Eine merkwürdige Stimmung verbreiten WHITE WINE auf ihrem Album. Ziemlich spooky, elektronisch und beklemmend. Die Musik des Trios ist schwer in Worte zu fassen: abgedrehter Kammer-Pop oder Indietronic of Death? Der Sound klingt fast wie in einem absurden Theaterstück, in dem es überall kracht und scheppert.
Frontmann Joe Haege steht adrett frisiert im Nagelstreifenanzug mit Krawatte am Bühnenrand, die Gitarre auf Brusthöhe festgezurrt. Haege kennt man als Mitglied der Bands TU FAWNING und 31 KNOTS oder aus der Live-Besetzung von MENOMENA.
Alle aus Portland, Oregon. Inzwischen lebt Haege in Leipzig, der Heimatstadt von Karl Liebknecht oder Gottfried Wilhelm Leibniz. Partner bei WHITE WINE sind der vor allem als Tontechniker (WARM GRAVES) bekannte Fritz Brückner und Christian Kühr (ZENTRALHEIZUNG OF DEATH).
Live waren WHITE WINE zuletzt mit GET WELL SOON unterwegs, das passt ganz hervorragend. Aber auch mit Tod Ashleys Band FIREWATER dürfte es gut harmonieren. Zwischen all dem Wust aus Kunsthochschule, Varieté und Geisterstunde gibt es durchaus Parallelen.
Brückner und Haege haben in Leipzig übrigens ihr gemeinsames Haunted Haus-Studio eröffnet, in dem jetzt das hochgelobte Debütalbum des THE CURE-Soundalikes DRANGSAL aus dem pfälzischen Herxheim aufgenommen wurde.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #125 April/Mai 2016 und Wolfram Hanke