Die Alben „The Second Annual Report“ (1977), „D.o.A: The Third And Final Report Of Throbbing Gristle“ (1978), „20 Jazz Funk Greats“ (1979), „Heathen Earth“ (1980) und „Greatest Hits“ (1981) stellen den Kern des kreativen Schaffens der wohl wichtigsten klassischen Industrial-Band dar.
Zuletzt wurden diese 2011 sowohl in der CD- wie der LP-Version neu aufgelegt auf dem bandeigenen Label, dessen Name ein ganzes Genre begründete: Industrial Records – in direkter Übersetzung und durchaus auch so zu verstehen also „Industrielle Aufnahmen“, als „Aufnahmen aus der Industrie“.
Klassischer Industrial, wie ihn THROBBING GRISTLE aufführen, ging für Fans der ersten Stunde als Genre in den Neunzigern durch die Vermischung von Industrial-Versatzstücken mit Metal-Elementen vor die Hunde.
Das, was seinerzeit als harte Musik für weiche Birnen aufgefahren wurde, muss man aber klar trennen von seinen klassischen Ursprüngen, die auf diesen Alben dokumentiert sind. Nirgendwo ist der Ausruf „Das ist doch nur Lärm!“ von Außenstehenden bei Konfrontation mit diesen Klängen angemessener, denn ja, über weite Strecken sind die von Genesis P-Orridge und seinen Mitstreitern generierten Geräusche genau das: Lärm, Noise, Klänge.
Elektronisch erzeugte, aufgenommene und reproduzierte Geräusche („field recordings“), oft ohne klassische Liedstrukturen – die Verwendung von „Samples“ war eine ihrer Arbeitsweisen. Nachdem Mute Records, früher schon mal das TG-Hauslabel, 2017 „The Second Annual Report“ neu aufgelegt hatte, folgten 2019 „20 Jazz Funk Greats“ auf Vinyl und „D.o.A.: The Third And Final Report Of ...“ in einer Doppel-CD-Variante (CD2: „1978 Bonus CD“) und es wird sicher Hardcore-Fans geben, die ihre Sammlung durch die dritte, vierte, fünfte Version dieses Klassikers aufstocken, vordergründig taugt die Doppel-CD aber für Erstkäufer, die ergründen wollen, mit was für konzeptioneller Musik vor vierzig Jahren punkaffine Menschen bereit waren sich zu beschäftigen.
Ob sich das heutzutage wiederholen ließe ...? Welcher mutierte Spotify-Algoritmus soll einem denn so was, wo in den ersten dreißig Sekunden so wenig passiert wie in den folgenden Minuten, in die „Timeline“ spielen? Absurdestes Stück hier: „Hamburger lady“ mit Text von Blaster Al Ackerman.
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