Sie sind Dauergäste im Ox, ANTI-FLAG aus Pittsburgh, PA, USA. 2019 feierte die Polit-Punkband ihren 25. Geburtstag, gerade ist mit „20/20 Vision“ das neue Album erschienen, das weniger monothematisch ist, als es das Ox-Titelfoto erwarten lassen könnte. Es geht im Großen und Ganzen darum, was die Trump-Präsidentschaft mit den USA gemacht hat, und wie immer nahmen sich Justin und Chris #2 anlässlich eines Berlin-Besuchs Anfang Dezember viel Zeit, um mit dem Ox über das Album, die Band und die Situation in den USA zu sprechen. Ich möchte die Lektüre dieses Interviews auch explizit jenen empfehlen, die vordergründig mit der Musik oder dem vielleicht als belehrend empfundenen Auftreten der Band nichts anfangen können, denn ich finde, es gibt kaum eine andere so reflektierte und engagierte Band, deren Ideen und Vorstellungen auch jenseits von Begeisterung für die Musik lesenswert sind.
Ein neues Album bedeutet für euch jedes Mal ein Bombardement an Fragen, ihr hattet gestern in Paris einen Interview-Marathon, morgen steht dasselbe in Berlin an. Bereitet ihr euch darauf vor?
Chris #2: Diesmal ist es etwas anders als sonst, da wir zum Zeitpunkt der Interviews schon sehr weit sind in der Albumproduktion. Oft ist es so, dass wir einen Song schreiben und dann darüber diskutieren, worum es geht, was er für uns bedeutet. Aber das ist dann nicht besonders in die Tiefe gehend, sondern eher oberflächlich, es geht um die Idee. Wir diskutieren über Metaphern und so was. Mit „20/20 Vision“ war es nun so, dass Justin und ich diesmal die Linernotes zusammen erstellt haben, normalerweise macht das jeder für sich und wir müssen uns dann jeweils gegenseitig erklären, warum und wieso. Diesmal sparten wir uns etwas Arbeit, indem wir kooperierten. Es waren also weniger Diskussionen darüber nötig, was unsere Themen sein sollten. Einfach deshalb, weil das Konzept des Albums so klar ausgearbeitet war. Und dabei wollte ich dieses Album nicht mal machen.
Warum?
Chris #2: Ende 2018 waren wir in Europa auf Tour und ... also dieses Album war ziemlich schnell fertig, weil wir nach Hause kamen und uns dann noch mal klar wurde, was für eine „shit show“ sich da vor unseren Augen abspielte. Donald Trump ist so ein Stück Scheiße, dass wir das kommentieren müssen und auch einfach nicht länger warten können mit einem neuen Album. Oder um es anders auszudrücken: Weil Donald Trump so ein Haufen Müll ist, hat er uns gezwungen dieses Album zu machen.
Und das ist euch während der Europatour klar geworden?
Chris #2: Es war eine Mischung aus Reflexion und dem Blick auf die USA aus der Distanz.
Justin: Wenn man hier drüben unterwegs ist, ist das wie eine Auszeit von dieser engen Taktung der Desinformation, der man in den USA ausgesetzt ist, von all der Angst, die da ständig geschürt wird in den Nachrichtenmeldungen. Wir waren auf Tour, als bekannt wurde, dass die Regierung Kinder, die illegal über die mexikanische Grenze in die USA gelangten, in Lagern gefangen hielt. Mich hat das total erschreckt, denn auch wenn ich mich keinen Illusionen mehr hingebe, was in den USA möglich ist und was nicht, hat mich das mit diesen Kindern in den Lagern echt geschockt. Es gab Proteste und Demonstrationen dagegen, und mir wurde dann nach und nach klar, was für ein tiefgreifender, schwerer Verstoß gegen die Menschenrechte das ist. Und wir waren nicht zu Hause, als sich am 27. Oktober 2018 der Angriff auf die Tree of Life-Synagoge in Pittsburgh ereignete, der größte antisemitische Anschlag in der Geschichte der USA. Ich bin direkt da um die Ecke zur Schule gegangen, wir kennen Menschen, die da wohnen. Als ich dann nach der Tour wieder zu Hause war, war mir eigentlich nicht danach, schon wieder ein neues Album zu machen, wir hatten ja gerade erst die Touren zum Vorgängeralbum abgeschlossen. Und dann kam dieser Anschlag über uns, wie eine Welle, und #2 sagte zu mir: „Wir müssen ein neues Album machen.“ Und ich wusste, dass er recht hat, aber auch, dass es hart werden würde.
Na ja, aber ihr seid mit dem Album eigentlich in eurem „normalen“ Zwei-Jahres-Rhythmus.
Chris #2: Schon, aber wir haben durchaus auch gemerkt, dass die Leute nicht mehr so ohne weiteres den Album-Rhythmus mitmachen – Streaming, das Digitalzeitalter, irgendwelche Soundcloud-Rapper, die alle paar Tage einen neuen Song raushauen. Das führt dazu, dass Bands mehr auf Tour sind. Wir haben in der Zeit nach dem letzten Album weit mehr Shows gespielt als in den Jahren davor. Ich schätze, in letzter Zeit waren wir 60, 70% des Jahres auf Tour. Und das sagt dir jemand von einer Band, die seit 25 Jahren zusammen ist und deren Mitglieder es sehr schätzen, in ihrem eigenen Bett zu schlafen. Wenn „20/20 Vision“ erscheint, haben wir in der Tat unseren Zwei-Jahres-Rhythmus eingehalten, was für mich eigentlich der richtige Takt ist. Aber für Justin war es diesmal hart, persönlich, seine Mutter ist gestorben, es ging ihm nicht gut. Bei Pat gab es Nachwuchs, und zusätzlich zu dem, was in der Welt vor sich ging, mussten wir auch noch mit unserem Privatleben klarkommen. Und dann kam ich auch noch an mit dreißig neuen Songs und sagte: „Hier ist unser neues Album!“ Na ja, und da galt es, erst mal mit all dem klarzukommen und trotzdem eine Platte mit angemessenen, zur Zeit passenden Aussagen hinzubekommen. Deshalb ist dieses Album für uns als Band anders – nicht unbedingt vom Eindruck für den Zuhörer her. Und: Wir hatten den Albumtitel und das Artwork fertig, bevor wir überhaupt ins Studio gingen.
Justin: Als #2 ankam und den Titel „20/20 Vision“ vorschlug, gefiel mir der sofort.
„20/20 Vision“ ist in den USA der gängige Ausdruck dafür, wenn man vom Optiker gesagt bekommt, dass man perfekte Augen hat und keine Brille braucht.
