Es muss Spaß machen, Morrissey zu sein. Und es kann sicher auch furchtbar nerven. Da draußen lauert eine zigtausende Köpfe große Anhängerschaft, manche in Personalunion auch noch Journalist, um jede öffentliche Äußerung des Meisters, sei es künstlerisch oder in einem der wenigen Interviews, zu sezieren, analysieren und interpretieren.
Diese Menschen, die Pop-Welt, mit Input zu füttern, mit Anspielungen und Andeutungen zu locken, muss einfach Spaß machen. Und sich dann zu weigern, selbst zur Entschlüsselung beizutragen, oder nur dann, wenn man will, etwa in Form der 600-seitigen Autobiografie, die 2013 erschienen ist.
Dass allein aus Deutschland so ziemlich alle Magazine und Zeitungen ein Interview wünschten, mit Titelstory lockten, der Meister sich aber einfach nicht interessiert zeigte, muss schmerzen, wenn man auf Seiten des Labels arbeitet, einen Steven Patrick Morrissey lässt das kalt.
Aufregen kann ihn nur menschliche Dummheit und Gewalt gegen Tiere, vor allem indem man sie isst. Zuletzt sagte er zu dem Thema: „[There is] no difference between eating animals and paedophilia.
They are both rape, violence, murder.“ Und wer sich darüber aufregen kann, oder darüber, dass Morrissey in seinem Engagement auch mal über das Ziel hinauszuschießen scheint, ist eben kein Fan.
Bin ich Fan, weil ich ihm in Sachen Tierrechte zustimme und weil mir auch sein neues, zehntes Album „World Peace Is None Of Your Business“ gefällt? Wahrscheinlich. Aber kein devoter, sondern nur jemand, der die Musik, den Gesang, die Texte zu Songs wie dem Titelstrack (eine in süße Musik verpackte Hasstirade gegen das Schweinesystem und die Untätigkeit des „kleinen Mannes“) mag.
Morrissey tut seinen Kritikern nicht den Gefallen, zu schwächeln oder unverständliche Spätwerke zu veröffentlichen, er macht einfach immer weiter, weil er augenscheinlich großen Spaß hat an dem, was er da tut.
Schade nur, dass er kein Deutscher ist: die deutsche Popszene könnte einen wie ihn gebrauchen, der mit zynischer Schärfe Klartext redet ...
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