Rob Mazurek ist kein Unbekannter in der Musikszene Chicagos und hat bereits mit dem CHICAGO UNDERGROUND DUO/TRIO/QUARTET, ISOTOPE 217 oder solo seit Mitte der 90er spannende, mal mehr mal weniger experimentelle Jazzplatten aufgenommen.
Hier hat er ein 14-köpfiges Ensemble am Start, darunter John McEntire, Jeff Parker und John Herndon von TORTOISE, die bereits im ersten elfminütigen Stück eine mitreißende Form jazziger Improvisationsmusik eingespielt haben.
Allerdings muss man "We Are All From Somewhere Else" wohl eher als durchlaufendes Konzeptalbum begreifen, das immer mal wieder das Tempo wechselt, zwischen wildem Freejazz und ruhigem minimalistischen Noise, und durch seine dichte Instrumentierung (sollte man bei 14 Leuten auch erwarten) Jazz tatsächlich neue Seiten abgewinnt.
Wie auch schon auf anderen Platten Mazureks zeigt sich auch hier, dass diese Musikgattung eben nicht nur was für gesetzte vollbärtige Oberlehrer ist, die zu irgendwelchem beliebigen Getröte ihren Öko-Rotwein schlürfen, sondern quasi eine pure Essenz von Sound liefert, die sich immer wieder neu zusammensetzt und entkoppelt und darüber hinaus auch immer wieder wirklich wundervolle Melodien und ästhetisch veredelte Klangtapeten entstehen lässt, wobei man wirklich erst ganz zum Schluss weiß, in welche Richtung sich das Ganze eigentlich entwickelt.
Und alleine diese spannende durchkomponierte musikalische Offenheit macht "We Are All From Somewhere Else" zu einem phänomenalen Album, wenn man denn die Schnauze voll hat von den ewig gleichen schematischen Ausdrucksmöglichkeiten der meisten anderen Bands.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #70 Februar/März 2007 und Thomas Kerpen