CRUISERWEIGHT

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Die Charme-Offensive des Punk

[b]Drei Geschwister und ein Freund gründen in Austin, Texas, eine Band. Nichts Besonderes, eigentlich, aber nach knapp sieben Jahren sind CRUISERWEIGHT auch in Deutschland angekommen. Das schaffen nicht alle Poprock-Bands der Südstaaten. Ihr Album „Sweet Weaponry“ ist nicht nur eine Sammlung von dreizehn charmanten Punkrock-Hits im Stile von DOVER und SAVES THE DAY, sondern gleichzeitig der Grundstein für das neue Label Soulseller Records. Ich sprach mit Frontfraue Stella Maxwell unter anderem über Kettensägen, George W. Bush und deutsche Fußballfans.


[b]Kannst du mir einen kurzen Abriss der CRUISERWEIGHT-Story geben?

1999 haben wir die Band gegründet. Yogi und Urny hatten vor CRUISERWEIGHT eine andere Band, die sich zu genau der Zeit auflöste, als ich von Dallas nach Austin gezogen bin. Sie wollten eine Poprock-Band gründen, und da ich ihre Schwester bin, haben sie mich singen lassen. Wir haben mit Songs von GREEN DAY und DESCENDENTS angefangen. The rest is history.

[b]Eure Musik hat das Potenzial, in Deutschland erfolgreich zu sein. Hast du schon etwas darüber gehört, wie gut ihr hier ankommt?

Nicht viel. Ich weiß, dass das Album jetzt veröffentlicht wurde. Wir bekommen hier nicht viel davon mit, aber wir freuen uns sehr, nach Deutschland auf Tour zu kommen. Hoffentlich hört man dann nächstes Jahr mehr.

[b]Wann kommt ihr auf Tour?

Das wissen wir noch nicht. Wir haben – außer für Deutschland – noch kein Label in Europa gefunden. Unsere Pläne beziehen sich bisher also nur auf Deutschland, aber wir wollen das Album auch in England veröffentlichen. Hoffentlich können wir dann im nächsten Jahr kommen.

[b]Deine Stimme klingt trainiert, hattest du mal Gesangsunterricht?

Nein, aber ich habe früher bei Musicals mitgearbeitet und war Cheerleader. Wir sind auch alle im Highschool-Orchester gewesen.

[b]Wie ist es, auf einer Tour die ganze Zeit unter Geschwistern zu sein?

Das ist natürlich sehr bequem, weil wir verwandt sind. Wir können immer sagen, was wir denken und sind nicht nachtragend. Aber die Streits können brutal sein. Es ist einfach so, wie es immer unter Brüdern und Schwestern ist. Aber es besteht keine Gefahr, deswegen die Band aufzulösen. Wir sind eine Familie, und du würdest ja auch keine Familie auflösen, oder?

[b]Wie stehen eure Eltern zu der Band?

Sie unterstützen uns. Wenn wir in Dallas spielen, dann kommen sie immer zu den Konzerten. Sie unterstützen uns finanziell, sie helfen uns mit einem Trailer aus, wenn der Van kaputt ist. Sie lieben unsere Musik. Sie unterstützen uns wirklich sehr, da könnte ich viele gute Geschichten erzählen.

[b]Lebst du mit deinen Brüdern zusammen?

Nein. Wir haben schon gedacht, dass es sinnvoll wäre, ein gemeinsames Haus mit einem Proberaum zu bewohnen, damit wir noch mehr proben können. Das wäre bequem. Aber als wir anfingen zu touren und zusammen zu reisen, brauchten wir zu Hause eigene Orte, und dabei wird es wohl auch bleiben. Urny wird nächstes Jahr heiraten, Yogi lebt mit seiner Freundin zusammen. Es ist schön, wenn man getrennt wohnt, sich dann zur Probe zu treffen, wenn man wirklich Lust darauf hat.

[b]Wie oft probt ihr denn?

Im Moment schreiben wir neue Songs für das nächste Album, also proben wir etwa dreimal pro Woche.

[b]Wie politisch sind CRUISERWEIGHT? Immerhin lebt ihr in Texas, dem Heimatstaat von George W. Bush.

