Schon wieder was Neues von Mike Patton? Wir hatten doch erst Ende letzten Jahres ein neues Album seiner bereits vor FAITH NO MORE aktiven Band MR. BUNGLE. Wobei das eigentlich gar nicht neu war, sondern nur eine Neueinspielung des ersten MR. BUNGLE-Demos von 1986, ergänzt um zwei unveröffentlichte Stücke und zwei Coverversionen. Während das letzte MR. BUNGLE-Album gut zwanzig Jahre zurücklag, beträgt der zeitliche Abstand zum letzten Longplayer „Oddfellows“ von TOMAHAWK nur acht Jahre. Das selbstbetitelte Debüt von TOMAHAWK entstand 2001 und löste durch das etwas fragwürdige Etikett „Supergroup“ bei nicht wenigen Leuten extremen Speichelfluss aus. Patton hatte es ja immer verstanden, sich mit coolen Mitmusikern (von einer Frauenquote hält der Mann definitiv nichts) zu umgeben. Im Fall von TOMAHAWK waren das Duane Denison (vor allem bekannt als Gitarrist von JESUS LIZARD), Kevin Rutmanis (MELVINS, COWS) und John Stanier, von 1989 bis 1998 HELMET-Drummer. Beim Album „Anonymous“ von 2007 ersetzte Pattons MR. BUNGLE-Mitstreiter Trevor Dunn dann Rutmanis am Bass, anschließend lag die Band einige Zeit auf Eis und meldete sich erst 2013 mit „Oddfellows“ zurück. In der Besetzung Patton, Stanier, Dunn und Denison wurde jetzt auch die neue Platte „Tonic Immobility“ eingespielt. 2003, anlässlich des Erscheinens des zweiten Albums „Mit Gas“, gastierten TOMAHAWK zusammen mit den MELVINS auch in Köln, wo sich die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Denison ergab, der zu der Einschätzung kam, dass TOMAHAWK wohl die am ehesten dem Mainstream entsprechende Band auf Ipecac seien. Weiter meinte Denison: „Die Fans von Patton finden eher, dass TOMAHAWK nicht freaky genug sind. Aber wir wollten von Anfang an, dass das eine Rockband ist, die entsprechend ‚straight‘ klingt, mit den üblichen Riffs und Beats, die nicht so extrem ist wie MR. BUNGLE oder FANTÔMAS.“ Damit lässt sich auch das Problem umschreiben, das ich damals mit TOMAHAWK hatte, die mir oft einfach zu normalrockig und uncharakteristisch waren. Und so ließ die musikalische Basis im Vergleich zu Pattons wie gewohnt expressiver Gesangsdarbietung echte Spannung vermissen, als ob der Frontmann seinen Mitstreitern wie ein Vampir die Energie absaugen würde. Insofern ist „Anonymous“ wahrscheinlich das beste, weil ungewöhnlichste TOMAHAWK-Album, bei dem Pattons Exzentrik durch die folkloristischen Klänge der amerikanischen Ureinwohner endlich eine adäquat freakige Basis bekam. Davon war dann auf „Oddfellows“ leider nicht mehr ganz so viel zu spüren, aber TOMAHAWK waren damit endlich im sympathischen Spinner-Universum von Patton angekommen. „Tonic Immobility“ knüpft in dieser Hinsicht nahtlos an „Oddfellows“ an, eine gesunde Mischung aus solidem Alternative Rock und Patton-Irrsinn, die aber kaum jemand nachhaltig verstören dürfte.
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