THE HAWAIINS zählen zu den dienstältesten noch aktiven deutschen Bubblegum-Pop-Punk-Bands, ihr erstes Album erschien 2002. Eine Zeit, in der neue Produkte und Künstler gerne noch mit dem Prädikat „bekannt aus Funk und Fernsehen“ beworben wurden. Mit diesem Spruch könnte die Band auch ihr neues Album „Invading The Summer“ anpreisen, denn die Jungs haben es mit einem ihrer Songs in eine bekannte US-Fernsehserie geschafft. Wie es dazu kam und ob jetzt die Rente sicher ist, das wollen wir von Frontmann Beppo Hawaiian wissen. Bassist Juke und Drummer Paul Hawaiian vervollständigen die Band.
Udo Jürgens hat in einem Song beklagt, dass er noch niemals auf Hawaii war. Habt ihr das wenigstens schon geschafft?
Im Gegensatz zu unserem Kumpel Perry von den TRAVOLTAS haben wir es tatsächlich noch nicht geschafft, zumindest nicht physisch. Geistig waren wir schon paar mal da. Ist jetzt aber auch nicht so wichtig, weil das, was wir hier heraufbeschwören, eher so Hawaii-Klischees sind, die wahrscheinlich mit dem wahren Leben auf Hawaii nicht viel zu tun haben. Ich würde aber auf alle Fälle gerne mal auf Hawaii auftreten. Macht sich in der Bandbiografie mit Sicherheit gut, gerade auch bei unserem Bandnamen.
Ihr seid keine Teenager mehr, schreibt aber nach wie vor Songs über Marsmännchen, Hula-Astronauten und einsame Hawaiianer. Meine Mutter würde jetzt wahrscheinlich fragen: Werden die Burschen denn nie erwachsen?
Na, hoffentlich nicht. Es ist ja schon schlimm genug, alt zu werden, dann muss man nicht auch noch erwachsen werden. Es gibt doch deutlich Schlimmeres, als sich über solche Sachen freuen zu können. Es ist uns schon wichtig, dass wir uns so eine jugendliche Unbekümmertheit bewahren. Bands, die über ernsthafte Themen singen, gibt es genug. Und diese etwas überzogenen Inhalte mit einer ordentlichen Prise Science Fiction und B-Movie-Trash heben uns auch irgendwie von anderen Bands ab.
Ist es eigentlich in Zeiten von Brexit, Trump und Corona noch angebracht, ausschließlich nette kleine Songs über belanglose Themen zu spielen?
Es ist ja nicht so, dass wir die aktuellen Missstände in der Welt komplett ausklammern. Wir haben beispielsweise auf dem neuen Album auch einen Song über Heino mit dabei. Grundsätzlich bin ich aber schon der Meinung, dass es in Ordnung ist, in solchen Zeiten auch Songs zu spielen, die einen gewisse Alltagssorgen vergessen lassen. Es gibt viele Bands, die über diese Missstände singen, und das völlig zu Recht und auch in einer sehr guten Art und Weise.
Ihr hattet eine längere Release-Pause. Im letzten Jahr habt ihr euch nach 14 Jahren mit einer neuen 7“ zurückgemeldet. Was war der Grund für diese Auszeit und war es nicht auch merkwürdig, nach so langer Zeit wieder loszulegen?
Im Endeffekt fing das alles damit an, dass sich die einzelnen Bandmitglieder über ganz Deutschland verteilt haben. Und dann ist es natürlich total schwierig, gemeinsame Termine zum Proben zu finden. Irgendwie haben wir uns dann auch ein bisschen aus den Augen verloren. Das wäre wahrscheinlich auch so geblieben, wenn da nicht dieser legendäre Anruf aus den USA gekommen wäre, weil die Produktionsfirma der TV-Serie „Hawaii Five-0“ einen unserer Songs verwenden wollte. Das war dann so ein richtiger Ansporn, es noch einmal zu probieren. Es hat riesigen Spaß gemacht, es war sofort wieder wie vor zehn Jahren. Allerdings mussten wir feststellen, dass wir doch älter geworden sind.
Trotz des höheren Alters klingt ihr auf dem neuen Album aber erstaunlich frisch und vital. Gibt es ein Geheimrezept, jung zu bleiben?
Klar, das Rezept ist, einfach lustige kleine Liedchen über Marsmännchen, Hula-Astronauten und einsame Hawaiianer zu singen. Wenn man sich die kindliche Freude an solchen abgedrehten Themen bewahrt und simplen Rock’n’Roll spielt, dann ist das schon etwas, das einen jung hält.
Das neue Album ist wieder auf Kamikaze erschienen. Gab es auch die Möglichkeit, auf einem anderen Label zu veröffentlichen oder war das überhaupt keine Frage für euch?