Justin: Genau, dann beeinträchtigt nichts dein Sehvermögen. Und uns gefiel die Anspielung auf das Jahr 2020. Klar, mit den Interviews kommen jetzt die Fragen, was das bedeuten soll, jeder entwickelt da seine eigene Interpretation. Meine erste Gedanken waren: Wir haben einen Präsidenten, der ein zwanghafter Lügner ist, bei dem man bei allem, was er sagt, das Gefühl hat, dass er mit einer Ausrede ankommt, dass etwas daran falsch ist. Etwa was die Kinder betrifft, die ohne ihre Eltern in ein Lager gesperrt wurden. Das hat er versucht zu begründen. Aber wie will man so was begründen? Nein, egal, was man dazu sagt, es ist falsch! Und ich hatte bei dieser Gelegenheit das Gefühl, völlig klarsichtig zu sein, egal was der mir erzählen wollte. Und da kam diese „20/20 Vision“-Redewendung ins Spiel, als Synonym für Klarsichtigkeit im Umgang mit dem Versuch, etwas zu vernebeln. Etwa auch, was Trumps Aussagen über den Klimawandel betrifft, der ja gar nicht existiere – da weiß ich, dass Wissenschaftler etwas ganz anderes sagen, und bin klarsichtig. Und diese Klarsichtigkeit hilft mir auch den Lärm auszublenden, den all diese Twitter-Feeds machen. „20/20 Vision“ ist also einfach eine schöne Idee, und die verlangte danach, 2020 in Form eines Albums umgesetzt zu werden – die Ideen waren ja schon alle da. Und um nun auf deine ursprüngliche Frage zurückzukommen, ob wir so ein Album vorher völlig durchdiskutiert haben: diesmal ja. Und ich wusste vor den Interviews schon, dass es so viel gibt, über das wir reden müssen, dass es schwer sein wird, das alles in ein Interview zu packen.
Chris #2: In den acht Jahren der Barack Obama-Ära war in Sachen Politik auch immer viel Händchenhalten angesagt. Es bedurfte großer Wachsamkeit bei einem Präsidenten, der den Friedensnobelpreis gewonnen hatte, angesichts dessen militärischer Aktivitäten wie etwa Drohnenangriffe. Obama stellte sich als für die Immigration eintretender Präsident dar, gleichzeitig gehen die Abschiebezentren, in denen jetzt Kinder festgehalten werden, auf ihn zurück. Er galt als „Mann des Volkes“, gleichzeitig baute er den Überwachungsstaat weiter aus, den Trump nun gegen uns verwenden kann. Die Amtszeit von Obama hatte also weit mehr Nuancen, als man gemeinhin wahrnimmt. Was nun die Interviews betrifft, war es bislang eher so, dass wir uns anstrengen mussten, unsere politischen Themen in Interviews loszuwerden. Jetzt hingegen werden wir von den Journalisten darauf angesprochen. Nicht immer, nicht überall, gerade in Deutschland waren die Menschen, mit denen wir sprachen, sich eher bewusst, dass auch unter Obama Redebedarf bestand.
Und nun diese Obsession mit Trump, für die es sicherlich gute Gründe gibt. Im Vorfeld des Albums, bevor wir es kannten und bevor wir das Ox-Coverfoto zu sehen bekamen, wurden in der Ox-Redaktion schon darauf gewettet, dass ihr euch diesmal an Trump abarbeitet. Gerechtfertigte und wichtige Auseinandersetzung oder Klischee?
Chris #2: Einerseits ist das völlig korrekt, denn ja, jeder in unserer Szene-Welt hasst Trump. Aber ... weißt du was? Es geht hier nicht um uns! Seit Trump im Amt ist, ist die Selbstmordrate unter Menschen der LGBTQ+-Community um ein Vielfaches gestiegen. Es gibt immer mehr Hassverbrechen. Und wenn wir im SO36 in Berlin vor unserem Publikum mit „Fuck the pigs!“ Polizeigewalt anklagen, dann geht es da nicht in erster Linie um uns, sondern darum, dass in den USA die Polizei immer noch afroamerikanische Menschen tötet – allein in unserer Region zwei am Tag! Und ja, man mag seine Einschätzung haben, was jemand zu einem bestimmten Thema sagen wird, aber man muss eben auch sehen, dass es nicht um uns geht. Es ist vielmehr der Versuch, Empathie zum Ausdruck zu bringen. Und das ist es für mich, worum es im Punkrock geht: „Mich interessiert mehr als nur mein eigenes Wohlbefinden.“
Die rhetorische Frage ist ja auch: Wie hättet ihr ein Album machen sollen, auf dem es nicht um Trump geht?
Justin: Das war auch mein Ausgangspunkt. Wir haben einen Präsidenten, der die Rechte von nichtweißen Menschen einschränkt, von Frauen, von LGBTQ+-Menschen – so viele Gruppen von Menschen wurden von ihm verletzt, beleidigt, zu Sündenböcken gemacht. So viele Menschen sind wegen seiner Rhetorik ernsthaft bedroht, seine Rhetorik führt zu Gewalt und spaltet die Menschen. Schau dir das Attentat auf die Synagoge in Pittsburgh an, den Anschlag in Christchurch, den in El Paso ... Die Menschen, die solche Anschläge verüben, beziehen sich oft auf Aussagen von Donald Trump. Die argumentieren entlang der Linie „Das ist ein Krieg, ich bin Teil einer Bewegung, und Trump ist deren Anführer.“ Und wie #2 eben sagte, bedeutet Punk für uns, emphatisch zu sein und sich für mehr als nur das eigene Wohlergehen zu interessieren. Und vor diesem ganzen Hintergrund wollte ich dann schon ein Album machen über Trump, denn ich bin sicher, in zwanzig Jahren wird man in Trump rückblickend einen der schlechtesten Präsidenten der US-Geschichte sehen, neben George Bush. Dann will ich nicht dastehen und mich verteidigen müssen, wenn mich jemand fragt: Wie konntet ihr Trump durchgehen lassen, was er der Umwelt und den Minderheiten angetan hat? Dann möchte ich als Antwort ein Album anführen, auf dem wir klar Stellung bezogen haben. Ein Album als Beweis, dass es damals gute Menschen gab, die Widerstand geleistet haben, die sich der Flut entgegenstemmten – und dass ich einer von denen war.
Chris #2: Wir sehen uns als Werkzeug an, um Menschen zu erreichen, die denken wie wir und vielleicht einen Anstoß brauchen, um zu agieren. Und davon gibt es einige. So viele suchen nach einer Möglichkeit, etwas zu tun, und tatsächlich resultiert das bei vielen in Konsumismus. Wenn sich Nike mit einem Sportler wie Colin Kaepernick zusammentut – der Footballspieler, der sich weigerte beim Abspielen der US-Hymne aufzustehen aus Protest gegen Polizeigewalt gegen Afroamerikaner – und die Menschen das abfeiern und aus Begeisterung Nike-Schuhe kaufen, dann sieht man, dass die Menschen nach jedem Strohhalm greifen. Ich beobachte viel solche „Desaster capitalism“-Begeisterung bei Linken, weltweit. Ein halbwegs ethisch hergestellter Schuh, halbwegs gesundes Essen – die Menschen werfen ihr Geld geradezu so einem Produkt hinterher.
Alle sind so deprimiert von der allgemeinen Situation, dass sie ihr Heil in ihrem persönlichen Verhalten suchen, und davon ist auch vegane und Bio-Ernährung ein Teil.
