Um ehrlich zu sein, hätte ich mit viel gerechnet, aber nicht mit einem neuen Album von VENEREA. Denn die Schweden hatten sechs Jahre lang nichts mehr von sich hören lassen und waren irgendwie von meinem Radar verschwunden.
Doch umso größer sind Überraschung und Freude, das neue Album „Last Call For Adderall“ in den Händen zu halten und durch die Gehörgänge zu jagen. VENEREA aus der südschwedischen Metropole Malmö machen nun auch schon 25 Jahre zusammen Musik.
Dabei sind sie sich über die Jahre immer treu geblieben und haben keine Experimente ausprobiert. So war der Sound der Schweden immer ein direkter, schneller, schnörkelloser und sehr humorvoller Skatepunk, der einen stets mitreißen konnte.
Jedoch haben die Schweden es tatsächlich nie leicht gehabt im Umfeld von „großen“ Bands wie MILLENCOLIN, NO FUN AT ALL, SATANIC SURFERS, die zur selben Zeit aktiv und deutlich bekannter waren.
Aber VENEREA haben sich deshalb nie gegrämt und konsequent ihr Ding durchgezogen, ohne sich irgendwo anzubiedern. Und genau deswegen erfreuen sie sich einer treuen, loyalen Fangemeinde. Weniger Glück hatten VENEREA dagegen mit ihren Plattenfirmen und ihren Schlagzeugern.
Mit dem neuen, sechsten Album haben sie nun auch das sechste Label an ihrer Seite. Und mit Martin Svensson sitzt auch schon der fünfte Schlagzeuger hinter den Trommeln. Diese Punkte werden wohl ebenso dazu beigetragen haben, dass es VENEREA nie in die großen Hallen geschafft haben.
Umso erstaunlicher und bemerkenswerter ist das Resultat, das sie jetzt mit „Last Call For Adderall“ erzielt haben. Die 14 Songs gehen ausnahmslos mit hohem Tempo nach vorne und bereits mit den ersten Tönen des Openers „Going home“ fühlt man sich wieder auf der Skateramp.
Die Songs sind zwar hart, aber immer auch höchst melodisch. Angenehm ist dabei, dass die Schweden ihre stets etwas zu inflationären „Oohs“ und „Aahs“ bei den Background-Vocals reduziert haben und damit gereifter und erwachsener klingen als auf den Vorgängeralben.
Außerdem ist „Last Call For Adderall“ das mit Abstand politischste Album der überzeugten Skatepunks. So wird etwa in „Not my country“ oder „Enemies of the alliance“ eindeutig Stellung bezogen zu den Themen Geflüchtete, Nationalismus und Rechtsextremismus.
Schön ist auch die Referenz, die sie mit dem Rausschmeißer „Hey, that’s no way to say goodbye“ dem großen Leonard Cohen erweisen, der sich über ein solches Cover sehr wahrscheinlich gehörig wundern würde.
Mit diesem Album melden sich VENEREA wirklich eindrücklich zurück und beweisen, dass sie immer noch eine höchstrelevante Band und das Maß aller Dinge im schwedischen Skatepunk sind.
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