BEACH SLANG

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It’s Not Always Sunny In Philadelphia

Wenn man dem gegenwärtigen Hype Glauben schenkt, sind BEACH SLANG aus Philadelphia die Band der Stunde. Zumindest aber gibt es endlich wieder legitime Erben von JAWBREAKER. Die beiden EPs „Cheap Thrills On A Dead End Street“ (Tiny Engines) und „Who Would Ever Want Anything So Broken?“ (Dead Broke Rekerds), die gerade unter dem Titel „Broken Thrills“ von Big Scary Monsters als Mini-Album veröffentlicht wurden, gehörten zu den besten Veröffentlichungen 2014. Punkrock mit Melodien, die nicht direkt Karies verursachen, und einem guten Schuss Melancholie, die aber keine schlechte Laune verbreitet. In diesem Herbst soll das erste Album folgen, wir hatten aber schon jetzt ein paar Fragen, die mir Gitarrist und Sänger James Alex Snyder (vormals unter anderem bei WESTON tätig) beantwortet hat.

Wie und wann ging es mit BEACH SLANG los?


Anfang Frühling 2014 haben sich JP und Ed auf einer Show bei irgendwem zu Hause kennen gelernt. JP wusste, dass ich, anstatt unter Leute zu gehen, viel Zeit alleine damit verbringe, Songs zu schreiben. Er hat mich gefragt, ob ich Lust hätte, meine Ideen auch mit anderen umzusetzen. Das haben wir dann gemacht. Einen Monat später wurde die erste EP aufgenommen. Seitdem gibt es BEACH SLANG als Band.

Ihr habt euer erstes Album für dieses Jahr angekündigt. Wie sehen die konkreten Pläne aus?

Das ganze Album ist von mir schon fertig geschrieben und zu Hause als Demo aufgenommen. Es hat sogar schon einen Titel, eben das ganze Paket. Jetzt muss ich mich nur noch mit den anderen zwei irgendwo einschließen, damit wir uns darum kümmern können, dass es laut wird. Zuerst nach der Tour mit CURSIVE in unserem Proberaum, danach sind wir im Mai in Europa unterwegs, und wenn wir zurückkommen, geht es ins Studio. Ich möchte, dass unsere Record-Release-Show beziehungsweise -Shows diesen Oktober auf dem The Fest in Gainesville stattfinden. So sieht der Zeitplan aus. Vom Gefühl her sollte es klappen und auch gut werden.

Es hört sich so an, als wärst du der Mastermind von BEACH SLANG. Hast du mit dem Begriff Probleme?

Mir wurden schon viele Dinge nachgesagt, davon ist „Mastermind“ bei weitem nicht das Schlimmste. Ich kann gut damit leben. Mir gefällt die Möglichkeit, meine kleinen dummen Vorstellungen und Pläne so umzusetzen, wie ich es will. Das Schöne an Kunst ist, wenn du dich genug kümmerst, dir von niemandem reinreden lässt und du der Sache treu bleibst, dann gibt dir das Ergebnis ein unglaubliches Gefühl. Wenn du dabei deinen Verstand einsetzt, kannst du auch machen, was du willst.

Die zwei EPs haben euch eine hohe Aufmerksamkeit verschafft. Ist ein Album heutzutage überhaupt noch nötig?

Ich weiß gar nicht, ob Alben jemals nötig waren. Ich mag aber die Idee, Platz zu haben, um meine Gedanken in ihrer Gesamtheit auszuformulieren und irgendwo unterzubringen. Abgesehen davon gibt es von uns bis jetzt nur acht veröffentlichte Songs. Diese Zahl will ich erhöhen. Ein ganzes Album scheint mir dafür der richtige Weg zu sein.

Seid ihr nervös beziehungsweise besorgt aufgrund des Hypes, den ihr im letzten Jahr verursacht habt?

Ich selber bin an dem Hype nicht beteiligt und schenke dem auch wirklich keine Aufmerksamkeit. Es ist natürlich etwas Schönes, wahrgenommen zu werden. Für mich geht es aber darum, mein Zeug irgendwie auf die Reihe zu kriegen. Ich bin dementsprechend angstfrei unterwegs. Du musst verstehen, dass ich nie darauf spekuliert habe, dass sich jemand groß für uns interessiert. Erwartungen sind eine sehr gefährliche Sache. Ich mag allerdings den Gedanken, dass wir alle einen Weg finden, uns nicht so alleine zu fühlen. Was das angeht, wäre es schön, wenn dieses Gefühl in der momentanen Situation noch etwas bestehen bleibt.

Hast du schon mal darüber nachgedacht, wie du ohne Musik mit negativer Energie umgehen würdest?