Chris #2: Es ist derzeit hart, ein Mensch mit Gewissen zu sein. Was Tag für Tag vor sich geht, bricht einem das Herz. Dabei geht es ja meist gar nicht um uns selbst. Und man sollte auch nicht wegen seines eigenen Wohlergehens vegan leben, sondern wegen des Planeten. Und Punkrock sollte auch nicht dem eigenen Wohlergehen dienen. Ja, schön, dass du eine Szene gefunden hast, in der du dich wohl fühlst – so ging es mir damals, ich hatte so eine Gemeinschaft gesucht und sie dann auch gefunden –, aber was machst du dann daraus? Das ist die Frage!
Es geht also um Empowerment, Selbstermächtigung – darum, den Arsch hochzukriegen.
Justin:[/b] Unter anderem darum geht es in dem Song „20/20 Vision“. Er zeigt einen neuen Weg auf, den man beschreiten kann. Wenn Menschen tagein, tagaus mit all dieser Negativität bombardiert werden, vergessen sie irgendwann, dass es auch anders geht, dann fehlt ihnen die Fantasie für Alternativen. Dabei haben wir doch die Möglichkeit, ein ungerechtes Wirtschaftssystem in ein gerechtes zu verwandeln. Wir können unser Verhalten so ändern, dass es nicht länger unseren Planeten zerstört. Der Song „20/20 vision“ ist also unser Versuch, den Leuten etwas Positives zu bieten. Das Album beginnt mit der Feststellung, dass, wenn wir so weitermachen wie bisher, bald alles noch weitaus schlimmer werden wird, als wir uns das vorstellen können. Aber wir können das auch ins Positive drehen, und dazu müssen wir uns gegenseitig unterstützen, dürfen nicht zynisch werden. Wenn wir aufgeben, gewinnen die anderen. Also atmet tief durch und legt los. Denn wir haben die Macht, das alles noch zu drehen.
Chris #2: Unser Song „Don’t let the bastards get you down“ hat für mich auch die schönste Textstelle des gesamten neuen Albums: „The future just contains what we put in it now.“ 2020 ist der Beginn eines neuen Jahrzehnts, es ist „die Zukunft“ – jene egalitäre neue Welt, in der die Autos fliegen und wir den Mond besiedeln, hahaha. Ich bin ein Kind der Achtziger, sorry ... Das Thema, dass es in unseren Händen liegt, wie die Zukunft aussehen wird, ist sicher ein anderes als jene, die wir mit ANTI-FLAG in der Vergangenheit bearbeitet haben. Anfangs ging es uns darum, wie wir die Vergangenheit beurteilen, doch jetzt ist das Thema, wie wir unsere Zukunft gestalten wollen. Aber das ist natürlich nur unsere Innensicht, ich habe keinen Einfluss darauf, wie die Leute dieses Album auffassen werden. So mag es wohl sein, dass ihr beim Ox es für vorhersehbar hieltet, dass wir uns mit Trump beschäftigen, aber ich kann dir sagen, inhaltlich ist das Album trotz des Themas ganz anders.
Justin: Klar hätte man bei uns angesichts des Themas ein Album voller Negativität erwarten können, aber „Don’t let the bastards get you down“ und „Unbreakable“ sind der Beweis des Gegenteils. Es geht hier darum voranzukommen, darum, dass wir das Steuer herumreißen und für Veränderung sorgen können. Deshalb ist „Resistance frequencies“ auch so ein schöner Abschluss für das Album: Wir feiern uns selbst dafür, dass wir widerständig sind. Ich konnte mir diesmal nicht vorstellen, ein Album zu machen, auf dem wir einfach nur eine Horrorgeschichte nach der anderen raushauen.
Chris #2: Vielleicht erwarten die Leute so was ja von uns. Aber als wir im Oktober 2019 mit „Hate conquers all“ den ersten Song des Albums veröffentlichten, waren die Reaktionen dann doch sehr zustimmend.
Ihr habt das Trump-Ding also ein Stück weiter gedreht: Kein lahmes Trump-Bashing, sondern der Versuch, schon über Trump hinaus zu sehen, ihn damit zu überwinden.
Chris #2: Genau, und die Frage ist ja, wie geht es weiter? Noch mehr neoliberale Globalisierungspolitik, mit der man die arbeitenden Menschen immer stärker marginalisiert und mit der man letztlich populistischen Bewegungen wie der von Trump immer mehr Menschen zuführt? Oder springt man ab von diesem neofaschistischen Zug und schaut sich mal nach allen möglichen Alternativen um? Was davon funktioniert? Keine Ahnung. Aber wir wären nicht hier, wenn wir nicht überzeugt wären, dass es einen Versuch wert ist. Die Hoffnung, dass es auch anders geht, lassen wir uns nicht nehmen. Tun wir nichts, verändert sich auch nichts.
Justin: Gestern waren wir in Paris, dort streiken sie gerade viel, und das erinnert mich an 1968, als die Studentenbewegung dort ihren Ausgang nahm und nicht nur die französische Gesellschaft veränderte. Die, die damals demonstrierten, hatten doch auch keine Ahnung, welche historischen Auswirkungen ihr Tun haben würde.
Chris #2: Niemand, der auf eine Demo geht, hat doch eine Ahnung, was für ein Funke von dort ausgehen kann. Und das ist der Grund, warum jene an der Macht solche Angst haben vor abweichenden Meinungen. Die wissen, dass ihnen die Situation jederzeit direkt ins Gesicht explodieren kann.
Gibt es Schnittstellen zwischen eurem Tun und neuen Bewegungen wie Extinction Rebellion und Fridays for Future? Ich finde ja, dass diese Bewegungen beide sehr „unmusikalisch“ sind.
Chris #2: Es gibt insofern eine Verbindung, als die für eine andere Perspektive für die Zukunft stehen. Diese Bewegungen organisieren sich ja sehr spontan über Social Media unter jungen Menschen, die vom Wunsch getrieben sind, die Welt besser zu hinterlassen als sie sie vorgefunden haben.
Justin: Ich sah unlängst ein Interview mit verschiedenen Schulstreik-Aktivist*innen, und es stellte sich heraus, dass die bei dieser Live-Schaltung das erste Mal wirklich miteinander sprachen – die hatten bis dahin nur über Social Media kommuniziert. Es ist eine sehr anlassbezogene Bewegung. Ob die Musik brauchen als einenden Faktor? Vielleicht ja nicht.
Auch auf Tour gab es da keine Überschneidungen oder Kontakte?
Justin: Wir haben Kontakt mit der Women’s March-Bewegung, die eine direkte Antwort auf Trump und seine Aussagen ist – „Grab ’em by the pussy“ und so. So was können wir auf Tour unterstützen, bei Konzerten, aber wir können ja nicht für die sprechen. Und genauso ist es bei diesen jungen Bewegungen. Wir zeigen unsere Solidarität, aber wir wollen nicht den Eindruck vermitteln, auf diesen Zug aufzuspringen. Die brauchen uns nicht, die können für sich selbst sprechen.
Aber ist das nicht auch irgendwie enttäuschend, dass eine revolutionäre Band wie eure von so einer spannenden Bewegung nicht gebraucht wird?
