Bereits 2011 gab es eine Neuauflage des zentralen Schaffens von THROBBING GRISTLE. Neben ihrer überschaubaren Anzahl von Studioplatten besteht ein großer Teil der Veröffentlichungen dieser Mitte der Siebziger aus der radikalen Performance Truppe COUM Transmissions hervorgegangenen britischen Industrial-Pioniere – Cosey Fanni Tutti, Chris Carter, Genesis P-Orridge und Peter „Sleazy“ Christopherson – aus zahlreichen, oft nur auf Kassette erschienenen Live-Aufnahmen.
Zwar sind Mute eigentlich schon lange im Besitz der Rechte des TG-Backkatalogs, aber 2010 machte sich Industrial Records, das in den Siebzigern eigens von der Band ins Leben gerufene Label, noch einmal für kurze Zeit selbstständig und brachte die Alben „The Second Annual Report“ (1977), „D.o.A: The Third And Final Report Of Throbbing Gristle“ (1978), „20 Jazz Funk Greats“ (1979), „Heathen Earth“ (1980) und „Greatest Hits“ (1981) als CD- und LP-Version in Eigenregie heraus, neu gemastert von Carter.
Inzwischen liegen die Rechte wieder bei Mute, die jetzt in drei Etappen das essentielle TG-Schaffen erneut auf CD und LP auflegen. Neu ist die im Zuge der TG-Reunion und der „TG Now“-Platte (mit neuem Material) 2004 erschienene Compilation „The Taste Of TG“, die sich von der 1981er-Zusammenstellung „Greatest Hits“ unterscheidet und mit „Almost like this“ inzwischen auch einen Track des 2007er TG-Albums „Part Two – The Endless Not“ enthält.
Diese Mischung aus Live- und Studioaufnahmen ist kein schlechter Start, um sich mit dem zum Teil immer noch extrem enervierenden und verstörenden Schaffen dieser visionären Soundtüftler zu beschäftigen, das nichts von seiner Radikalität eingebüßt hat.
Das überwiegend aus Live-Aufnahmen bestehende Debüt „The Second Annual Report“ dürfte hingegen weiterhin ziemlich unverdaulich sein und war damals mehr als Statement gedacht, dass auch TG eine richtige Band mit normalen Plattenveröffentlichungen waren.
1981, zwei Jahre nach dem dritten offiziellen Studioalbum „20 Jazz Funk Greats“, lösten sich TG dann auf, da die langjährige Beziehung von Cosey Fanni Tutti, die inzwischen mit Carter zusammenlebte, zu Genesis P-Orridge in persönlicher und kreativer Hinsicht an ihrem Tiefpunkt angelangt war.
Auf „20 Jazz Funk Greats“, einem der herausragendsten Alben der damaligen Post-Punk-Ära – mit seinem wundervoll idyllischen, am beliebten Selbstmörder-Ausflugsziel Beachy Head aufgenommenen Coverfoto – gibt es TG von ihrer zugänglichsten und soundtechnisch „saubersten“ Seite.
Man könnte teilweise fast von konventionellem Synthpop sprechen, wo sich auch der starke Einfluss von Chris und Cosey zeigt, die im Anschluss an TG auch in kreativer Hinsicht Lebenspartner wurden.
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