Auf BROADWAY CALLS aus Rainier, Oregon bin ich erst durch deren letzte Scheibe „Good Views, Bad News“ aufmerksam geworden, ein auf den Punkt gebrachtes Pop-Punk-Album erster Güte. Grund genug, ihnen einige Fragen zu stellen – per E-Mail, denn die Band befand sich gerade auf ausgedehnter US-Tour mit GASLIGHT ANTHEM, BOUNCING SOULS und BAYSIDE und war ein wenig im Stress. Dennoch hatte Sänger und Gitarrist Ty Vaughn die Muße, auf meine Fragen zu sich, Josh und Matt zu antworten.
Ihr macht gerade eine sehr umfangreiche US-Tour. Ist dies ein Resultat eures neuen Albums oder war diese Tour bereits vor der Veröffentlichung gebucht?
Ich glaube, es ist alles Teil der Endlosschleife und der Prozesse, die es mit sich bringt, wenn du in einer Band spielst. Du machst eine Platte, du gehst auf Tour. Wir wollten nicht zu Hause rumsitzen, nachdem die Platte erschienen war. Also touren wir so lange, bis es sich nicht mehr gut anfühlt ... und dann touren wir noch ein bisschen mehr.
Wo liegt der Unterschied zwischen eurer ersten Scheibe auf Adeline Records und „Good Views, Bad News“?
Bei unserem ersten Album haben wir einfach versucht, einen Haufen Songs zu schreiben, die wir mochten, und sie alle auf eine Platte drauf zu packen. Dieses Mal haben wir die gleiche Vorgehensweise beim Schreiben gewählt, dann aber versucht, das Album geradliniger und kompakter zu gestalten, indem wir eine Anzahl von Songs herausgestrichen haben. Wir haben einfach ein kürzere und fokussiertere Platte gemacht, haben versucht, das Energielevel die ganze Zeit über hochzuhalten.
Wie seid ihr in Kontakt mit SideOneDummy gekommen?
Sie kamen auf uns zu. Wir hatten gerade die Warped Tour beendet und hörten, dass sie uns als Band interessant fänden. So kam eins zum anderen. Der Chef von SideOne Dummy, Joe Sib, flog zu einem unserer Konzerte, als wir mit den FLATLINERS auf Tour waren. Er sagte nach der Show, dass er gern eine Platte mit uns machen würde, und so waren wir an Bord!
Wie kam es zur Session mit Bill Stevenson?
SideOneDummy hat das alles in die Wege geleitet. Bill war großartig, zusammen mit allen anderen bei Blasting Room. Er hat uns sehr geholfen, dass die Platte sich zu etwas entwickelt, auf das wir sehr stolz sein können.
Das Beste an „Good Views, Bad News“ ist meiner Meinung nach eure Eigenständigkeit, obwohl natürlich eine Menge Einflüsse hörbar sind. Habt ihr nach einer Nische innerhalb des Pop-Punks gesucht?
Wir wollten in gewisser Weise nur präsentieren, was wir unter „Pop-Punk“ verstehen. Ich denke, dieses Etikett wird für viele Bands verwendet, welche diesen Stil aber nicht wirklich gut präsentieren. Du musst auf jeden Fall von den RAMONES ausgehen und ihnen auf musikalischer Ebene einen großen Einfluss einräumen, wenn du in der Lage sein willst, den Stil deiner Band „Pop-Punk“ zu nennen.
Ihr habt viele Konzerte mit „größeren“ Bands wie RANCID, ALKALINE TRIO oder OFFSPRING gespielt. Ist das für euch „der nächste Schritt“?
Ja, das ist der nächste logische Schritt. All unsere frühen Tourneen waren Keller-Shows, in Jugendzentren und kleinen Clubs ... So sollte eine Band auch anfangen. Es stärkt eine Band, intensiviert den Zusammenhalt – oder lässt sie auseinanderbrechen. „Survival of the fittest“, du weißt, was ich meine. Jetzt im Moment beginnen wir damit, große Support-Tourneen zu machen und wir lernen immer noch jeden Tag neue Dinge dazu. Es ist immer noch sehr aufregend und das ist das Allerwichtigste.