Chris #2: Ich wurde damals in der Schule wegen meines Iros verprügelt. Den Kids nach mir an dieser Schule blieb das erspart. Aber ich bin ja dann nicht zu denen gegangen und habe gesagt: „Das hättet ihr auch mal mitmachen sollen, dann wüsstet ihr, wie mutig ich war!“ Oder als die BAD GENES, jene legendäre Pittsburgher Punkband, uns zeigten, wie das geht, eine Punkband zu sein, verlangten die ja nicht, dass wir jede beschissene Erfahrung, die sie einst machten, wiederholen müssen – sie erklärten uns stattdessen, was man tut und was man besser bleiben lässt. Es geht da um Support und Solidarität. Wir haben auf dieser Basis ständig Kontakt mit jungen Leuten, und letztlich haben wir nur einen Ratschlag: Finde etwas, bei dem du Leidenschaft verspürst, denn diese Leidenschaft wird dich durch gute wie durch schlechte Zeiten tragen oder wenn du feststellen musst, dass sich dein Ziel nicht erreichen lässt. Ich habe mir ein paar Veranstaltungen von Bernie Sanders angeschaut, einem der Kandidaten der Demokraten für das Amt des Präsidenten, und ich kam mir da bisweilen vor wie 2000 bei der Vans Warped Tour, so viele Kids waren da. Ich finde das sehr inspirierend, weil man sieht, wie gut es ist, Menschen einen Raum zu geben sich einzubringen. Und darin sehe ich auch die Verbindung zu unserem Tun. So verweisen wir in den Linernotes des neuen Albums viel auf die CrimethInc.-Bewegung und auch auf Adbusters, die wiederum die Ideen von Extinction Rebellion weiterverbreiten. So wie wir sicher manche Menschen mit neuen Ideen versorgen, nutzen wir unsererseits diese Quellen.
Justin: Man darf aber auch nicht außer Acht lassen, dass wir für manche Bewegung und Organisation ein Hindernis sein können. Eine Band mit dem Namen ANTI-FLAG ist vielen Leuten erst mal unsympathisch, der Name ist sehr spaltend.
Das vergisst man leicht, und gerade aus europäischer, deutscher Sicht wird meist nicht erfasst, wie konfrontativ allein euer Bandname ist, der sich so deutlich gegen die „heilige“ amerikanische Nationalflagge richtet.
Justin: Genau. Bisweilen warnen wir sogar selbst jene, die uns um Unterstützung bitten, vor uns, denn wir wissen genau, dass im Extremfall deren gute Arbeit durch die Assoziation mit unserem Namen Schaden nehmen kann. Und auch, dass Menschen fernbleiben, die sonst vielleicht deren Anliegen unterstützt hätten.
Chris #2: Das ist wirklich ein speziell US-amerikanisches Problem. Nationalismus ist bei uns eine Plage, und gerade in letzter Zeit erhielt der noch mal einen Push. Der Hypernationalismus bei uns würde den Angriff auf jene, die man mit uns in Verbindung bringt, nur noch verstärken.
Justin: Wir wurden von jungen Bernie Sanders-Unterstützern gefragt, ob wir nicht bei einer seiner Wahlkampfveranstaltungen auftreten wollen, und wir fragten zurück: „Glaubt ihr, das hilft euch? In Pennsylvania kommt es auf jede Stimme an, wenn ihr hier gewinnen wollt, könnt ihr nicht auf jene verzichten, die Bernie nicht wählen, weil ihm dieser Auftritt der Band ANTI-FLAG vorgeworfen wird, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Stars & Stripes-Fahne über Kopf aufhängt.“ Solche Angriffe auf Organisationen, die wir mal unterstützt haben, gab es leider immer wieder.
Chris #2: Wenn in den USA ein Politiker keinen Flaggenpin am Revers trägt, wird er dafür sofort als „unpatriotisch“ kritisiert. Das ist völlig irrational, so wie für uns Nationalismus irrational ist. Und um auf deine Frage zurückzukommen, was unsere Verbindung zu diesen jungen Bewegungen betrifft: Ich finde die sehr spannend, weil ich grundsätzlich jede Jugendbewegung spannend finde. Wenn du jung bist, hast du mehr Zeit und du interessierst dich mehr für die Zukunft, so ist das eben. Und das passt wiederum gut zur Idee hinter „20/20 Vision“: Was sollen wir tun, wie gehen wir es an? Wie können wir uns Gehör verschaffen, wie finden wir eine gemeinsame Basis, um gesellschaftlich und wirtschaftliche Gleichheit zu erreichen?
Himmel, ihr klingt wie Sozialarbeiter! Ich dachte Punks gehen raus auf die Straße und hauen Sachen kaputt ...
Justin: Punk hat uns so werden lassen! BAD GENES, STRIKE ANYWHERE, BAD RELIGION, die sind schuld, dass wir so sind.
Ja, und jetzt seid ihr ein stabilisierender Faktor des Systems!
Chris #2: Das wäre dann die Argumentation der Alt. Right-Bewegung: „Trump ist gegen das Establishment und deshalb auf unserer Seite.“ Ein Milliardär wird aber niemals gegen das Establishment sein. Da endet jede Diskussion. Ein Politiker, der sich nicht für die Armen und die Arbeiter einsetzt, wird immer Teil des Establishments sein. Und das führt uns weiter zu Feststellungen wie, dass alle Menschen gleich sind und gleich zu behandeln sind. Und dass ein bezahlbarer Zugang zu Gesundheitsversorgung ein Menschenrecht ist. Das ist immer noch ein radikaler Standpunkt, solange das nicht der Status quo ist. Ich will, dass in den USA eine strikte Waffenkontrolle eingeführt wird, und ich will, dass die Polizei entmilitarisiert wird. Ich will, dass man sich um die Armen kümmert, ich will, dass ein Unternehmen in Kentucky, das Arbeiter entlässt, weil die Produktion anderswo auf der Welt billiger ist, verpflichtet wird, die entlassenen Arbeiter umzuschulen. All das muss passieren! Und all das ist ein riesiges Problem in den USA derzeit.
Justin: Was hier derzeit noch funktioniert, weil es massive Subventionen gibt, das sind die industrielle Landwirtschaft, die Atomindustrie und der Kohlebergbau.
Waren ANTI-FLAG schon immer eine so positive, konstruktive, humanitärem Denken verpflichtete Band? Das aktuelle Album hat eigentlich keine „Fuck this!“- und „Smash that!“-Momente, wie man sie „gemeinhin“ mit Punk assoziiert, wobei ich da natürlich ein Klischee strapaziere.
Justin: Es gab immer schon ein fokussiertes, auf die richtigen Leute abzielendes „Fuck you!“ bei uns. Punk hat mich damals angezogen, weil ich als Kind ein Außenseiter war. Und dann fand ich die Punk-Szene und die Leute da akzeptierten mich, waren nett zu mir, obwohl ich so ein „misfit“, ein Außenseiter war – ja gerade deshalb wurde ich aufgenommen. Als wir dann mit unserer Band anfingen, in Garagen und Kellern zu spielen, ging es uns in erster Linie um das Gemeinschaftsgefühl und darum, irgendwas „Besseres“ zu schaffen. Für uns selbst, für unsere Community, für unseren kleinen Zirkel von Punks. Wenn wir ein Konzert organisierten, war immer das Ziel, dass sich da keiner prügelt, dass die Leute fürsorglich miteinander umgehen, dass alle Anwesenden die Chance haben, Spaß zu haben, und sich nicht bedroht oder gemobbt fühlen. Das war schon immer die DNA unserer Band. Gleichzeitig waren uns die Machtstrukturen um uns herum bewusst und denen galt unser ausgestreckter Mittelfinger, denen galt unser „Fuck off!“. Er galt dem Staat, der junge Menschen wie uns in den Krieg schickt, und Großkonzernen, die uns ausbeuten. Ja, dieses „Fuck off!“ gab es bei uns immer schon, aber es hatte immer einen Fokus.
