HEISSKALT

Vom Wissen und Wollen

Spannend ist es, was sich derzeit im deutschen Punk so tut. Man muss zwar nicht gleich eine „neue deutsche Welle“ daraus machen, schließlich wurde Punk hierzulande ja immer schon gespielt. Nur die Art und Weise war stets unterschiedlich.

Aber irgendwie ist sie schon besonders, diese postmoderne Variante, die sich seit geraumer Zeit als Konstante herauskristallisiert und derer sich HEISSKALT nun auch auf ihrem zweiten Album bedienen.

Es scheppert zwischen Indierock und Hardcore, zwischen TURBOSTAAT, TOCOTRONIC, KRAFTKLUB und ESCAPADO. Irgendwie. Dazu kommen Texte, die zwischen kryptisch und klar, Wut und Melancholie schwanken, und die am liebsten alles fordern: „Das ist möglich, also tun wir es.

Da ist noch Platz für noch mehr Spuren.“ Und am besten werden in einem Lied gleich mehrere Breaks verbaut. Keine Frage: Wenn man nicht aufpasst, verfängt man sich bei so vielen Einflüssen und dieser Alles-reinpacken-wollen-Attitüde.

Aber HEISSKALT laufen nie Gefahr, schlingernd aus der Kurve der Arrangements herauszufliegen. Denn sie haben – dieser Fortschritt wird extrem deutlich gegenüber ihrem Debüt von 2014 – ein ordnendes Händchen, das alle diese Impulse zusammenzufügen vermag.

Die Folge: „Von Wissen und Wollen“ klingt nie verkopft und kompliziert, nie überkandidelt und ziellos. Es klingt stringent und nach einer Band, die jederzeit Herr der Lage ist. Musikalisch wie textlich.