Etwa 2004 gründete sich in Würzburg das Horrorpunk-Quartett DEAD UNITED, dessen neues Album „Fiend Nö. 1“ im April auf Wolverine Records erscheint, und das bis heute in alter Besetzung agiert: Buzz Vendetta (voc), Dig Van Grave (bs) und Sir Charles D.Vote (gt). Drummer Mr. Stiff, der im wirklichen Leben Christof heißt, war so freundlich, uns einige Fragen zu beantworten.
Das Erste, was ich von euch wahrnahm, war 2012 die Maxi „Night Feature“, woraufhin ich euch eher im Metal und in der Nähe von HELLOWEEN verortete. Lag ich damit seinerzeit falsch?
Interessant, dass du das so siehst. Rückmeldungen, die in diese Richtung gehen, haben wir nun schon öfter gehört. Das Feedback der Hörer ist aber auch so unglaublich unterschiedlich. Ich selber dachte immer, wir machen klassischen Horrorpunk mit einem eben nicht nur nach MISFITS-Abklatsch klingenden Sänger. Dass wir zum Beispiel an IRON MAIDEN erinnern sollen, habe ich anfangs noch abgetan und dachte, okay, der hat wohl etwas zu tief ins Glas geschaut während des Konzerts. Tatsächlich scheinen wir aber einen gewissen Metal-Einschlag zu haben, denn HELLLOWEEN geht ja auch in die Richtung. Ich denke, das hat wirklich zu tun mit der Art unseres Sängers zu singen und dem Gitarrensound. Ich fasse das auf jeden Fall als großes Lob auf.
Was war eure Absicht bei der Bandgründung – auf den Spuren der MISFITS wandeln?
Eigentlich gar nicht. Am Anfang haben wir überhaupt nicht über die Musik nachgedacht. Die Geburtsstunde war ein herrlicher Abend in einer Disco mit Buzz, unserem Sänger. Wir kannten uns schon länger, wollten immer mal was zusammen machen und wir haben dann Showideen ausgetauscht. Er hatte schon ein ganzes Konzept voller verrückter Sachen im Kopf, Kettensägen, Zombies zersägen, das, was nachher zu Dr. Horror wurde, und vieles mehr. Weil die Einfälle so genial abstrus und absurd waren, kam ich aus dem Lachen gar nicht mehr raus und bin gleich am nächsten Tag los, um einen Gitarristen und Basser aufzutreiben, weil klar war, das muss sofort umgesetzt werden. Musikalisch hat hier einfach jeder das eingebracht, was er konnte und wovon er dachte, das passt gut. Nebenbei sind wir auch mehr Leute als nur die Musiker. Bei jedem Gig begleiten uns zwei, drei Menschen, die als Schauspieler auftreten und all diesen unglaublich schreckenerregenden Unfug umsetzen, der im Hirn von Buzz Vendetta und uns anderen so herumspukt.
Wie sieht die Szene in eurer Heimatstadt aus, mal abgesehen von Corona?
Ich muss sagen, Franken und ganz speziell Würzburg hat hier einiges zu bieten. Zum einen sind Dig van Grave und ich selbst in der Szene aktiv und buchen Konzerte, zum anderen sind wir natürlich als Band unterwegs und versuchen da einiges umzusetzen. Der B-Hof und das Immerhin zum Beispiel sind super Adressen für Konzerte aller Art, und gemeinsam mit der Posthalle Würzburg organisieren wir jährlich zu Halloween den Würzburger Zombiewalk mit dem Halloween Zomb im Anschluss, wo wir dann auch auftreten. Aus anfänglich zarten 400 Besuchern, die wir schon als Riesenerfolg verbucht hatten, sind beim letzten Mal dann schon weit über 2.000 geworden, also tut sich da was. Die Metal- und auch Rock-Szene sind auch sehr fleißig hier. Also über eine fehlende Szene kann man sich in Würzburg wahrhaftig nicht beschweren.
Was nicht direkt mit euch als Band zu tun hat, mich aber immer wunderte, war das Verschwinden des Fiend Force Labels aus Köln, das ja mit BLOODSUCKING ZOMBIES FROM OUTER SPACE, THE OTHER oder REZUREX wirklich erfolgreiche Namen des Genres unter Vertrag hatten. War deren Ende nicht ein Rückschlag für den Horrorpunk an sich? Ich frage dies auch deshalb, weil ihr nun mit Wolverine Records ein renommiertes Label am Start habt, wonach ihr anscheinend doch jahrelang gesucht habt.
Ich würde es mal so ausdrücken: Ohne Fiend Force gäbe es die gesamte Szene, wie sie heute ist, wohl erst gar nicht. Thorsten Wilms aka Rod Usher von THE OTHER und Paddy Nitzsche haben hier Unglaubliches geleistet. Es waren aber auch alle Bands, die du genannt hast und die sonst auf dem Label waren, einfach richtig gut. Die meisten gibt es ja noch. Warum Fiend Force aufgehört hat, musst du die beiden fragen, aber alle, die denken, es gibt nun keine Szene mehr, sollen sich mal genauer umschauen. Die von dir genannten Bands gibt es noch und es kommen ständig neue nach. Allein unser Label hat mit den MUTANT REAVERS, LEFT HAND BLACK und eben DEAD UNITED ganz aktuell drei Bands des Genres am Start und THE HELLBOUND HITMEN gehen auch noch mindestens in diese Richtung. Außerdem gibt es da noch JAMEY ROTTENCORPSE, die, wie ich finde, fantastischen HELLGREASER und viele weitere neue Bands, die sich dem Horrorpunk verbunden fühlen. Zu Wolverine und der Labelsuche: Wir waren mit den Labels, die wir bisher hatten, immer top zufrieden. Aus unterschiedlichen Gründen ging es auf dem jeweiligen Label dann aber für uns immer nicht weiter. Jetzt sind wir bei Wolverine und ich kann nur sagen, das passt wie die Faust aufs Auge. Es macht wirklich Spaß zusammenzuarbeiten und Sascha Wolff ist genau der Typ, den ich mir als Partner wünsche: 100% Leidenschaft für den Rock’n’Roll. Das passt einfach auch ganz genau zu uns, davon kannst du dich bei jedem unserer Konzerte überzeugen.
Geschminkt auf die Bühne gehen, geht derzeit bekanntlich nicht, wohl aber Platten releasen und ordentlich abverkaufen. Könnte dies ein Vorteil für euch als Band sein, dass die Leute jetzt Zeit zum Musikhören haben?
Klar! Ihr habt es gehört Leute: Höret und kaufet!
Das neue Album „Fiend Nö. 1“ ist jedenfalls ein enormer musikalischer Fortschritt. Es geht jetzt doch viel mehr in Richtung Punk mit Mitsingfaktor ...
Erst mal Danke, freut mich zu hören. „Fiend Nö. 1“ ist so geworden, wie wir es uns vorgestellt haben. In Worte gefasst: Mit der Kettensäge Zombies zersägen und dabei gut gelaunt „Dead united“ trällern. Geändert haben wir da nichts. Ich glaube, wir waren schon immer Punk oder Rock mit Mitsingfaktor. Vielleicht ist „Night Feature“ da eine Ausnahme, weil hier doch ein paar für unser Verhältnis härtere Nummern zusammengekommen sind.
Wie seht ihr die Fangruppe „Horrorpunks Germany“, die ja recht aktiv ist?
Großartig, wir brauchen mehr so Typen wie Volker! Das bringt die Szene weiter voran.
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