Seit dem letzten Album „Widerstand“ (2010) ist bei RAWSIDE einiges passiert. Sänger Henne saß wegen Drogen eine ganze Zeit im Knast und machte anschließend eine Therapie. Inzwischen hat er wieder einen festen Job und ist seit fünf Jahren clean, wie er selbst betont.
Nach der Zwangspause präsentiert sich die Hardcore-Punk-Band aus Coburg mit völlig anderem Line-up. Am Drumset sitzt zum Beispiel Hennes Sohn Justin. „Ich bin mit der Band aufgewachsen und habe mich im RAWSIDE-Proberaum mit gerade mal vier Jahren fürs Schlagzeugspielen entschieden“, sagt Henne junior.
Dafür hat sogar seine bisherige Band WÜLFPACK verlassen. Die meisten anderen in der Band sind reaktivierte ehemalige Bandmitglieder oder alte Freunde. Geblieben ist der explosive Sound der Oberfranken, diesmal allerdings noch näher am Metal.
Härter und schneller als sonst. Kompromisslos, unmissverständlich und hochpolitisch. „Wir wollten keinen Beitrag zum Punkrock-Einheitsbrei leisten“, meint Henne. Zum Auftakt hört man zum Beispiel einen O-Ton von AfD-Obermacker Björn Höcke, wie er sich im Thüringer Landtag über RAWSIDE aufregt.
Ein Ritterschlag für die Polit-Punks. „Subkulturen und Andersdenkende werden von der AfD öffentlich diffamiert und zum Feindbild erklärt“, sagt Henne. „Kunst wird ins Lächerliche gezogen und Musik als ‚entartet‘ erklärt.
Zeit, dass unsere Alarmglocken schrillen.“ Den Arschlöchern den Kampf ansagen, das steht ganz oben auf der Agenda der Band. Neben politischen Songs wie „Wahlboykott“ oder „Mr. President“ verarbeitet Henne im Song „(Nie) wieder frei“ aber auch seine Zeit im Gefängnis.
So persönlich und offenherzig waren RAWSIDE noch nie. Ein kraftvolles Lebenszeichen der Coburger Veteranen, gegründet vor 26 Jahren im Umfeld des selbstverwalteten Jugendzentrums Domino. Anfangs war der Sound geprägt von klassischen Hardcore-Punk und brachialem Crustpunk der Eighties.
Und natürlich von unmissverständlichen politischen Botschaften. RAWSIDE waren schon immer bekannt für ihre antifaschistischen Texte und konkreten Ansagen. 1998 bei einer Show im Domino gab es sogar eine telefonische Bombendrohung von Nazis gegen die Band.
Alben wie „Police Terror“ (1995), „Staatsgewalt“ (1997) oder „Outlaw“ (2004) lieferten ihren Kritikern aus dem konservativen und rechtsgerichteten Lager jede Menge Gründe, beleidigt zu sein.
RAWSIDE feiern den Release von „You Life Gets Crushed“ am 21. September mit einem Konzert im Schweinfurter Stattbahnhof. Da spielen sie eine gemeinsame Show mit der Dortmunder Deutschpunk-Legende THE IDIOTS.
So gibt’s ein Wiedersehen mit Sir Hannes Smith, dem Sänger der heißgeliebten PHANTOMS OF FUTURE in Schweinfurt.
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