Eine Bande Punks aus Dortmund, angeführt von einem, der sich gern als Iggy Pop des Ruhrgebiets inszenierte – so könnte man THE IDIOTS Anfang der Achtziger grob skizzieren. 1986 erschien die erste LP der Band um Sir Hannes Smith, einem Menschen, der durch sein exzentrisches Bühnenverhalten bei Konzerten einige Schockmomente setzen konnte. Das erste Album „They Call Us The Idiots“ war noch rumpeliger Deutschpunk mit Oi!-Kante, der auch eine Proto-Punk-Attitüde an den Tag legte. Nur ein Jahr später schienen alle Mitglieder wie über Nacht einige Skills an ihren Instrumenten zugelegt zu haben. „Cries Of The Insane“ ist ein Brett, dass den Punks und Skins, die „ihre“ IDIOTS bisher als recht bierselige Stampfband kannten, regelrecht um die Ohren gehauen wurde. Denn plötzlich waren THE IDIOTS schneller, kantiger und auch textlich angriffslustiger. Damit waren sie auf der Höhe der Zeit, was angesagte Hardcore-Punk-Sounds anging. Auf „Cries Of The Insane“ war plötzlich ein deutlicher Metal-Einfluss hörbar, die Songs waren ausgefeilter (Intros! Soli!) und auch beim Tempo zugelegt. Somit war die Band plötzlich soundmäßig näher dran an international bekannten Bands wie THE ACCÜSED, STUPIDS oder NEGAZIONE und wurde auch in Metal-Kreisen wahrgenommen. Im Falle der IDIOTS hing diese Entwicklung möglicherweise auch mit der geografischen Nähe zur blühenden Thrash-Metal-Szene im Ruhrgebiet zusammen, aber die Produktion des Albums im Masterplan-Studio durch Stefan Mottek dürfte ebenso zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Auch textlich ging es nun in eine kritischere und aggressivere Richtung. Sir Hannes keifte zu den Metal-Punk-Riffs seiner Kolleg:innen über eine ganze Palette von Missständen: Ob Weltkriegsszenario („Nuclear war“), die politische Situation in Südafrika („Revolution (Smash Apartheid)“), die Misere der menschlichen Existenz („Selbstmord, Qual und Pein“) oder dumpfen Konsumwahn („Edeka“), er ließ sich zu verschiedensten Themen aus, nicht nur auf Deutsch, sondern teilweise auf Englisch. Der szeneimmanente Alkoholkonsum verschwand nicht ganz aus dem IDIOTS-Repertoire und dürfte für die Band Fluch und Segen gleichermaßen gewesen sein. Denn mit „Tage ohne Alkohol“ hatte man einen Song aufs Album gepackt, der die IDIOTS wenig später ganz oben auf der peinlichen Fun-Punk-Welle mitsurfen ließ. Dass die Band eigentlich viel mehr zu bieten hatte, ging dabei schnell unter. Als stumpfe Deutschpunk-Combo waren THE IDIOTS nach „Cries Of The Insane“ ganz klar nicht mehr einzuordnen, denn der Kurs als einer der interessantesten Metal-Punk-Acts der damaligen Zeit wurde auch beibehalten, als zwei Jahre später das Nachfolgealbum „Stations Of Live“ veröffentlicht wurde.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #163 August/September 2022 und Gary Flanell