Die Möglichkeit, auf anderen Labels zu veröffentlichen, hat es eigentlich immer gegeben. Das liegt auch daran, dass es in der Pop-Punk-Szene viele kleine rührige Labels gibt, die etliche unterschiedliche Projekte am Start haben. Wobei diese Labels oft eher semiprofessionell aufgestellt und hobbymäßig unterwegs sind und untereinander Tonträger tauschen. Aber das ist auch gut so. Kamikaze ist da schon deutlich professioneller unterwegs, die arbeiten mit der GEMA zusammen und haben einen eigenen Musikverlag. Und Dieter von Kamikaze ist ein super Typ, der uns von Anfang an unterstützt und gefördert hat. Und so war es überhaupt keine Frage, wenn Kamikaze noch einmal was mit uns machen will, dass wir dann wieder mit dabei sind. Er hat zudem mit Broken Silence einen sehr guten Vertrieb für uns gefunden, der das Ganze auch international zugänglich macht.
Das Album erscheint als LP und CD. Die Vinylversion war euch schon wichtig, oder?
Auf jeden Fall. Und es ist tatsächlich so, dass sich Vinyl heute besser verkaufen lässt, zumindest in bestimmten musikalischen Kreisen. Am Merchstand bei Konzerten merken wir schon, dass Vinyl anzieht, wobei wir auch ordentliche Stückzahlen von den CDs absetzen, wahrscheinlich auch deshalb, weil die meisten Leute immer noch keine Schallplattenspieler in ihren Autos stehen haben.
Es schmerzt doch bestimmt, ein neues Album an den Start zu bringen und nicht einmal eine zünftige Release-Party mit den Fans feiern zu können ...
Ja, das ist nicht nur schade, das ist richtig bitter, zumal wir es total lieben, zusammen live aufzutreten. Aber wir können es nicht ändern. Und sicher ist, sobald wir wieder dürfen, werden wir doppelt und dreifach Gas geben. Das juckt uns wirklich in den Fingern, die neuen Sachen auch live zu spielen.
Wobei aber schon zu befürchten ist, dass es zu einem Überangebot an Konzerten kommen wird, wenn Live-Auftritte wieder möglich sind.
Das ist tatsächlich so. Das merkt man aktuell schon, wenn man versucht, für Anfang 2021 Shows zu buchen, dass da kaum was frei ist, weil da schon die ganzen Nachholtermine für die ausgefallenen Konzerte anstehen. Einen Termin können wir immerhin schon vermelden. Am 13. Februar 2021 spielen wir mit den FAVORATS und den EVIL O’BRIANS bei der nächsten Poppunk Pizza Party in Meppen.
Eine leere Bandkasse durch fehlende Konzert- und Merch-Einnahmen sollte für euch eigentlich kein Problem sein. Mit eurem Song bei „Hawaii Five-0“ dürften die Tantiemen doch ordentlich sprudeln, oder?
Da kommen tatsächlich von Zeit zu Zeit so Kleckerbeträge von der GEMA, das ist aber bei weitem nicht so viel, wie sich das manche vorstellen. Nichtsdestotrotz haben wir auch eine nette Summe Geld bekommen, als der Song verwendet wurde. Viele haben völlig unrealistische Vorstellungen, wie so was läuft. Im Grunde sind wir nur froh, dass der Song überhaupt eingesetzt wurde. Und wir hätten das auch erlaubt, wenn die uns überhaupt kein Geld dafür angeboten hätten. Das macht sich in der Bandbiografie nicht schlecht. Ein riesiger Glücksgriff für uns, eine der lustigsten und abgefahrensten Sachen, die uns als Band je passiert sind.
Und wie war das, den eigenen Song bei der Ausstrahlung zu hören?
Das war irgendwie verrückt. Ich bin auch nach wie vor überzeugt, dass unser Song in der Szene, in der er verwendet wird, überhaupt nicht reinpasst. Und das macht das Ganze noch umso abgedrehter.
In einer Bandbiografie macht es sich auch gut, bei Konzerten die Bühne mit einigen Original-RAMONES geteilt zu haben. Auch das könnt ihr inzwischen vorweisen. Wie ist es dazu gekommen und welcher Ramone hat dabei bei euch den besten Eindruck hinterlassen?
Wir haben uns dazu ordnungsgemäß beworben und wurden dann ausgewählt. Wir durften je zweimal mit Richie und CJ spielen. Und man kann nur sagen, dass beide supernette Typen sind, richtig sympathische Kumpeltypen. Richie hat uns von der Bühne aus gelobt und hat uns wirklich abgefeiert. Und CJ hat uns gefragt, ob wir mit ihm gemeinsam auf der Bühne „R.A.M.O.N.E.S.“ performen wollen, was wir natürlich auch gemacht haben. Und er hat auch im HAWAIIANS-Shirt Fotos mit den Fans geschossen. Es ist nicht möglich zu sagen, welcher von den beiden mehr Eindruck hinterlassen hat. Wir waren bei beiden nach den Konzerten im absoluten RAMONES-Himmel.
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