Nein, darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Ich habe das Schreiben von Musik schon immer als Ventil benutzt, bevor mir überhaupt klar war, was es bedeutet, so ein Ventil zu brauchen. Für mich ist das inhärent, ich denke, ich habe da keine andere Wahl. Aber ich fühle mich deswegen nicht als Klischee des sorgenvollen Künstlers. Jeder hat seine eigene Art, mit den Dingen fertig zu werden, sich dabei selbst in ein Image zu zwängen, halte ich für seltsam und zwecklos. Tu, was du tun musst, und wenn du das mit all deiner Kraft tust, sollte es reichen.

Ihr wart vor BEACH SLANG schon in verschiedenen anderen Bands aktiv, du bei WESTON. Was hat sich seit der Zeit, in der ihr mit Musik begonnen habt, verändert? Was ist gleich geblieben?

Was wichtig ist, scheint doch gleich geblieben zu sein, oder? Kids, die sonst nirgendwo dazugehören, nehmen Gitarren und Drums und schreien ihre Angst heraus, und schaffen sich so einen eigenen Platz. Es werden Kellerkonzerte organisiert und Flyer kopiert, all sowas. All das gehört dazu und das wird es immer geben. Ich denke, die größte Veränderung ist das Internet und die damit verbundenen Möglichkeiten. Dadurch ist einiges gerechter geworden, das ist schon toll. Auf der anderen Seite hat es einen Teil der ganzen Romantik abgewürgt. Ich meine, im Endeffekt ist es wichtig, sich daran zu erinnern, weshalb man etwas tut. Man sollte sichergehen, dass diese Motivationen Substanz haben.

Stichwort Reunions: Ist Nostalgie immer etwas Schlechtes? Worin liegt der Reiz, etwas Neues zu starten?

Reunions sind großartig. Für eine Menge Kids bedeuten sie sehr viel. Mir selbst fallen auf Anhieb die DESCENDENTS, SLOWDIVE und THE REPLACEMENTS ein. Die haben mich alle aus den Socken gehauen. Der kleine Träumer in mir hört natürlich nie auf, darauf zu hoffen, dass irgendwann THE SMITHS und JAWBREAKER zurückkommen. Aber ansonsten schaue ich gerne nach vorn. Das Leben findet jetzt statt, und das ist es, worüber ich Musik schreiben will.

Wie würdest du die momentane Szene in Philadelphia beschreiben?

Ungefiltert, romantisch, mutig, ehrlich, hart arbeitend und schwitzig. Hier ist natürlich nicht alles sonnig und schön, aber das ist es nirgendwo. Dreck kann auch was für sich haben, so was fördert die eigene Perspektive. Nicht alle Dinge verdienen es, über sie in Dur zu singen. Abgesehen davon läuft es hier wie in den meisten anderen Städten: ein paar Leute kriegen ihren Arsch hoch und versuchen, etwas auf die Beine zu stellen. Philadelphia kann schon sehr schwierig sein, dadurch muss man es hier ernst meinen und nicht nur so tun, als ob man was in Gang bringen will. Das ist es, was mir an der Stadt wirklich gefällt.

Inhaltlich setzt ihr euch verstärkt mit dem Konflikt zwischen dem „Älterwerden“ und „sich jung fühlen“ auseinander. Eure Lösungsansätze?

Es ist weniger ein Konflikt, für den es eine Lösung gibt, als eine Tatsache. Es ist schön, jung und hungrig zu sein, eben einfach immer weiterzumachen. Wenn Menschen ein bestimmtes Alter erreichen, schmeißen sie oft Sachen, die sie lieben, einfach weg und verabschieden sich von vielem. Aber warum solltest du das tun? Es ist unglaublich, ein paar grundsätzliche Dinge verstanden zu haben, und sich trotzdem noch wie ein Jugendlicher zu fühlen. Ich versichere dir, aus dieser Kombination entsteht eine einzigartige Magie. Höre nie auf, lebendig zu sein.

Ihr legt viel Wert auf euer Artwork. Wird Stil unterbewertet?

Meiner Meinung nach nicht. Allerdings stimmen Intention und Ausführung nicht immer überein. Harte Arbeit führt zu dem entsprechenden Ergebnis, aber die nötige Disziplin macht nicht immer Spaß. Im Endeffekt zählt alles, ob ich einen Song schreibe, das Layout designe, Fragen für ein Interview beantworte oder etwas in einem Blog poste, es prägt das Bild von BEACH SLANG. Und mir ist es nun mal ausgesprochen wichtig, wie wir wahrgenommen werden.