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NOTWIST

Vertigo Days

Mein Verhältnis zu den 1989 im bayerischen Weilheim von Markus und Michael Acher als Hardcore/Punk-Band gegründeten THE NOTWIST (siehe ihr Debüt von 1991) ist immer sehr zwiespältig gewesen. Ihre Platten „12“ (1995), „Shrink“ (1998) und „Neon Golden“ (2002) schätze ich sehr, die danach entstandenen Alben „The Devil, You + Me“ (2008) und „Close To The Glass“ (2014) ließen mich eher unbefriedigt zurück. Mehr Spaß bereitete mir, was die Achers abseits von NOTWIST in anderen Projekten wie ALIEN ENSEMBLE, TIED & TICKLED TRIO, VILLAGE OF SAVOONGA oder 13&GOD musikalisch auf die Beine stellten. Komischerweise war es dann ausgerechnet die Live-Platte „Superheroes, Ghostvillains + Stuff“ von 2016 und die ein Jahr zuvor entstandene Zusammenstellung „The Messier Objects“ mit unveröffentlichten Aufnahmen, die die Achers für Theaterstücke, Hörspiele und Filme geschrieben hatten, die mich den unverkennbaren Indietronics-Sound von THE NOTWIST wieder mehr wertschätzen ließen. Sieben Jahre nach „Close To The Glass“ erscheint im Februar mit „Vertigo Days“ ein neues THE NOTWIST-Album, für mich schon jetzt eines der schönsten dieses Jahres. Klassische Rock-Elemente findet man auf „Vertigo Days“ noch weniger als auf „The Devil, You + Me“ und „Close To The Glass“, dafür schichten THE NOTWIST facettenreiche elektronische Soundtexturen übereinander, was manchmal so wirkt, als hätte man sich auf einem Flohmarkt für rein analoge Klangerzeuger verirrt. Dennoch ist „Vertigo Days“ ein unverkennbares THE NOTWIST-Werk mit beeindruckendem Melodiereichtum, bei dem die Band ihren musikalischen Horizont aber noch weiter geöffnet hat – ihre sympathisch provinzielle Schrulligkeit werden sie wohl nie ablegen, glücklicherweise –, was auch krautrockigere Momente und subtil integrierte Einflüsse von Weltmusik einschließt, sicherlich bedingt durch die Reiselust von Markus Acher in Vor-Corona-Zeiten.