Chris #2: Ich möchte dazu auch noch was ergänzen. Als die Band damals anfing, war Nationalismus ein Teil der Punk-Szene, ob nun wegen Oi! oder Hardcore. Bands hängten die US-Flagge hinter sich auf der Bühne auf und all so was, man denke nur an AGNOSTIC FRONT. Das alles kann im Kontext des ersten Irak-Kriegs gesehen werden, Anfang der Neunziger. Es war normal, dass Menschen aus der Szene sich beim Militär verpflichteten, um in diesem Krieg zu kämpfen. Ich war zu Beginn ja nicht Teil der Band, sondern nur ein Fan, aber ich verstand die Message ganz zu Beginn so, dass sie sich ganz konkret an die Kids in Pittsburgh richtete –nicht an die in New York, nicht an die in L.A. Es ging immer um die lokale Szene, um die Band selbst, um so simple Dinge, wie es mal ins zwei Stunden entfernte Cleveland zu schaffen für ein Konzert – mal in Berlin zu spielen, an so was dachte keiner im Entferntesten.
Justin: Ja, es ging uns um die Community in unserer Stadt und wie wir uns diese vorstellten.
Chris #2: Als ich das hörte, als Kid im abgehängten Pittsburgh, wo man nicht viel machen kann, wo die Ausbildungsmöglichkeiten nicht gut waren, da wurde mir klar, dass ich kaum Optionen habe. Die eine war, zur Armee zu gehen. Aber dagegen sprachen sich ANTI-FLAG auf der ersten Platte aus: Mach das nicht, du bist nur Kanonenfutter!
Ich erinnere mich noch, wie schockiert ich war, als meine Freunde Sean und Scott von NECRACEDIA – Sean war später bei BAD GENES – mir erzählten, dass sie sich für die Reserve gemeldet hatten, das war so 1990/91, einfach deshalb, weil sie dafür so viel Geld bekamen, dass sie sich damit ihr Studium leisten konnten als Arbeiterkinder. Und die kamen nur knapp an einer Einberufung in den Irak-Krieg vorbei.
Justin: Die beiden sind wirklich Paradebeispiele dafür, wie das bei uns läuft. Die machten das nicht, weil sie Patrioten waren, sondern aus dem Grund, wie so viele unserer Freunde: weil sie die Chance auf eine richtige Ausbildung haben wollten. Hattest du dafür kein Geld, hast du dich eben verpflichtet. Dann zahlte die Armee, und damit hatten sie dich am Haken.
Chris #2: In den Linernotes von „Die For Your Government“ findet sich eine Geschichte über die Gewalt bei einem Konzert in einem Veranstaltungsort in Pittsburgh. In der Folge gab es keine Möglichkeit mehr für Punkbands irgendwo aufzutreten – weil Leute bei einem Konzert das taten, was sie für Punkrock hielten: besoffen Wut und Gewalt auszuleben, die sicher auch von der Marginalisierung herrührte, die man als Punk in der Gesellschaft erlebt. Aber die Konsequenz wurde schnell klar: Wenn wir uns so benehmen, haben wir bald keine Möglichkeiten mehr, irgendwo Punkbands spielen zu lassen. Wenn man nun die Uhr 25 Jahre weiterdreht und wir über eine Band reden, die an so exotischen Orten wie Krasnodar gespielt hat, ist die Botschaft immer noch die gleiche: Haut nicht eure Clubs zu Klump, sonst gibt es keine Konzerte mehr. Und um auf deine ursprüngliche Frage zurückzukommen, ob wir immer schon so verantwortungsbewusst waren: im Grunde ja, bewusst geworden ist uns das aber erst, als wir mehr in der Welt herumkamen, mehr sahen, mehr erlebten, mit mehr Menschen sprachen. Ich hatte aber, das gebe ich zu, als jugendlicher Fan anfangs auch Probleme das zu verstehen, wollte mir nichts sagen lassen und dachte mir: „Scheiß drauf, wenn ich was zerkloppen will, dann mache ich das auch und lasse mir das nicht von denen verbieten!“ Tja, heute sehe ich das anders, eine komische Frisur und etwas Randale, das ist nicht Punk für mich. Punk, das ist Empathie und Wissen über die Welt und nicht nur ich, ich, ich!
Aber ... es gibt eben auch die andere Punk-Geschichtsschreibung. Wenn ich etwa an die Autobiografie von Keith Morris von BLACK FLAG, CIRCLE JERKS und OFF! denke, an das Leben in der L.A.-Punk-Kommune The Church, was da so beschrieben wird an wirklich verrücktem, unkontrolliertem, wildem Leben, das ist doch das Gegenteil von einem so „vernünftigen“ Leben, wie ihr es beschreibt.
Chris #2: Ja, so waren sie eben, die kleinen reichen Scheißer aus L.A. Hahahahaha! Wir sind von der Eastcoast, hier gibt es richtigen Winter, da kann man es sich nicht leisten, obdachlos zu sein! Wir müssen uns durchkämpfen, hier wird es kalt, hahaha.
Justin: Es gibt so viele verschiedene Versionen von Punk, und wir kämpften für unsere Version.
Chris #2: Ich hoffe, mein Sarkasmus kommt rüber, denn ich finde, es ist Platz für alle Arten von Punk. Und deshalb ist es auch okay, dass wir heute als Erwachsene noch mit einer komischen Frisur herumlaufen, denn Punk ist nichts, aus dem man herauswächst.
Wenn wir schon von Frisuren sprechen ... ich wurde gebeten, Justin zu fragen, wie er seine Haare in Form hält.
Justin: Ich verwende verschiedenste Produkte, je nachdem, aber am wichtigsten ist ein Fön. Seife funktioniert gut, darüber etwas Haarspray.
Chris #2: Ich möchte noch mal auf deine Frage zurückkommen. Die DEAD KENNEDYS sind ein Grund, weshalb wir hier sind, ich liebe die. Diese Punkrock-Ära, als Punk per se gefährlich war, das lässt sich nicht wiederholen. Mit diesem Anspruch im Jahr 2020 anzutreten, ist unmöglich. Und ich will das auch nicht. Ich war in den Achtzigern in Pittsburgh auf Punk-Shows, und ja, dort war es gewalttätig, da konnte man auch mal Angst bekommen. Und wir hatten dann irgendwann keine Lust mehr auf solche Shows, denn der schöne Teil eines Konzertes wurde oft überschattet von sinnloser Gewalt und Prügeleien. Ohne diese Gewalt offenbarte sich erst das wahre Potenzial dieser Szene, man sah, was daraus Positives entstehen kann. ANTI-FLAG war vor diesem Hintergrund eine bewusste Positionierung gegen diese Auswüchse, und die, die zu unseren Shows kamen, dachten wie wir. Irgendwann wussten die Leute, dass bei einer ANTI-FLAG-Show Gewalt nicht akzeptiert wird. Und wenn du trotzdem aggressiv wirst, sind da genug Leute, die dich vor die Tür setzen. Ich weiß, dass dieser gewalttätige Teil der Punk-Szene da draußen noch existiert, dass es Menschen gibt, die daran Spaß haben, aber mich interessiert das nicht.
