DARK TRANQUILLITY

Foto

Forward momentum

DARK TRANQUILLITY sind wahrscheinlich die beste, weil konsequenteste Band der Göteborger Death-Metal-Szene. Keine andere Gruppe aus diesem Zirkel hat es geschafft, dreißig Jahre lang überdurchschnittlich gute und unverkennbar klingende Alben zu schreiben. Wir sprechen im Vorfeld der Veröffentlichung ihres zwölften Studioalbums „Moment“ mit Sänger Mikael Stanne.

Für mich klingt das Album sehr spontan und frisch. Ich habe mich gefragt, ob ihr mit komplett fertigen Liedern ins Studio gegangen seid oder ob einige Ideen noch während der Aufnahmen entstanden sind?

Da es Martins Studio ist, arbeiten wir darin auch immer an unserem Material. Wir nehmen also zuerst Demos auf und machen dann irgendein Datum aus, an dem wir das Ganze dann als Album aufnehmen. Auch wenn Anders oder ich von zu Hause aus arbeiten, treffen wir uns ein paar Tage die Woche, um zusammen an neuem Material zu arbeiten. Wir schreiben und probieren neue Ideen aus. Sobald wir mit etwas zufrieden sind, schicken wir den anderen unsere Entwürfe. Dann fangen sie an, ihre Parts zu spielen, Johan schreibt Gitarrenspuren, Chris schreibt seine Leads und so weiter. Im Grunde wurde also alles im Studio geschrieben, aufgenommen haben wir das Ganze aber erst, als wir der Meinung waren, dass alle Lieder fertig sind.

Auf mich wirken DARK TRANQUILLITY auf den letzten drei Alben, dieses mitgerechnet, erwachsener. Wo früher die Melodien zentraler Bestandteil waren und im Fokus der Lieder standen, wisst ihr diese mittlerweile durch interessante Strukturen besser zu streuen. Das Songwriting ist raffinierter geworden.
Man müsste es wahrscheinliche als Scheitern betrachten, wenn wir nicht gewachsen wären und uns verändert hätten. Wir sehen unsere Musik mit einem anderen Blick. Die Grundlagen sind immer noch dieselben: Die Musik muss tiefgründig sein, sie muss intensiv, emotional und aggressiv sein. Wir fühlen uns mit dem Songwriting und den Musikern in der Band sehr wohl. Es geht nicht darum, uns jedes Mal neu zu erfinden, sondern uns weiterzuentwickeln, etwas zu finden, das neu und herausfordernd ist. Meiner Ansicht nach ist es das Schönste, nach all den Jahren immer noch mit etwas aufwarten zu können, das sich frisch und cool anfühlt – und bei diesem Album ist es genau das.

Nun hast du schon gesagt, dass ihr euch nicht immer komplett neu erfinden möchtet. Ich finde jedoch, dass ihr das in der Vergangenheit schon häufiger getan habt. Das letzte Mal zwischen „We Are The Void“ und „Construct“. Kann das in der Zukunft noch mal passieren oder würdest du das aktuell in dieser Form ausschließen?
Ich finde, das muss doch manchmal einfach passieren. Wenn du meinst, in einer Ecke gefangen zu sein, sich die Dinge nicht mehr herausfordernd anfühlen oder es einfach keinen Spaß mehr macht. Dann musst du dich neu erfinden. Gerade zwischen „Atoma“ und diesem Album haben wir unseren Horizont noch einmal erweitert, die Ideen weitergedacht. Vielleicht kommst du aber an einen Punkt, an dem es keinen Sinn mehr macht, die Ideen weiterzudenken. Dann gehst du wieder zurück zu den Wurzeln und fängst neu an. Das ist ein natürlicher Kreislauf. Wenn es sich nicht mehr gut anfühlt, musst du etwas Neues anfangen!