Die Fraktion von gepflegtem Grunz, Scream und Breakdowns hat es nicht leicht in den letzten Jahren, seit Musik immer schwermütiger und ernster, gleichzeitig aber auch immer eingängiger und epischer sein muss. Da tut es ganz gut zu sehen, dass CONSVMER das meiste davon tatsächlich unter einen Hut bekommen: Die Thematik ist schwer, sehr schwer, denn es geht um Tyrannei, Versklavung und Chancenlosigkeit, und episch ist „Obsession“ auf jeden Fall – das eine oder andere instrumentale Interlude ist fast schon ein bisschen zu viel im Verlauf des ganzen Albums. Auch das Mixing ist etwas undifferenziert, was der Vielfältigkeit ein bisschen Abbruch tut. Aber die Songs folgen vom Aufbau her keineswegs dem Schema F und überraschen durch manche an Mathcore erinnernde Struktur, was wiederum ein großer Pluspunkt ist. Als absoluten Pluspunkt muss man auch den Gesang festhalten: Deutschsprachig-guttural kann es schnell klingen wie „Ich wär gern böse“, tut es hier aber auf gar keinen Fall, sondern fügt sich perfekt ins Gesamtgefüge ein und deckt zwischen Highs und Lows so ziemlich alle Etappen ab, die facettenreiche Vocals ausmachen. Den Klargesang hätte ich jetzt nicht mehr gebraucht, aber gut, sei’s drum. CONSVMER dürften allen gefallen, die TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN in cineastischer Ausarbeitung mögen würden.
© by Fuze - Ausgabe #92 Februar/März 2022 und Jenny Josefine Schulz
© by Fuze - Ausgabe #108 Oktober/November 2024 und Sebastian Koll