Haha! Wir sind schon politisch interessierte Menschen, aber ich schreibe über alles, was die Band oder mich bewegt und betrifft. Es ist hart, gerade jetzt ein Amerikaner zu sein, die Situation ist extrem. Es gibt viele Menschen, die Bush wirklich sehr lieben, und andere, die ihn schrecklich finden. Ich gehöre sicherlich zu denen, die ihn nicht mögen. Manchmal sind wir politisch, manchmal nicht.

[b]Also keine politische Band?

Nein. Ich würde uns nicht auf einen Bereich beschränken wollen. Es ist wichtig, politisch interessiert zu sein. Und ich respektiere die Bands, die sich ausschließlich mit Politik beschäftigen, jedoch wir haben so viel, worüber wir reden. Aber wir sind auch keine Band, die nur über Beziehungen singt, denn auch in Amerika gibt es Leute, die unreflektiert alles unterstützen, wo „USA“ draufsteht. Aber sein Land und die schönen Dinge in ihm zu lieben, hindert einen ja nicht daran, bestimmte Dinge zu hinterfragen.

[b]CRUISERWEIGHT spielen ja ziemlich süße Popmusik ...

Danke.

[b]Was wollt ihr dann mit der Kettensäge auf eurem Cover ausdrücken?

Haha. Wir wollten etwas, das ein gutes Gegenwicht darstellt zu unserer fröhlichen Musik. Als der Titel „Sweet Weaponry“ feststand, überlegten wir, was könnte passen. Die Kettensäge ist ein beliebtes Motiv in Horrorfilmen, also dachten wir, eine Kettensäge wäre ... lustig.

[b]Wie hat sich dein Leben durch die Band verändert?

Wir haben alle Jobs. Wenn wir zu Hause sind, dann gibt uns das ein Gefühl der Normalität, außerdem müssen wir ja Geld verdienen, für die Touren und die Aufnahmen. Ich arbeite in einem Sommercamp mit kleinen Kindern.

[b]Habt ihr jemals darüber nachgedacht, ausschließlich von der Musik zu leben?

Ja, aber um genug Geld zu verdienen, muss man mindestens drei Konzerte die Woche spielen,. Die Musik, die wir spielen, ist für junge Menschen, und deshalb können wir nicht so viele Shows spielen. Wir können in Austin oder sonstwo nicht mal einmal die Woche spielen, da muss schon ein Monat dazwischen liegen, bevor wir wiederkommen. Einfach deswegen, weil die Kids keine Band einmal pro Woche sehen wollen.

[b]In den USA gibt es viele Bands, die einen ähnlichen Sound spielen wie ihr. Wie groß ist die Konkurrenz?

Vor zehn Jahren noch war es schwierig, die Musik deiner Band zu verbreiten. Durch das Internet und Portale wie MySpace ist es für Bands einfacher geworden, Publikum zu finden. Aber ich würde es nicht Wettbewerb nennen. Trotzdem, es ist unter so vielen Bands natürlich schwieriger aufzufallen.

[b]Was unterscheidet CRUISERWEIGHT von den anderen Bands mit ähnlichem Sound?

Unser Fokus lag noch nie darauf, die Ansprüche eines bestimmten Genres zu erfüllen, wie etwa Pop-Punk. Wir spielen einfach die Songs, auf die wir Lust haben. Deshalb ist es schwierig, uns in eine bestimmte Kategorie einzuordnen, wir wollen nicht wie jemand anders klingen. Ich könnte zum Beispiel nicht sagen: „Ich spiele jetzt in einer Punkband.“ We do what we want to do, and we love it.

[b]Wenn du deine Musik so liebst, hörst du sie dir auch selber an?

Nein, es ist immer etwas seltsam, die eigene Stimme zu hören. Wenn wir ein Album aufgenommen haben, dann steckt da so viel Zeit und Arbeit drin, dass ich es einfach nicht mehr hören kann. Aber ich freue mich natürlich, wenn andere Leute hinhören. Ich performe die Songs gerne live, aber in meinem Auto läuft das Album nicht.

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