Nach 15 Jahren gibt es eine neue BUBONIX-Platte. In der Zwischenzeit gab es Pausen, Wiederkehr und Besetzungswechsel, wie man das bei vielen Bands kennt. Mit „Through The Eyes“ gibt es frische Musik auf die Ohren. Wir haben das zum Anlass genommen, mit Sänger Thorsten und Bassist Olei zu sprechen. Dabei merken wir, dass sie sich in ihrer aktuellen Situation sehr wohl fühlen.
Wie geht es euch? Thorsten, du bist momentan noch ein paar Tage mit einer anderen Band unterwegs?
Thorsten: Ja, ich bin gerade mit einer Grunge/Noiserock-Band namens HATHORS unterwegs und spiele da Bass. Wir spielen immer so Vierer-Blöcke an Shows. Wir nehmen es gemütlich, aber sind unterwegs.
Und du, Olei, bist momentan offenbar nicht unterwegs, wenn ich so sehe, wo du sitzt?
Olei: Nein, ich bin hier im Büro und konnte das Interview zum Glück recht flexibel dazwischenschieben. Ich habe neben BUBONIX keine weitere Band. Wir haben ja alle auch im echten Leben noch Familie und gehen arbeiten. Das ist ja alles schon kompliziert genug. Die Planung der neuen Platte, was machen wir für Merchandise, Interviews und Auftritte checken. Das ist aufwändig, aber macht immer noch Spaß.
Das ist ein super Übergang: Eigentlich hattet ihr als Band Feierabend. Jede Person die eine Band und nebenbei noch ein Berufsleben hat, weiß, wie schwer es sein kann, beides unter einen Hut zu bekommen. Wie kam es dazu, dass ihr jetzt eine neue Platte aufnehmen wolltet?
Thorsten: Erstmal ist es ein Zusammenschluss von Freunden. Es ist eine Herzensangelegenheit, wieder zusammen zu spielen. Ich hatte ja auch bei BUBONIX eine Pause eingelegt und bin jetzt zurückgekommen. Für mich ist Olei ein sehr wichtiger Mensch, der mich in meinem Leben geprägt hat, auch wenn er das selbst nicht immer realisiert. Wir haben in unserer Jugend zusammen Punk für uns entdeckt. Das spiegelt sich seitdem in unserem Leben wider. Es ging uns des Punk und des Spaßes wegen darum, wieder gemeinsam etwas zu machen. Wir hätten jetzt nicht unbedingt eine neue Platte machen müssen, aber wir wollten gucken, was dabei rauskommt. Zwei Mitglieder sind aber leider ausgestiegen, dafür ist Sascha von TOXOPLASMA noch dazugekommen. Das passt richtig gut zusammen. Wir sind keine 16 mehr, aber es fühlt sich gut an.
Was stand im Vordergrund? Zusammen Musik zu machen? Oder gab es schon fertige Songs, die den Impuls gegeben haben?
Olei: Wir haben uns ja 2016 wieder zusammengefunden und ein paar Auftritte gespielt. Da haben wir schon diese Leichtigkeit gespürt, von der Thorsten spricht. Es war kein Druck da. Es ging nur um ein paar Konzerte und auch nur da, wo wir die Veranstalter kennen. Einfach alte Freunde treffen. Das hat uns viel Spaß gemacht. Wir machen das ja schon ewig und vor zwanzig Jahren ging es immer darum, „wir müssen hier und da spielen“ und „müssen, müssen, müssen“. Dieses ganze Müssen haben wir komplett abgelegt. Jetzt geht es darum, als Freunde eine gute Zeit verbringen. Bei den Proben sind neue Ideen entstanden, wir haben wieder das Feuer gespürt und uns gefragt, ob da mehr draus werden könnte.
Thorsten: Warum die Leichtigkeit sich eingeschlichen hat, hat natürlich auch damit zu tun, dass wir viel an uns gearbeitet haben. Wenn man älter wird, ist man nicht automatisch reifer. Man kann auch in alten Mustern steckenbleiben. Darum geht es auch auf der Platte. Die letzten Alben waren teilweise sehr politisch und tauchten in manche Themen sehr explizit ein. Da habe ich mich sehr informiert und extra Bücher gelesen. Diesmal habe ich mich gefragt: Warum soll ich mich wiederholen? Dafür könnte man jetzt sagen, dass wir hippiesk sind, aber das stimmt nicht. Wir starten nur ein neues Kapitel.
Seid ihr bei eurem Neustart schnell wieder in alte Muster gefallen? Oder musstet ihr euch auch neu finden?
Thorsten: Es ist ein bisschen wie beim eigenen Kind. Da stecken viele Emotionen drin. Ich bin bei der Rückkehr aber mit einer anderen Intention rangegangen und bin ein viel positiverer Mensch, das hat sehr viel ausgemacht. Wenn du dir die Texte von vorherigen Alben anschaust, siehst du schnell bei Songs wie „Fuck love, make violence to Ärsche“, was das ausmacht. Ich habe einfach sehr viel an mir gearbeitet und ich glaube, alle sind entspannter geworden. Wie Olei gesagt hat: Wir haben das Müssen weggelassen. Wir sind Punks und wollen Hardcore machen, das hat da nichts verloren. Deshalb ist so eine Leichtigkeit drin.
Olei: Früher hat man sich schnell gezofft, wenn man einen Part nicht so gut fand. Dann ist wochenlang darüber diskutiert worden. Das war jetzt überhaupt nicht der Fall. Entweder alle waren happy oder „nee, das ist doof“ oder man verwendet den einen Teil für ein anderes Lied. Da war keine schlechte Laune oder Diskussion. Es war ein leichter, sprudelnder Prozess voller Energie.
Eigentlich wollte ich euch fragen, was euch besonders leicht gefallen ist, aber das habt ihr schon beantwortet. Ich habe das Gefühl, ihr wisst es sehr zu schätzen, zusammen Musik zu machen, und genießt diese Leichtigkeit.
Thorsten: Da ist auch eine Dankbarkeit drin. Wir haben ein Dach über dem Kopf und müssen unser Land nicht verlassen. Wir können uns finanzieren, wir dürfen Musik machen und uns ausdrücken, ohne bestraft zu werden, wenn wir etwas kritisieren. Das dürfen wir alles dankbar annehmen und nicht auf die leichte Schulter nehmen, „weil wir halt Punks sind“. Du siehst auch, dass das einen Zusammenhalt bringt. Wenn du dir zum Beispiel die letzte Platte von den DONOTS anguckst, da sind großartige Texte dabei. Kann man nicht vergleichen, will ich auch gar nicht, aber vielleicht wird es irgendwann mal so in der Art, wie das früher beim New York Hardcore war. Wenn die Szene wieder so wohlwollend ist und Dankbarkeit zulässt, passiert da viel Schönes.
Versucht ihr, mit eurer Musik irgendwem gerecht zu werden?
Olei: Also meine Kinder sollten es schon cool finden. Wenn die sagen, die Musik ist scheiße, habe ich das Ziel verfehlt. Aber die sagen: „Papa, die Musik ist super“, also alles ist gut.
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