Justin: Für manche Menschen dreht sich Punk nur um antisoziales Verhalten, es ist ganz egal, gegen was und wen man ist, wen man verletzt. Dir ist alles egal, du bist Nihilist und das ist für dich Punk. Sollen sie haben, aber ohne mich.
Chris #2: Sollen sie haben – bis sie zu einem unserer Konzerte kommen. Oder bis sie jemanden verletzen. Da hört der Spaß auf. Wenn wir Gewalt gegen andere durchgehen lassen, werden wir zu Komplizen dieser Gewalt. Jemand, der für Trump gestimmt hat, wird für mich zu einem Komplizen jener Gewalt, die von Trump ausgeht. Wir müssen diese Leute dafür zur Verantwortung ziehen. So ein Verhalten können wir niemandem erlauben, so wie wir auch nicht erlauben, dass ein Unternehmer seine Mitarbeiter misshandelt, oder dass Menschen in einer Machtposition sexuell oder emotional übergriffig werden. Für die Menschen in unserem direkten Umfeld und jene, die die vermeintliche Elite der Gesellschaft darstellen, gelten die gleichen Maßstäbe.
Justin: In der Punk-Szene geht es ja auch darum, sich vom Status quo zu entfernen und eine Alternative zu schaffen, wo sich Menschen umeinander kümmern. Ein Grund für viele, Punk zu werden, war und ist ja der Umgang der normalen Gesellschaft mit Menschen – Menschen werden aufgefressen und ausgespuckt, keiner kümmert sich um den anderen. Unsere Art der Rebellion war damals also auch, dass wir uns überhaupt für den, die anderen interessiert haben.
Chris #2: Als wir in den Neunzigern und dann auch nach 9/11 in den USA auf Tour waren, tauchten auch mal Leute mit Nazi-Shirts und -Symbolen bei unseren Shows auf. Vielfach bekamen die dann schon vor unserem Auftritt eine Abreibung verpasst und wir diskutierten dann, ob solche Gewalt gerechtfertigt ist oder nicht. Denn wir hatten selbst erlebt, dass Menschen, die in einem rassistischen familiären Umfeld aufwuchsen, dann aber auf Punk stießen, akzeptiert wurden und sich von ihrer Ideologie lösten. Deren ganzes Leben änderte sich durch den Kontakt mit Punk. Was aber geschieht mit jenen, denen man keine Chance gibt? Die werden verprügelt und kehren dorthin zurück, wo sie so wurden, sehen sich bestätigt in ihrer Rolle als Außenseiter. Ich glaube an die Möglichkeit der Weiterentwicklung von Menschen, und dass eine Idee wie Punk allen offenstehen sollte.
Eure Konzerte sind frei von Gewalt und Radikalität, eure Linernotes jedoch transportieren Ideen, die sehr wohl radikal sind und darauf abzielen, die Gesellschaft zu verändern.
Chris #2: Wir versuchen, den Leuten etwas an die Hand zu geben, mit dem sie in ihrem Alltag dieses Punk-Show-Feeling in konkrete Handlungen umsetzen können, bei der Arbeit oder in ihrem sonstigen sozialen Umfeld, so dass sich in letzter Konsequenz ihr Leben ändern kann.
Tja, aber brauchen wir im Jahr 2020 noch Punkbands, um uns in dieser Weise zu „erziehen“?
Chris #2: Gute Frage ... Wer braucht ANTI-FLAG? Wir selbst brauchen ANTI-FLAG, weil wir es für notwendig halten, diese Statements zu machen. Und es schockiert uns immer wieder, dass uns überhaupt jemand zuhört. Wir haben es immer schon demütig hingenommen, dass Menschen sich mit uns austauschen wollen und sich überhaupt für die Kunst, die wir schaffen, interessieren. Wir unterscheiden uns in vielerlei Hinsicht von anderen Bands, aber vor allem in einer: Wenn da jemand auf der Bühne steht und sagt „Danke, Fans, wir sind nur für euch hier!“, dann denke ich mir: Doch, ich wäre trotzdem da, auch wenn sonst keiner außer mir da wäre, hahahaha.
Justin: So viele Bands fangen an mit der naiven Vorstellung, dass es irgendwann doch sicher mal jemand interessiert, was sie da machen. Aber darum geht es nicht: du machst das für dich selbst und wenn dann jemand anderes was damit anfangen kann, ist das erstaunlich. Lange Zeit habe ich ANTI-FLAG als etwas empfunden, das ich einfach tun muss. Warum sollte jemand eine Gitarre in die Hand nehmen und glauben, dass irgendwer sich dafür interessiert, was er da loszuwerden versucht? Was sollte an diesem Menschen so anders, so besonders sein? Für uns war die Band erst mal etwas, das uns geholfen hat, zu uns selbst zu finden, das uns durchs Leben geholfen hat. Es fühlte sich einfach gut an, und so haben wir weitergemacht.
Ich erinnere mich gut, wie ich mir 1986 das DEAD KENNEDYS-Album „Bedtime For Democracy“ gekauft habe und mich dann durch die Texte und das Beiblatt gekämpft habe, es war eine spannende Entdeckungsreise und man war auf sich alleine gestellt – es gab kaum Fanzines, in denen Bands einem die Texte erklärt hätten, und das Internet sowieso nicht. Man musste sich selbst einen Reim machen auf alles. Heute fragt man sich, wer braucht denn im Streaming-Zeitalter noch ein physisches Album mit dickem Booklet mit ausführlichen Linernotes?
Chris #2: Wir sind eben ziemlich archaisch in unseren Vorstellungen, wir sind richtige Opas in dieser Hinsicht. Wir halten an der Idee fest, dass das Album noch immer seine Bedeutung hat. Was offensichtlich nicht der Fall ist, wie wjir dann in Gesprächen mit unserem Label erfahren, wo man uns sagt, wie oft welcher Song digital angehört wird. Aber ... das ist uns irgendwie egal. Wir diskutieren immer noch darüber, welcher Song der Opener der B-Seite des Albums sein soll. Wir wollen eben, dass nach dem Umdrehen der Platte noch mal was Besonderes, Neues, Frisches kommt. 2006 kauften aber eben noch 250.000 Leute oder so das physische Album und machten diese besondere Erfahrung, und heute sind es vielleicht noch 5.000. Aber warum sollten die weniger bekommen als früher? Nein, die verdienen die bestmögliche Version des Albums! Deshalb ist unser Verhalten genau das Gegenteil von dem, was ein Label bereit ist zu geben – da ist jedes Stück Papier schon zu viel. Und deshalb kämpfen wir dafür, dass es weiterhin Textblätter und so was alles gibt.
