WEEKLY CAROUSE veröffentlichen „Endlich bin ich ich“
Ein Song über Transidentität und mithilfe einer Transaktivistin.
07.06.2024 • Ausgerechnet eine kleine Band vom Dorf, die 30 Jahre auf dem Buckel hat, straft all diejenigen Lügen, die behaupten, Punkrock hätte nichts mehr zu sagen - mit einem Song über Transidentität und mithilfe einer Transaktivistin. Als WEEKLY CAROUSE im Frühjahr 2024, dem Jahr ihres 30-jährigen Bestehens, neue Demos schreiben, sticht ein Song heraus. „Endlich bin ich ich“ ist eine Selbstermächtigungshymne aus Sicht einer Transperson. Den Anstoß dazu gaben das Trans-Coming-Out einer langjährigen Wegbegleiterin, sowie die Geschichte des Sohnes eines Freundes der Band. WEEKLY CAROUSE selbst haben keine Transperson in ihren Reihen. Und doch wollen sie einen Kommentar zu den immer hitziger werdenden Debatten abgeben, ein positives Statement dafür, dass bei Transmenschen, wie bei allen anderen auch, Würde und Persönlichkeitsrechte an erster Stelle kommen. Die Frage ist nur: Kann man das als Cis-Männer-Band machen? In der Ich-Perspektive?
Kann man das als Cis-Männer-Band machen?
Etliche Male überlegen WEEKLY CAROUSE hinzuschmeißen und das heikle Thema zugunsten einer allgemeineren Aussage zu umschiffen. Die Lösung kommt in Form der erwähnten Wegbegleiterin. Stina Stereo ist nicht nur selbst Musikerin, sondern auch Germanistin und seit ihrer Transition eine meinungsstarke Transaktivistin. Gemeinsam mit ihr entsteht eine überarbeitete Version des Textes. Sie ist außerdem Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin des Musikvideos, in dem sie die Geschichte ihrer persönlichen Transition, die im vergangenen Jahr ihr Leben auf den Kopf gestellt hat, selbst erzählt.
„Musik kann ein Teil des Aktivismus sein“
„Nach 20 Jahren des Versteckspiels vor mir selbst war mir klar, dass ich jetzt mein Trans-Coming- Out haben werde, komme was wolle. Meinen Job habe ich nicht verloren; stattdessen sind musikalische und queer-politische Aufgaben dazugekommen. Von Anfang an wollte ich aktivistisch tätig sein, damit sich andere nicht so lange verstecken müssen wie ich. Musik kann ein Teil des Aktivismus sein“, sagt Stina Stereo. Deshalb – und weil sie eine leidenschaftliche (Jazz-)Trompeterin ist – ist Stina nun auch im Schlussteil des Songs an der Trompete zu hören.
Viele Menschen mit Transidentität leiden unter Geschlechtsdysphorie
Nur sehr wenige Menschen haben eine Transidentität. Die allermeisten von Ihnen leiden unter Geschlechtsdysphorie. Eine Folge davon sind nicht selten Suizide. Gesetzesänderungen, die diesen wenigen Menschen helfen können und einen würdevollen Umgang mit ihnen fördern, werden nicht zuletzt von der Neuen Rechten, aber auch von linken und feministischen Persönlichkeiten zu polemischen Grundsatzdebatten hochstilisiert. Erst ab November dieses Jahres wird das von 1980 stammende Transsexuellengesetz durch das Selbstbestimmungsgesetzt abgelöst. Stina Stereo hat noch den alten, menschenunwürdigen Weg des Transsexuellengesetztes durchlaufen. Darüber und über viele andere persönliche und politische Trans-Themen berichtet sie auf ihrem Instagram-Kanal stina.stereo.
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