorherige Frage nach einer Stadtdisko stand so beim Texten gar nicht im Raum, aber es hat dich dazu gebracht, danach zu fragen. Bei „Liebe du Schwein“ ist es vielleicht die Frage, was Liebe jetzt genau ist. Der eine kommt aus einer Beziehung und ist gestärkt, der andere total im Arsch, zutiefst betrübt und kommt aus dem Loch gar nicht mehr raus. Das kann alles sein.
Andi: Es gibt doch nichts auf dieser Welt, was so facettenreich ist wie die Liebe.
Wie entstehen eure Songs? Gibt es erst einen Text oder erst ein Riff?
Andi: Es gibt alles. Manchmal gibt es gute Riffs und wir versuchen, bereits fertige Texte dafür zu nutzen, was manchmal klappt. Es kommt aber auch vor, dass ein neuer Text geschrieben werden muss. Andererseits gibt es auch fertige Texte sowie die Vorstellung davon, wie der Song klingen könnte, und dann arbeiten wir das aus. Diese Vorgehensweise sorgt für viel Abwechslung.
Fränkie: „Reflektor“ ist aber dennoch weitestgehend so entstanden, dass unsere Gitarristen Robin und Andi in der Corona-Zeit viel vorproduziert haben, worauf wir aufgebaut haben. Andi schrieb dann die Texte und passte das an.
Eben habt ihr die Anekdote mit dem Musikzirkus Oberhausen erzählt. In „KennIchNich“ wollt ihr keine Zechpreller kennen. Das beißt sich doch?
Andi: Nein, nein. Es heißt „Der bei Moni Zeche prellt“. Moni ist das legendäre Fortuna Eck in Düsseldorf-Flingern. „Bei Moni“ hieß es und hat leider schließen müssen. Daran ist das angelehnt. Du kannst doch nicht in einer Kneipe, wo das Bier 1,30 Euro kostet, die Zeche prellen. Da gibt man doch lieber 1,80 Euro.
Fränkie: Was ich noch zu den Texten und der beobachtenden Haltung sagen möchte: Es wird ja immer gesagt, dass JOSEPH BOYS-Texte klarer und beobachtender sind, als zum Beispiel die von Jens Rachut, aber trotzdem gibt es ausreichend Interpretationsspielraum, wie ich finde.
„KennIchNich“ ist auch der aggressivste Song des Albums.
Andi: Zumindest von der Aussage her, ja. Klar, man stellt sich damit auch ein wenig über die Dinge, weshalb es auch die Zeile „klingt vielleicht arrogant“ gibt, um das zu relativieren. Es spiegelt aber auch den eigenen Lebensstil wider. Menschen, die sich beispielsweise mit teuren Einrichtungsgegenständen umgeben, kenne ich tatsächlich nicht. Oder Pärchen, die Tandem fahren. Klar, das ist provozierend, aber man kann ja auch mal ein bisschen frech sein.
Bei „Reisen teilen posten“ habe ich mich ein wenig ertappt gefühlt, da ich das durchaus auch hin und wieder mache.
Andi: Die digitale Welt. Man kommt im Urlaub doch gar nicht mehr dazu, ihn zu genießen, weil man die ganze Zeit damit beschäftigt ist, den Menschen zu Hause mitzuteilen, wie toll es einem geht. Digitales Dopamin. Die Befriedigung, wenn man sieht, wie viele Likes man bekommen und welche Kommentare man erhalten hat.
Fränkie: Dem ist auch schwierig zu entfliehen. Die Generation, die jetzt komplett digital aufwächst, hat vielleicht gar keine Möglichkeit, da rauszukommen. Ob es der Klassenchat ist oder die WhatsApp-Gruppe. Wir sind ja noch mit Wählscheibe und später Tastentelefon aufgewachsen. Dann kam der Heimcomputer und danach ging es erst los. Wir wurden langsamer herangeführt und wissen noch, wie es ohne geht. Vielleicht ist es auch die letzte Möglichkeit, sich solch einen Text leisten zu können. Die kommende Generation wird solch einen Text vielleicht gar nicht mehr verstehen können. Kein Zwanzigjähriger macht sich doch heute darüber Gedanken. Klar, es gibt bestimmt welche, die das aus einer ethischen oder weltverbessernden Haltung heraus tun, aber es ist das letzte Aufbäumen, dass man das noch so texten kann.
Bei unseren Eltern war es noch eher der Dia-Abend.
Fränkie: Ja, genau, aber der Dia-Abend war ja langsam, mit Besaufen, dann ist das Dia durchgeschmort und anschließend kam es zum Partnertausch. Heute ist alles total schnell. Wir führen das Interview ja auch über Zoom. Die Digitalisierung ist nicht mehr aufhaltbar. In Düsseldorf hat ein Laden aufgemacht, wo es nur darum geht, Instagram-Fotos zu machen. Der Laden besteht nur aus Hintergründen. Man geht dort hin, um Selfies zu machen. Einen anderen Zweck hat der Laden nicht. Ich will gar nicht wissen, wie viele Stellen auf so einem Aida-Dampfer extra so gestaltet wurden, um Selfies machen zu können, damit jeder dann sieht, aha, der ist am Meer. Das ist doch absurd. Es ist nicht mehr der Moment wichtig, den man gerade erlebt, sondern das, was man anderen davon zeigen kann.
„Brazilian butt“ thematisiert Schönheitsideale und kosmetische Operationen. Die Zahl der Schnabeltiere nimmt gefühlt tatsächlich stetig zu.
Fränkie: Das ist auch die älteste Nummer auf „Reflektor“ und beschäftigt uns schon über zwei Jahre. Das war die Zeit, als es die ersten Meldungen über Todesfälle in solchen Kliniken gab. Wo sich Leute den Arsch haben machen lassen und das nicht überlebt haben. Da gibt es nicht nur Hightech-Kliniken, sondern viele private. Man kriegt ja gar nicht mit, was da alles schiefläuft.
