ATREYU

Foto© by Spinefarm

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ATREYU haben schon zwanzig Jahre Bandgeschichte auf dem Buckel, aber leben das Szeneleben immer noch wie in Anfangstagen. Wir sprechen mit Drummer und Klarsänger Brandon, dem zwar manchmal die Internetverbindung versagt, aber der trotzdem mit viel Spaß bei der Sache ist.

Kannst du uns mehr über euer kommendes Album erzählen?

„In Our Wake“ ist ein ganz normales ATREYU-Album. Es wird jetzt die Bandgeschichte nicht gerade neu schreiben, aber dafür ist es auch genau das, was wir schon immer gemacht haben. Fans wird es also sicherlich gut gefallen. Als Band kann man natürlich gerne mal hier oder da etwas experimentieren, das auf jeden Fall. Aber der Grundstil sollte schon konstant bleiben, und das gilt auch für „In Our Wake“.

Mein persönlicher Favorit ist der Song „Blind deaf & dumb“, der schon ziemlich HipHop-mäßig anmutet. Wie kam es dazu? Wovon wurdet ihr da beeinflusst?
Das ist genau das, was ich gerade erwähnt habe. Manchmal kann man schon mal was ausprobieren. Und normalerweise haben wir nicht so groovige, vom Beat dominierte Sachen, aber hier kann man wirklich schon fast von einem HipHop-Beat sprechen. Es stellte sich auch heraus, dass unser Sänger Alex da gut zu singen kann und diesen Rapstil ziemlich gut beherrscht. Also haben wir den Song mal so genommen, wie er jetzt ist. Freut mich, dass er dir gefällt!

Wenn ich eure alten Werke mit den neueren vergleiche, fällt mir auf, dass die melodischen Anteile mehr geworden und vor allem auch weiter in den Vordergrund getreten sind, während die härteren Parts, zum Beispiel das Screamen, immer weiter in den Hintergrund tritt. Gab es einen Punkt, an dem ihr euch aktiv dazu entschieden habt, diese Richtung einzuschlagen, oder hat sich die Musik von selbst dorthin entwickelt?
Die Musik hat sich definitiv von selbst dorthin entwickelt. Aber so decken wir auch irgendwie mehr Vielfalt ab, wenn wir verschiedene Gesangsarten bedienen. Man kann nicht auf alle Parts einfach drüberscreamen, das würde an manchen Stellen einfach nicht passen. Und so ist es, als würde man ein Bild mit zehn verschiedenen Farben malen und nicht nur mit einer. Die Musik bekommt einfach viel mehr Facetten.

Eure Band gibt es schon seit genau zwanzig Jahren. Hast du die Empfindung, dass die Szene sich in der Zeit stark verändert hat?
Auf der einen Seite auf jeden Fall. Wenn man mal ganz global schaut, dann ist die Hardcore-Community immer noch eine verdammt kleine Szene. Wenn man das mit Rock oder mit der HipHop-Szene vergleicht, erscheint Hardcore wirklich wahnsinnig klein und unbedeutend in der Musiklandschaft. Früher war es aber noch eingeschworener. Die Szene in Orange County war damals eigentlich schon riesig, aber eben im internationalen Vergleich immer noch eine Randerscheinung klein. Ich finde es aber gut, wie sich die Dinge entwickelt haben und wie sie sich auch weiterhin fortentwickeln.

Vermisst du manchmal die alten Zeiten oder bist du eher jemand, der in die Zukunft schaut?
Ich bin ganz klar der Typ Mensch, der sich immer auf die Zukunft freut. Nichts bleibt so, wie es ist, und ich bin froh, wenn man sich selbst Gedanken machen kann und mit gestalten kann, in welche Richtung es in Zukunft gehen kann.

Ich habe eure Facebook-Seite durchgescrollt und festgestellt, dass ihr öfter auch die Veröffentlichungen anderer Bands bewerbt. Ist es für euch wichtig, mit anderen Musikern befreundet zu sein? Gehört es für euch innerhalb der Szene dazu?
Absolut! Für uns ist das ein großer Bestandteil des Szenelebens, dass man einander unterstützt. Für viele Künstler ist Musik ein Wettkampf. Immer geht es darum, wer der Beste ist, der Erfolgreichste, der Tollste. Dabei ist die gegenseitige Förderung doch eigentlich so viel wichtiger und auch so viel mehr wert! Wenn große Bands kleine Bands unterstützen, dann profitiert in erster Instanz zwar die kleine Band, in zweiter Instanz aber die gesamte Szene, denn nur so bleibt sie erhalten. Durch die gegenseitige Hilfe stirbt die Szene nicht aus und kann sich auch immer weiter entwickeln. Ich selbst spiele auch noch in einer ganz kleinen Band namens HELL OR HIGHWATER, und mir ist es so egal, ob eine Band bekannt ist oder nicht. Hauptsache ist, dass man zusammenhält.

Vor ein paar Jahren war ich auf einer Show von euch, und da haben sich noch zwei Bandmates den Gesang geteilt. Inzwischen seid ihr fast alle als Backgroundsänger gelistet. Wie kriegt ihr das bloß organisiert?
Alex und ich waren von Anfang an die beiden, die gesungen haben. Das war lange Zeit so, aber inzwischen singen tatsächlich alle. Wir haben irgendwann festgestellt, dass einfach jeder von uns eine schöne Stimme hat. Und so kann man jeden an der einen oder anderen Stelle einsetzen und die Musik entsprechend gestalten.

Da stellt sich mir die klassische Frage: Wie machst du das mit Drums und Gesang?
Haha! Ja, das ist natürlich alles andere als einfach. Ich handhabe das so, dass ich zuerst die Drums einspiele, und zwar nur die Drums. Die müssen hundertprozentig sitzen. Dann nehme ich die Vocals auf. Und erst dann fange ich an, beides zusammen zu üben. Das ist manchmal wirklich unglaublich schwierig, weil es live ja nie ganz so nach Plan läuft wie im Studio, aber wenn man sich wirklich dransetzt, kann man das lernen, und dann klappt das auch irgendwann.