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ZEAL & ARDOR

s/t

Manuel Gagneux, der in Basel lebende Schweizer mit US-amerikanischer Mutter, machte erstmals 2014 mit einem Demo auf sich aufmerksam, 2016 folgte das Debütalbum „Devil Is Fine“ und 2018 „Stranger Fruit“, mit dem die Wahrnehmung der ungewöhnlichen Band massiv wuchs: keine andere Formation kombiniert so smooth gesangliche Soul-Momente mit der Raserei des Black Metal. Die Legende geht so, dass sich Gagneux ca. 2014 für sein Musikprojekt ZEAL AND ARDOR hatte anregen lassen von zwei Nachrichten bei 4chan bezüglich Inspiration zu künftiger musikalischer Ausrichtung: In der einen wurde Black Metal suggeriert, in der anderen – 4chan eben – „n***** music“, woraufhin Gagneux eine ganz andere Form von „Black“ Metal schuf und eben Black Metal mit Elementen aus Blues, Soul und R&B kombinierte. 2014 erschien ein (digitales) erstes Album, 2016 dann das Debüt „Devil Is Fine“ auf Reflections (hier wurde schon im Titel mit Satanismus kokettiert), und 2018 schließlich kam das zweite Album „Stranger Fruit“, produziert von Zebo Adam und gemischt von Kurt Ballou, das ZEAL AND ARDOR den internationalen Durchbruch brachte und zu dem ich damals schrieb: „Mich erinnern ZEAL AND ARDOR an eine brutalisierte Variante von ZEN GUERILLA, bei der an Spirituals erinnernde Vocals (irgendwo schaut da auch Nick Cave um die Ecke) mit brutalem Blastgeballer kombiniert werden, was rhythmisch für echte Innovation sorgt.“ Z&A waren daraufhin fleißig auf Tour, kamen durchaus auch in Metal-Kreisen gut an, wobei sich Gagneux aber keinen Illusionen hingibt, was seine Rezeption in der Black-Metal-Szene betrifft: „Es war eine halbe Woche, wo wir als ‚real‘ galten. Wenn man auch nur den kleinsten Funken Erfolg hat in diesen Kreisen, gilt man schon als Judas. [...] Black Metal war ja und ist eine extreme Untergrundbewegung, anti alles, aber es gibt ein super dickes ‚Regelbuch‘, wie man sich zu benehmen hat. Und das ist für mich ein Widerspruch. WOLVES IN THE THRONE ROOM oder LITURGY sind für mich mehr Black Metal als die meisten traditionellen Black-Metal-Bands.“ Real ist jedoch, dass sich die Band mit dem während der Pandemie im bandeigenen Hutch-Studio eingespielten dritten Album, das auf die 2020 veröffentlichte „Wake Of A Nation“-EP folgt, ein gutes Stück weiterentwickelt hat – man merkt, dass die Musiker einen anderen Background als nur Black Metal haben und mit diesem Zugang die Genre-Elemente weit variabler einsetzen, ohne jemals „cheesy“ zu wirken. Stärkstes Pfund ist und bleibt Manuels Stimme – andere Bands brauchen dafür zwei Sänger. Spannendstes Stück unter den durchweg starken Songs ist für mich „Götterdämmerung“, weil hier (ausnahmsweise) nicht auf Englisch, sondern auf Schweizerdeutsch gebrüllt, gekreischt, gesungen wird. Eine packende, einzigartige Band.