Andi: Es gibt da einen Wechsel im Schönheitsideal, wodurch Leute plötzlich wie Barbies aussehen möchten. Junge Menschen, deren Körper noch nicht einmal ausgewachsen ist, wollen sich operieren lassen.
Fränkie: Es ist schon krass, dass solch eine OP zu einer Art Spaziergang wird. Ich kaufe mir einen neuen Ring, dann eine Halskette, und dann lasse ich mir noch die Lippen und den Hintern machen. Das ist doch immer noch ein medizinischer Eingriff, der mit Schmerzen verbunden ist, aber die Schwelle, das zu tun, sinkt gewaltig. Das ist auch ein gesellschaftliches Phänomen, dass solche Dinge normaler werden. Und die Gesellschaft lässt das auch zu. Als ich noch zur Schule ging, war die einzige anerkannte Schönheitsoperation das Anlegen der Segelohren.
„Reflektor“, der Titel des neuen Albums, ist eine Anspielung auf die Beobachtungen und die Gesellschaftskritik in euren Texten, die ihr ja selber angesprochen habt, oder passt das einfach nur zum Covermotiv?
Fränkie: Bei den JOSEPH BOYS entsteht alles im Prozess. Die Musik ist so entstanden und auch die neue Platte. Wir spielen mit Coverideen herum. In der Corona-Zeit haben wir ein Konzert auf der Seebühne im Rahmen des Asphalt-Festivals gespielt unter der Idee Krachschwan am Schwanenspiegel, ein See in Düsseldorf. Konzeptionell haben wir viel darum herum gebaut und haben uns in diesem Rahmen mit der Fluxus-Geschichte, einer internationalen Kunstbewegung, auseinandergesetzt. Wir kokettieren natürlich ein wenig mit Joseph Beuys und haben uns da mit dem Künstler Heinz Mack beschäftigt und uns von seiner Kunst inspirieren lassen. Es gibt eine schöne Geschichte der Fluxus-Gruppe, wo sie eine Installation in der Wüste haben. Dabei gibt es eine Art wehenden Spiegel. Sie haben viel mit Licht gemacht. Darum herum haben wir dann viele Cover- und Titelideen entwickelt. Dann hat uns das mit der Reflektion gut gefallen, weil in unseren Texten eben auch viel reflektiert wird, und so hat sich alles zusammengefügt. Klar, das wurde bereits von ARCADE FIRE benutzt, aber wir fanden es so stark, dass wir das so umgesetzt haben.
Fränkie, du hast vor einiger Zeit ein Foto von dem Gebäude gepostet, das jetzt dort steht, wo einst die Brause stand, die ja diesem Bauvorhaben weichen musste.
Fränkie: Genau, aber das gibt es noch nicht, das war nur ein Entwurf. Der Status quo ist, dass die alte Tankstelle abgerissen wurde und man die Tanks aus dem Boden geholt hat. Der Entwurf zeigt nur, wie The Bilker einst aussehen soll. Die Wohneinheiten werden aber bereits verkauft.
Gibt es euren Verein „Metzgereischnitzel“ noch?
Fränkie: Ja, den gibt es noch, aber wir haben den Staffelstab schon lange abgegeben. Wir haben das zehn Jahre gemacht und dann abgegeben an Generation 2, die an Generation 3, und Generation 4 hat es jetzt abgewickelt.
Wohin ist diese Szene denn ausgewichen?
Fränkie: Den Verein gibt es noch. Die sind noch aktiv, suchen aber auch immer wieder Räume. Mit dem Wegfall der Brause hat der Verein auch ein wenig an Puste verloren.
Ihr beide seid ja damals Mitte der Neunziger mit dem Blurr Fanzine im Geschwister-Scholl-Haus in Neuss aktiv gewesen. Hakt man so etwas rückblickend ab oder wird man da doch auch mal wehmütig?
Andi: Ich werde da nicht wehmütig. Das war eine gute Zeit, die, wie jede Zeit, etwas Gutes und auch etwas Schlechtes hatte. Man war ja fanatisch, ist drei, vier Mal pro Woche auf Konzerte gegangen. Bonn, Siegburg, Dortmund, Essen, Bochum, überall hin, um sich Bands anzuschauen und um dann selber noch Konzerte zu veranstalten mit Bands, auf die man Bock hatte. Das war eine spitzenmäßige Zeit. Die ist aber jetzt vorbei und man ist heute gerne selber Gast oder steht selbst auf der Bühne.
Fränkie: Ich bin auch nicht wehmütig, aber man hat dadurch gut gelernt. Im Geschwister-Scholl-Haus in Neuss lernten wir, Konzerte zu veranstalten. Das Fanzine-Treffen. Da hat man sein Netzwerk gebildet. Mit den Celluloid Suckers haben wir wieder Dinge veranstaltet, nur professioneller. Und wir haben die Haltung dazu gelernt. Dann haben wir die Brause gegründet, einen eigenen Kunstverein, den wir zehn Jahre gemacht haben. Mit dem Wissen, der Gelassenheit, dem politischen Hintergrund. Das war Ausbildung. Ein Prozess. Dinge, die aufeinander aufbauen. Wir sind jetzt auch nur hier bei den JOSEPH BOYS, weil das alles im Vorfeld so funktioniert hat. Wehmut heißt hier nicht, dass man es sich zurückwünscht, sondern man kann auf die Erfahrungen einer sehr fruchtbaren Zeit zurückgreifen. Man darf nicht in der Vergangenheit leben, sondern sollte sich mit dem aktuellen Leben immer wieder selber modernisieren.
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