FLEISCHWOLF

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Wissenswertes über Mettmann

Was man über Mettmann weiß? Es ist die Stadt neben Düsseldorf, aus der Hape Kerkeling kommt. Es ist die Stadt, in der die Urbesetzung von DIE TOTEN HOSEN aufwuchs. Es ist einer der größten Landkreise. Das war’s. Beziehungsweise wäre es gewesen, wenn es da nicht FLEISCHWOLF gäbe. Die Band, bestehend aus Eicky (bs), Ollrich (voc, gt) und Tröm (dr), ist in Sachen lauter Gitarrenmusik ein mittlerweile recht bekannter Mettmann-Export und spricht im Interview über ihr neues Album „Gut geklaut“, deftige Songtexte und Mettcore.

Ich bekam just heute mit der Post euer neues Album zugeschickt ...

Tröm: Es ist ein Album, auf das wir sehr stolz sind. Und von dem es sogar zwei Exemplare nach dem Preorder in die USA geschafft haben.

Das ist eine Ansage. FLEISCHWOLF aus Mettmann finden ihren Weg über den großen Teich. Kennt ihr diejenigen, die das Album dort gekauft haben?
Tröm: Ja, tatsächlich. Der eine ist Mike von BONECRUSHER ...
Ollrich: Und der andere ist ein Freund von mir, der in Milwaukee lebt. Der vermittelt unsere Songs über seinen Sohn sogar ans dortige College-Radio. Wir haben aber noch keine Rückmeldung bekommen, wie die ankommen. Wir haben ja eine erwachsene Hörerschaft, haha.

„Gut geklaut“ als Albumtitel passt. Ihr habt in den Songs viele Anspielungen auf andere Bands untergebracht – IRON MAIDEN, MOTÖRHEAD, SLIME, TRIO. Ein Konzeptalbum also?
Ollrich: Ja, ein Konzeptalbum. Und das war ein Selbstläufer: Im Song „Revolution“ hatten wir anfangs ein paar IRON MAIDEN- und RUNNING WILD-Parts. Irgendwann kamen MOTÖRHEAD dazu – und der Rest ergab sich von selbst. Sprich: Wir entschieden uns, diesen Weg weiter zu verfolgen und das Album entsprechend so zu nennen.

Im Stück „Song ohne Trompete“ zieht ihr über all jene her, die euch nicht mögen. Die sich in sozialen Netzwerken über FLEISCHWOLF auslassen. Ein Stinkefinger in Liedform. Was wird euch denn so vorgeworfen?
Tröm: Sagen wir mal so: Wir sind alte Punkrocker und Metaller. Und wir kennen es so, dass man seit jeher in unserer Szene auch mal „Fotze“ oder „Wichser“ sagen durfte. Aber heute wird sich ja über jedes Wort echauffiert, und wenn es nach denen geht, die da am lautesten kritisieren, müssten wir alle linke Konformisten sein. Das sind wir aber einfach nicht. Wir laufen niemandem hinterher. Wir machen unser Ding. Wir sagen „Fotze“ – und meinen damit auch Männer. Wer sich darüber aufregt, der soll das tun. Das ist uns egal.

Aber kann man heutzutage – in einer Zeit, in der derlei Dinge nun mal eine größere Rolle spielen als früher – einfach so darüber hinwegsehen?
Tröm: Ich kann dazu nur sagen: Ich sehe mich als Humanisten nach Kant. Sprich: Ich liebe jeden Menschen. Aber wenn jemand ein Arschloch ist, dann ist dieser Mensch eben ein Arschloch. Ein Wichser. Eine Fotze. Ganz einfach.
Eicky: Wir versuchen nach wie vor, die Fahne des Punkrocks hochzuhalten, also alles so zu machen, wie wir das wollen. Wohlgemerkt, ohne dabei irgendjemanden zu verletzen! Aber die, die da schreien ... Na ja. Ich erzähle dir dazu mal eine Anekdote: Wir haben mal mit einer Band zusammengespielt, deren Namen ich jetzt nicht nennen möchte. Eigentlich total nette Jungs. Aber nach dem Gig beschwerten die sich plötzlich darüber, dass Ziad, also Tröm, als Mann auf der Bühne kein T-Shirt und eine kurze Hose anhabe. Und genau die Jungs wurden dann, als wir wieder in Düsseldorf angekommen waren, von einer ihrer Mütter im Porsche Cayenne abgeholt und nach Hause gefahren. Ich meine, das sagt doch alles.

Doppelmoral?
Tröm: Ja. Und wenn ich noch ergänzen darf, warum ich immer mit freiem Oberkörper und in kurzer Hose spiele: Weil ich beim Konzert wie verrückt schwitze!

Trotzdem stelle ich noch eine weitere unbequeme Frage Dies hier ist euer erstes Interview im Ox. In einem Magazin, aus dessen Hause auch das Magazin Kochen ohne Knochen stammt, in dem es um Veganismus geht. Man könnte nun unken: Eine Band mit dem Namen FLEISCHWOLF, deren Musiker sagen, sie spielen Mettcore, passt da so gar nicht rein ...
Tröm: Könnte man meinen. Aber die Band hat tatsächlich relativ wenig mit Fleisch zu tun, haha. Es geht bei unserem Namen einzig und allein um unsere Musik und unsere musikalischen Einflüsse: Hardcore trifft Metal trifft Punk – also alles einmal durch den Fleischwolf gedreht. Zudem wollte ich, seit ich 16 war, immer schon eine Band haben, die so heißt. Und dann kommen wir noch aus Mettmann, da lag die Bezeichnung Mettcore nahe.