10 Jahre „2014 Tumblr“

Foto

Als Blogging die Subkulturen digitalisierte - Teil 2: Von 1990er Grunge zu 2010er „Soft Grunge“

Zehn Jahre sind vergangen, seitdem Tumblr im Jahre 2014 seinen scheinbar absoluten Höhepunkt erreicht hat, und ebenfalls zehn Jahre sind vergangen, seitdem „Soft Grunge“ zu der beliebtesten Tumblr-Modeerscheinung wurde.
Denn die Blogging-Seite Tumblr ist vor allem durch ihre ganz eigene Ästhetik groß rausgekommen und hier sind ganz eigene Modetrends entstanden, die sich gerne bei den Subkulturen bedient haben. Der einflussreichste davon war „Soft Grunge“, das auf Wikipedia sogar als „Tumblr Grunge“ bezeichnet wird. Ein Tumblr-Trend, der klare Einflüsse vom Grunge der 1990er Jahre hatte.
Vor allem diente „Soft Grunge“ als deutlicher Kontrast zu den sonstigen Trends der frühen 2010er Jahre. Hier wurden statt Sportleggings Tennisröcke getragen, dazu Choker-Ketten, Lederjacken und Pastellfarben. Letztere sind dabei nicht nur ein Hauptgrund für die Bezeichnung Soft Grunge gewesen, sondern dienten auch als Kontrast innerhalb der Outfits – schwarze Röcke, schwarze Stiefel, schwarze Jacken und dazu ein pastellfarbenes Shirt. Wer sich mehr als „scene girl“ gefühlt hat, kombinierte den Soft-Grunge-Look mit pastellig gefärbten Haaren – das sind meist auch die Bilder, die auf Tumblr viral gegangen sind. Es war also Grunge in einem Pastellgewand.
Die Verbindung zum Grunge der 1990er Jahre bestand aber nicht nur durch die Outfits. Soft Grunge kann durchaus auch als eine Art Rebellion verstanden werden, gegen eine damalige Fashion-Kultur, mit der man sich nicht identifizieren wollte. Es gab auch Verbindungen zur Musik, wenn auch nicht so deutlich wie beim Grunge zwanzig Jahre zuvor, als Mode und Musik kaum trennbar waren. Hier existierte keine klare Musikrichtung, die als „Soft Grunge“ bezeichnet wurde. Zwar gab es durchaus eine Neuentdeckung von Grunge-Bands wie NIRVANA oder auch HOLE durch eine jüngere Generation, ausschlaggebend war das Hören von Grunge-Musik aber nicht, um sich dem „Soft Grunge“ zugehörig zu fühlen. Stattdessen gab es ein breites Spektrum an Genres, die mit der „Soft Grunge“-Ästhetik in Verbindung gebracht wurden, wie zum Beispiel Emo, Hardcore, Alternative Rock oder auch Post-Hardcore. Um Teil von „Soft Grunge“ zu sein, musste man also nicht unbedingt einen kulturellen oder musikalischen Bezug zum Grunge haben, sondern man musste nur einem Internet-Trend folgen.
Zwar hat „Soft Grunge“ sicherlich für viele Teenager als Einstieg in alternative Musikgenres gedient, dennoch war das Ganze klar ein Trend. „Soft Grunge“ war nicht so essentiell an die eigene Identität gekoppelt wie der Grunge der 1990er, und als einer der ersten richtigen Internet-Stile zeigt dieses Beispiel auch noch einmal, wie bestandslos Online-Trends sind, die sich heute in immer schneller wechselnden Mode-Zyklen auf TikTok widerspiegeln.