Justin: Denn wir wissen ja, dass es Menschen gibt, die unsere Arbeitsweise schätzen und uns das auch sagen. Ich mag selbst ja auch Platten, die einem einen tieferen Eindruck von dem vermitteln, was der Künstler sagen will. Und das ist für mich auch immer ein Zeichen von Leidenschaft.
Chris #2: Als ich damals „Bedtime For Democracy“ gekauft habe, zog ich diese beiliegende „Fuck Facts“-Zeitung heraus, die von Winston Smith gestaltet worden war. Die las ich durch, während ich das Album hörte, ich war damals 15 oder 16, und was ich damals fühlte, das möchte ich auch bei den Menschen auslösen, die sich mit dem beschäftigten, was wir geschaffen haben. Geschäftlich ergibt das heute wenig Sinn, es kostet alles extra, und die Presswerke werden auch immer teurer, weil weniger Kapazität auf mehr Nachfrage stößt. Es ist also immer schwieriger geworden, ein Album so zu produzieren, wie wir uns das vorstellen, aber wir kämpfen dafür, unsere Ideen umzusetzen.
Justin: Uns ist das eben wirklich wichtig. Ich erinnere mich, wie wir bei „American Spring“ einen Essay von Dr. Cornel West abdruckten, weil wir wollten, dass jeder weiß, wer das ist, gerade auch, wenn jemand zu unseren Konzerten kommt. Wir „überversorgen“ also unsere Community, und es macht uns sehr glücklich, dass Menschen das verstehen und so informiert zu unseren Shows kommen. Unsere Community ist uns sehr wichtig, deshalb veranstalten wir immer wieder auch kleine Konzerte, um besonders nah dran zu sein an den Leuten. Wir wissen, dass bei solchen Shows Leute anwesend sind, die wirklich verstehen, was wir wollen. Dann müssen wir auch nichts erklären.
Gestern sprach ich mit John Robb von MEMBRANES und GOLD BLADE, Autor von „Punk Rock“ und britischer Musikjournalist. Ich erzählte ihm, dass ich euch interviewen werde, und er kommentierte das sinngemäß mit „für die ist Protest ein Geschäftsmodell“. Ich antwortete, ich würde euch genau das fragen.
Justin: Ich sehe das so: Wir hatten zuerst eine Leidenschaft dafür entwickelt, gehört werden zu wollen. Die Band war unser Werkzeug dafür. Und daraus wurde dann das, was die Band heute ist. Zu Beginn hatten wir keine Vorstellung davon, dass sich jemals jemand außerhalb von Pittsburgh für uns interessieren würde. Was dann aus der Band wurde, ist etwas sehr Positives und Wichtiges, etwas, das wir mit großer Leidenschaft betrachten. Ja, man könnte das Ganze als Geschäftsmodell ansehen, aber das entspricht nicht unserer Sichtweise. Und nur weil jemand anderes es so sieht, sehe ich keinen Grund dafür damit aufzuhören.
Chris #2: Ich will mich auch nicht dafür verteidigen, mit der Band Geld zu verdienen. Wer Kunst schafft und damit etwas für die Gesellschaft leistet, sollte dafür auch kompensiert werden.
Bei einem Maler oder klassischen Komponisten stellt niemand diese Frage.
Justin: Sobald man ein politisches Statement mit seiner Kunst verknüpft, hat man gleich so ein Stigma. Das hat etwas Selbstzerstörerisches an sich.
Chris #2: Nicht nur das. Ich sehe diese Reaktion als eine Folge von Apathie an. Es ist eben viel leichter, sich gegenseitig runterzumachen. Viel wichtiger finde ich es, darüber zu reden, unter welchen Ausbeutungsumständen irgendwas hergestellt wird. Gerade in einer Welt, in der Desinformation immer problematischer wird, gerade in den USA, ist die Frage, wie und für was man jeden einzelnen Dollar ausgibt, die allerwichtigste.
Aha. Wer macht eure T-Shirts? Sind die aus Bio-Baumwolle und fair hergestellt?
Chris #2: Zu bio kann ich nichts sagen, aber sie werden fair hergestellt. Allerdings weiß ich, dass für Tourshirts auch schon mal Gildan-Shirts verwendet wurden, und denen werden fragwürdige Praktiken vorgeworfen. Also ja, wir haben auch schon Shirts verwendet, die aus einem Graubereich kommen. An dem Punkt möchte ich jetzt nicht lügen. Und das Problem ist auch, dass faire Bio-Shirts teurer sind, und das passt den Leuten nicht, die werden dann sauer und denken, wir stecken uns extra Geld ein. Früher haben wir American Apparel-Shirts verwendet in den USA, wiesen am Merchtable darauf hin, dass die Shirts deshalb etwas mehr kosten, aber trotzdem mussten wir uns noch Gemecker anhören, wurden als Kapitalisten beschimpft. Auch hier gilt, was ich vorhin sagte: Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, Geld zu verdienen. Und ich denke nicht, dass wir mit unserer Art Geld zu verdienen jemandem schaden.
Justin: Der Vorwurf, für uns sei Protest ein Geschäftsmodell, der erreicht mich nicht. Ich muss das ja nicht machen, ich könnte auch was anderes tun, um Geld zu verdienen, wobei ich nicht weiß, was das sein könnte – ich habe ja die letzten zwanzig Jahre in einer Punkband gespielt. Und würde ich was anderes machen, wäre das am Ende etwas, das ich hasse, wie so viele andere Menschen auch. Für einen Großkonzern arbeiten etwa, mit dem ich überhaupt nicht einverstanden bin. Also nein, ich entschuldige mich nicht, denn wir schaffen etwas, das anderen Menschen etwas bedeutet und das einen Wert hat. Wichtig ist für mich letztlich nur, dass wir uns gut verhalten und gut mit den Leuten umgehen, mit denen wir zusammenarbeiten. Sowie dass wir wissen, wer die Partner sind, mit denen wir arbeiten.
Chris #2: Außerhalb von Punkrock, im Pop oder HipHop, läuft das alles ganz anders, das muss man auch mal sehen. Irgendwelche Rapper veröffentlichen ein neues Video und fordern ihre Fans ganz direkt auf, für sie Werbung zu machen, und die tun das! Würden wir das tun, würden wir unsere Fans auffordern, Radiosender anzurufen und die zu nerven, dass die unseren neuen Song spielen sollen, würden die Leute mit „Fuck off!“ reagieren. In unserer Szene gibt es die Tendenz, dass man die Kunst, die man geschaffen hat, unterbewerten soll. Es ist nicht „erlaubt“, sich selbst zu feiern oder selbst der Meinung zu sein, dass sie wichtig ist. Irgendwann in unserem Leben haben wir da aber den Schalter umgelegt und beschlossen, dass wir von jetzt an sagen, dass wir es für wichtig halten, was wir machen, dass wir mit unserem Tun ein Bedürfnis stillen, dass wir 2020 weitaus mehr Protestmusik brauchen. Und deshalb will ich alle Möglichkeiten nutzen, die sich uns bieten, um mehr Leute zu erreichen, etwa auf großen Festivals.
