TO ROCOCO ROT

Speculation

Als ich das Berlin/Düsseldorfer-Trio TO ROCOCO ROT Mitte der Neunziger das erste Mal wahrnahm, erschienen sie einem zum damaligen Zeitpunkt wie die intelligente, humanoide Alternative zu Techno, auf halbem Weg steckengeblieben zwischen Post-Rock und Elektronikmusik.

2010 gibt es sie immer noch, und und nach Labels wie Kitty-Yo und City Slang ist man inzwischen bei Domino unter Vertrag, wo sie 2004 das etwas schwache Album „Hotel Morgen“ veröffentlichten.

Bei „Speculation“ zeigen sich auf jeden Fall sofort die schon damals ausgeprägten Stärken des Trios Schneider/Lippok/Lippok, die sehr „warme“ Klangteppiche erzeugen können, mit pulsierenden Basslinien, die zu Beginn fast etwas von JOY DIVISION haben und dem überwiegend abstrakten Gemisch aus Sound und Groove den nötigen Zusammenhalt geben.

Und so ist auch „Speculation“ überwiegend eine etwas diffuse Angelegenheit, aber TO ROCOCO ROT gelingen zwischendurch immer wieder sehr einprägsame, regelrecht melodische Momente, eine Meisterschaft, die etwa CLUSTER immer noch am besten beherrschen, wie sie auf ihrem aktuellen Album noch mal beweisen konnten, und die für diese Art Sound echte Pionierarbeit geleistet haben.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass „Speculation“ im FAUST-Studio in Scheer aufgenommen wurde und deren Hans Joachim Irmler beim letzten Stück Orgel spielt. Womit sich der Kreis schließt beziehungsweise einmal mehr zum Ausdruck gebracht wird, wie wegweisend die in den Siebzigern in Deutschland entstandene Musik immer noch ist.

Was aber nicht die Leistung von TO ROCOCO ROT schmälern soll, die schon immer eine Klasse für sich waren und hier wieder eine sehr schöne, in sich stimmige Platte abgeliefert haben.