Was denkst du über die heutige Punk-Szene, existiert sie noch? Ist die Warped Tour eine Punk-Veranstaltung?
Die Warped Tour ist keine Punk-Veranstaltung, schon seit Jahren nicht mehr. Gelegentlich spielen dort noch Punkbands, aber die schrecklichen Bands sind da eindeutig in der Überzahl, so dass es tatsächlich ein wenig komisch oder verwirrend ist, wenn du sagst, du befindest dich auf der Warped Tour. Es kann immer noch Spaß machen, aber es fühlt sich eher an wie auf der Highschool. Zu viele Cliquen. Zu viel Wettbewerb. Punk ist grundsätzlich sicher noch immer am Start, aber es ist schon etwas anstrengender geworden, heute noch eine gute Punk-Show zu entdecken. Geh zu einem Konzert von FUCKED UP, dann siehst du eine gute Punk-Show!
Was erwartet ihr von eurer „Karriere“? Habt ihr mit dem gerechnet, was gerade passiert?
Wir haben gehofft, dass dies passieren würde, aber wussten es natürlich nie wirklich. Es fühlt sich überraschend an, dort zu sein, wo wir momentan stehen. Unser zweites Album ist gerade erst erschienen, wir sind extrem stolz darauf und wir touren mit großartigen Bands. Wir können uns im Moment nicht viel mehr wünschen. Wir möchten einfach immer das Gefühl haben, dass es vorangeht und wir uns in Bewegung befinden. Das bedeutet aber nicht, dass wir nicht gelegentlich noch kleinere Shows in Häusern oder Kellern geben. Für Leute außerhalb unserer Band scheint es, wir seien über Nacht zum Erfolg gekommen. Fakt ist: Wir haben lange und hart dafür gearbeitet.
Arbeitet ihr noch in „normalen“ Berufen oder liegt euer Fokus auf der Musik?
Josh hat noch eine Druckerei am Start, die er gerade aufbaut, aber ansonsten sind wir so viel auf Tour, dass wir nicht einmal die Chance hätten, an Jobs heranzukommen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich persönlich seit fast zwei Jahren nicht mehr „gearbeitet“.
Gibt es in eurer Heimatstadt Rainier eine Musik/Punk-Szene oder musstet ihr euch gleich anderweitig orientieren, als ihr anfingt zu spielen?
Rainier ist ein Dorf mit einer Ampel. Dort leben ungefähr 2.500 Menschen. Also sind wir über den Fluss rüber nach Longview. Das ist ebenfalls keine „große Stadt“ im üblichen Sinn, aber dort fanden von Zeit zu Zeit kleine Punk-Shows statt, als wir aufwuchsen. Und schließlich haben wir mit unseren ersten Bands auch angefangen, dort zu spielen. Im Laufe der Zeit hat Josh dann die Konzerte selbst organisiert. So sind wir da hineingekommen und haben die ganze Sache in Longview auch ein Stück weit übernommen.
Spielt ihr immer noch kleinere Shows in Kellern und Clubs oder seid ihr damit durch?
Wir haben gerade in der letzten Woche eine Keller-Show gespielt! Davor hielten wir uns mal ein paar Tage an der Ostküste auf, hatten frei zwischen dem ersten und zweiten Abschnitt unserer Tour. In dieser Zeit haben wir zwei „House Shows“ gemacht und zweimal in kleinen Clubs Konzerte gegeben. Wir haben immer noch sehr viel Spaß mit solchen Events.
Mit welchen Bands seid ihr aufgewachsen?
Wir sind alle mit dem üblichen Punk-Zeug wie GREEN DAY, NOFX, BAD RELIGION, RANCID, OPERATION IVY aufgewachsen. Es gab aber auch andere Musik in unserer Vergangenheit. Josh hat mich an Bands wie PANTERA herangeführt und dann haben wir gemerkt, dass wir auch auf harte Sachen wie STRIFE, REFUSED und so abfuhren.
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