Es gibt bei Festivals ein wachsendes Bewusstsein für umweltgerechtes Verhalten, etwa was Müllvermeidung oder CO2-Ausgleich betrifft. Wie ist das mit Bands, mit euch, die ihr ja sehr viel reist und fliegt? „ANTI-FLAG, die erste CO2-neutrale Band“?
Justin: Seitdem das Leiden unseres Planeten immer mehr Menschen bewusst wird, ist das ein bedeutendes Thema. Und ich denke, als Nächstes wird das im Musikbereich ein Thema werden. Ich weiß von einem sehr bekannten Künstler, dass der bereits für so einen Ausgleich sorgt. Es ist sehr teuer, wir haben da auch bereits darüber gesprochen und das diskutiert und das wird uns weiter beschäftigen.
Chris #2: Ich werde wütend, wenn es um konsumentenbasierte Lösungen für die von der Wirtschaft ausgelöste Zerstörung des Planeten geht. Der einzelne Verbraucher soll sich jetzt Gedanken darüber machen, was für eine Glühbirne er verwendet, nicht die Milliardäre. Ich finde, Lösungen müssten da auch von oben kommen, nicht immer nur von unten!
Justin: Wir sind eine konsumbasierte Gesellschaft, und das Problem der Zerstörung des Planeten ist für mich ein systemisches. Das löst man nicht, indem sich jeder von uns perfekt verhält. Trotzdem versuchen wir natürlich, als Band und jeder von uns, mehr zu tun als bisher.
Chris #2: Auch wenn man sich als politische Band sieht, sind wir nicht perfekt und wir wissen nicht alles. Auch uns muss man weiterbilden, uns sagen, was wir anders machen können. Wenn jemand Ideen und Lösungen hat, etwa wie wir als ANTI-FLAG weniger Müll verursachen können, dann sind solche Informationen willkommen. Das, was wir direkt beeinflussen können, da versuchen wir was zu tun. Wie wir anders als per Flugzeug nach Moskau kommen sollen für eine Show, dafür habe ich keine Lösung.
Sprechen wir zum Schluss doch einfach noch über die Musik eures Albums. Mich hat bei genauerem Hinhören erstaunt, wie fröhlich und mitreißend eure Musik eigentlich klingt – ein großer Kontrast zu den schweren Themen eurer Texte.
Chris #2: Das ist Absicht. Ich finde es viel wirkungsvoller, die Botschaft in einen Song zu hüllen, bei dem man sich beim Mitsummen erwischt. Der einfache Trick ist also, einen eingängigen Song zu schreiben, der viele Menschen erreicht und dann neugierig macht, worüber die da eigentlich singen. Zum anderen sind unsere musikalischen Einflüsse eben THE CLASH und THE JAM, GREEN DAY und DEAD KENNEDYS. Und die machen und machten ja alle melodiösen Punkrock. Und so hat es sich für uns eben so ergeben, dass wir unsere Geschichten am besten in Melodien verkleidet erzählen können.
Justin: BAD RELIGION machen das ja genauso, die verpacken ihre Botschaften auch in schnelle, melodiöse Songs. Außerdem wollen wir die düsteren Themen, die wir transportieren, mit einer gewissen Leichtigkeit vortragen. Wenn das Thema schon heavy ist, muss es die Musik ja nicht auch noch sein. So kann man ein schwieriges Thema verdaulicher machen, anstatt jemanden damit auf den Kopf zu hauen.
Chris #2: Und was nun „20/20 Vision“ im Speziellen betrifft, so kann man ein Album, in dem es um die Zukunft geht, nicht wie eine Punk-Platte von 1977 klingen lassen. Wir wollen, dass das Album modern klingt, eben wie ein Album aus dem Jahr, in dem es erscheint.
Justin: Wir haben das echt endlos diskutiert. Unser großes Bedürfnis war wirklich, ein modern klingendes Album zu machen.
Chris #2: Ob du 2003 mit „The Terror State“ oder 2017 mit „American Fall“ auf die Band aufmerksam geworden bist, das macht einen Unterschied aus. Wir sind jetzt anders, du bist jetzt anders, und es wäre lahm von uns, diesen Moment von damals nachahmen zu wollen. Unser Bestreben ist es, neue einzigartige Momente zu schaffen. Kreation statt Reaktion!
© by - Ausgabe # und 7. September 2023
© by - Ausgabe # und 28. Juli 2023
© by - Ausgabe # und 29. Januar 2023
© by - Ausgabe # und 16. Januar 2023
© by - Ausgabe # und 16. Januar 2023
© by - Ausgabe # und 11. Januar 2023
© by - Ausgabe # und 22. Dezember 2022
© by - Ausgabe # und 21. November 2022
© by - Ausgabe # und 6. Oktober 2022
© by - Ausgabe # und 10. August 2022
© by - Ausgabe # und 1. August 2022
© by - Ausgabe # und 18. März 2022
© by - Ausgabe # und 15. September 2020
© by - Ausgabe # und 30. Januar 2020
© by - Ausgabe # und 1. Oktober 2018
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #48 September/Oktober/November 2002 und Lauri Wessel
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #65 April/Mai 2006 und Lauri Wessel
© by Fuze - Ausgabe #72 Oktober/November 2018 und Marcus Buhl
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #77 April/Mai 2008 und Lauri Wessel
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #84 Juni/Juli 2009 und Lauri Wessel
© by Fuze - Ausgabe #98 Februar/März 2023 und Yasmin Ranjbare
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #101 April/Mai 2012 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #120 Juni/Juli 2015 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #134 Oktober/November 2017 und Wolfram Hanke
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #140 Oktober/November 2018 und Julia Segantini
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #148 Februar/März 2020 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #165 Dezember 2022 /Januar 2023 2022 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #158 Oktober/November 2021 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #148 Februar/März 2020 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #75 Dezember 2007/Januar 2008 und Lauri Wessel
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #116 Oktober/November 2014 und Hannah Lang
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #37 IV 1999 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #60 Juni/Juli 2005 und Lauri Wessel
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #134 Oktober/November 2017 und Wolfram Hanke
© by Fuze - Ausgabe #72 Oktober/November 2018 und Marcus Buhl
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #140 Oktober/November 2018 und Julia Segantini
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #120 Juni/Juli 2015 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #98 Oktober/November 2011 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #58 Februar/März 2005 und Lauri Wessel
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #26 I 1997 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #33 IV 1998 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #65 April/Mai 2006 und Lauri Wessel
© by Fuze - Ausgabe #98 Februar/März 2023 und Yasmin Ranjbare
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #165 Dezember 2022 /Januar 2023 2022 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #132 Juni/Juli 2017 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #77 April/Mai 2008 und Lauri Wessel
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #125 April/Mai 2016 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #101 April/Mai 2012 und Lauri Wessel
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #84 Juni/Juli 2009 und Lauri Wessel
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #53 Dezember 2003/Januar/Februar 2004 und Lauri Wessel
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #69 Dezember 2006/Januar 2007 und Lauri Wessel
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #43 Juni/Juli/August 2001 und Joachim Hiller