CONSVMER

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Keine leichte Kost

CONSVMER gehen dahin, wo es wehtut. Das war beim letzten Album „Obsession“ schon so, als die Band aus Speyer in ihren Texten die Perspektiven von Menschen wiedergegeben hat, die man sonst eher meiden würde. Jetzt steht mit „Seelenfrieden“ ein neues Album an und auch dieses Mal taucht die Band um Sänger Dennis und Bassist Fabio in die Abgründe der menschlichen Psyche ab.

Vor zwei Jahren haben wir schon über euer Album „Obsession“ gesprochen, dort habt ihr euch in die Welt von Serienmördern oder Sklavenhaltern hineinversetzt. Damals hat Dennis gesagt, er hat wenig Schwierigkeiten gehabt, diese Gedanken und Sichtweisen wiederzugeben. Hat sich das im Nachgang auch so dargestellt? Oder gab es Inhalte, die dich über das Album hinaus beschäftigt haben?
Dennis:
Auch heute noch habe ich keine Schwierigkeiten, mich in die Köpfe solcher Menschen reinzudenken, da wir uns ausgiebig über jedes Thema informieren und einarbeiten. Zudem ist jeder Mensch von diesen Themen, die wir im unseren Songs behandeln, betroffen, da es gesellschaftlich Probleme sind und wir als Gemeinschaft nicht die Augen vor der Realität verschließen dürfen. Deshalb spiegele ich den Schmerz der Welt als fiktive Szenarien in den Songtexten wider. Also ja, es gibt viele Themen, die uns als auch mich im Alltag begleiten, auch abseits von unserer Musik.

Inwieweit knüpft „Seelenfrieden“ jetzt daran an? Wenn ich mir die Themen des Albums anschaue, verfolgt ihr ja wieder einen ähnlichen Ansatz mit den verschiedenen Perspektiven, oder?
Fabio:
Wir begeben uns diesmal auch wieder in die Tiefen der menschlichen Abgründe, jedoch dieses Album handelt von allerlei Arten der psychischer Erkrankungen. Wir mögen es, mit einem Album bestimmte Probleme anzusprechen und so Aufmerksamkeit dafür zu erzeugen.

Diese Probleme werden sehr bildhaft dargestellt, sei es Stalking, Schizophrenie, Angststörungen oder gar Kannibalismus. Was hat euch zu diesen Themen angeregt? Gab es auch eigene Erfahrungen oder aus eurem Umfeld, die euch inspiriert haben?
Fabio:
Psychische Krankheiten begleiten uns zum Teil selbst im Alltag, aber unsererseits ist auch weiterführend ein großes Interesse an dem Thema vorhanden. Einige Texte über Krankheitsbilder, die uns begleiten, wollten wir ins Album einfließen lassen. Ebenso wurden Erlebnisse aus unserem näheren Umfeld verarbeitet. Wir finden einfach, dass manche Krankheiten noch nicht genug Verständnis in der Gesellschaft bekommen, so dass viele Leute sich damit zu Unrecht alleine fühlen. In vielen der Geschichten, die wir erzählen, überspitzen wir gerne eine gewisse Situation, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Beispiel dafür ist „Frvst“ mit Zelli von ­PALEFACE SWISS. Hier ist das Thema Mobbing und gesellschaftlicher Ausschluss von bestimmten Personen. Am Ende des Songs wird ein Amoklauf gestartet, was die härteste Reaktion auf solch ein Verhalten ist. Ohne auf so eine extreme Darstellungsweise zurückzugreifen, bekommt man meist wenig Aufmerksamkeit von der Gesellschaft, was echt schade ist, wenn es auch zu extremer Musik passt.

Einige der Inhalte eurer Songs sind ja wirklich schwer verdaulich, wie stellt sich zum Beispiel eine Recherche zu Themen wie Kannibalismus dar? Der Browserverlauf sollte besser nicht von den Behörden durchsucht werden, nehme ich an?
Fabio:
Unser Sänger Dennis hat sich zu dem Thema ein bisschen zu tief ins Internet gewagt und hat einige Foren durchforstet, die schwer erträglich für ihn waren. Sein Interesse, so einen Text zu schreiben, war jedoch größer als die Angst, sich in den Tiefen des Internets zu verlieren. Ebenso haben Dokumentationen hier geholfen, zum Beispiel über den wohl bekanntesten Fall in Deutschland, der Kannibalen von Rotenburg. Ich hoffe natürlich, er hat seinen Browserverlauf danach gelöscht. Ich möchte nicht wissen, auf welchen Seiten er sich da genau rumgetrieben hat.

Bleiben die Bilder länger in deinem Gedächtnis, über die Songs hinaus? Was, denkst du, macht das mit deinem Kopf?
Fabio:
Solche Themen sind nicht leicht zu verdauen, jedoch tut es uns gut, sich Sachen von der Seele zu schreiben. Im Allgemeinen konnten wir alle etwas über verschiedenste Krankheiten dazulernen und darüber hinaus viel über uns selbst. Unsere Köpfe sind alle voll vom Stress des Alltags und alles, was darum herum passiert. Jedoch haben wir in der Musik ein Ventil, wodurch wir diesen gut vergessen, etwas verarbeiten oder uns mit anderen interessanten Themen auseinandersetzen können.