Die Band aus Zürich veröffentlichte 2021 auf Gunner Records ihr Debütalbum „Heat“, nun steht mit „Feelings“ das neue Album an, wieder auf Gunner. Sängerin Dominique Magnusson beantwortete unsere Fragen zur interessanten gestalterischen Seite des Albums.
Dom, du arbeitest als Creative Directorin – wie kamst du zu diesem Beruf, was gefällt dir daran?
Ich wusste schon früh, dass ich in die Werbung möchte, und arbeite nun seit über 15 Jahren in dieser Branche. Da löse ich jeden Tag neue Kommunikationsprobleme, wodurch es nie langweilig wird. Es ist jedoch nicht immer einfach, in der Werbung das zu tun, was man möchte, und man muss immer Kompromisse eingehen. Stichwort: Mach das Logo größer. Deshalb hatte ich immer private Projekte nebenbei mit Bands, bei denen das Briefing meist klar und einfach ist: Mach einfach etwas Cooles.
Euer neues Album „Feelings“ hat einen – so empfinde ich das als Jahrgang 1968 – starken Achtziger-Look. Kannst du uns verraten, was dich dazu inspiriert hat, was dich an diesem Look reizt, der ja nicht direkt einen Hinweis auf eure Musik liefert.
Ich glaube, wir wurden alle durch unsere Eltern und diese Zeit stark geprägt. Ich liebe einfach alles an den Achtzigern – die Looks, die Frisuren, den Sound, die Musikvideos, die Serien, die Jingles, die Logos und Fonts. „Feelings“ ist zwar kein Achtziger-Jahre-Album, aber der eine oder andere Einfluss, wie zum Beispiel Debbie Harry, ist durchaus spürbar. Ich finde auch, dass man von außen nicht immer sofort erkennen muss, was sich dahinter verbirgt. ÜBERYOU sind ein gutes Beispiel dafür. In den letzten zehn Jahren durfte ich ihre Alben gestalten, und bei keinem wird wirklich klar, welcher Sound sich auf der Platte befindet. Erstens sticht man so aus der Masse der Punk-Alben heraus, bei denen sonst alles gleich aussieht, und zweitens erreicht man vielleicht auch ein erweitertes Publikum, das durch das etwas andere Design neugierig wird.
Verrätst du uns deine fünf Lieblingsplattencover und was dich an denen fasziniert?
Klar! SHEER MAG „Need To Feel Your Love“: Man kann gut erkennen, wovon ich mich inspirieren lasse. Außerdem finde ich ihr Logo unschlagbar. Ich wünschte, ich hätte jedes ihrer Alben gestaltet. Durchweg großartig und eigenständig. TURNSTILE „Glow On“: Seien wir ehrlich, im Hardcore-Genre ist es noch schlimmer als im Punk. Jedes zweite Cover zeigt einen Typen, der vor einer Menschenmenge in die Luft springt. Das Ganze wird dann noch etwas abgefuckt und am Kontrast gedreht – fertig ist das Hardcore-Cover. TURNSTILE haben das Gegenteil gemacht. Von außen kann man nicht erahnen, wie sich die Platte anhört. Es könnte genauso gut von Taylor Swift sein, ist es aber nicht. Ich finde es mutig von der Band, ein so helles und sanftes Artwork zu wählen. So was hätte ich gerne ÜBERYOU untergejubelt, aber jetzt muss ich mir was anderes einfallen lassen. HELLACOPTERS „Head Off“: Vielleicht bin ich einfach in dieses Album verliebt, aber das Cover begleitet mich schon viele Jahre und irgendwie habe ich mich bis heute nicht daran sattgesehen. RVIVR „s/t“: Das ist jetzt das Gegenteil von dem, was ich zuvor gepredigt habe, aber whatever. Hier weiß man genau, was sich dahinter verbirgt, aber auf die beste Art und Weise. RVIVR haben es trotz reduzierter Grafik geschafft, eine eigenständige Bildsprache zu entwickeln. THE WEEKND „Starboy“: Mal etwas ganz anderes, denn klar, wir alle mögen Cover von PINK FLOYD und Prince und so, aber es ist doch langweilig, immer von den Gleichen zu reden. „Starboy“ macht vieles richtig, wie ich finde. Es ist laut, unverwechselbar und ikonisch.
Wie gehst du an einen Grafikjob, etwa ein Plattencover, ran? Womit inspirierst du dich, woher kommen Ideen?
Für mich ist der Albumtitel entscheidend. Darauf basiere ich meine Idee. Anschließend horche ich in mich hinein und schreibe auf, was mir zum Titel einfällt: Geschichten, Gefühle, Farben ... Meist total wirr. Danach tauche ich ins Internet ab. Ich arbeite viel mit Collagen und bereits vorhandenen Bildern, und die muss man ja erst einmal finden. Dazu geht’s oft stundenlang deep down the rabbit hole. Aber genau dort entdecke ich dann neue und coole Ideen und finde oft auch sehr komische Bilder, die ich dann in meinem eigenen Stil neu zusammenfüge.
KI-Bildgeneratoren könnten künftig vielfach Menschen wie dich überflüssig machen, wenn also jede:r mit ein paar Worten ein Cover in der Art wie eures generieren kann. Deine Gedanken dazu?
Autsch, das tut weh, aber natürlich beschäftigt mich diese Frage auch. Ich arbeite jeden Tag mit Chat GPT – dieses Interview habe ich jedoch ganz alleine beantwortet, versprochen ^– und Midjourney. Die neuen Technologien integrieren sich nahtlos in meinen Alltag und ich nutze sie als Werkzeug, um neue Ideen zu generieren, schneller zum Ziel zu kommen oder Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. In der Umsetzung wird die KI in ein paar Jahren noch erstaunlicher sein, als sie es jetzt bereits ist. Aber wie du selbst sagst, muss man wissen, mit welchen Vorgaben man die KI füttert. Um auf diese Wörter zu kommen, werde ich weiterhin meine seltsamen Ausflüge in merkwürdige rabbit holes unternehmen, damit ich weiß, welche skurrilen Begriffen ich der KI in Zukunft um die Ohren schlagen werde.
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