THROBBING GRISTLE waren einst die Innovatoren des Genrebegriffs „Industrial Music“ und bestanden aus Chris Carter, Peter „Sleazy“ Christopherson (1955-2010), Cosey Fanni Tutti und Genesis Breyer P-Orridge (1950-2020). Sie waren in gewisser Weise Pioniere des Punk mit ihrer Agenda, elektronische Extremkultur als Mittel zur Sabotage von (gesellschaftlichen) Kontrollsystemen einzusetzen. Über Mute sind nun, zum ersten Mal auf Vinyl, zwei Veröffentlichungen erschienen, deren Einfluss auf Musik, Kultur und Kunst hörbar und spürbar sind – bei SPK, EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN, CABARET VOLTAIRE, LAIBACH und Legionen anderer Bands. „TGCD1“ wurde ursprünglich 1979 im eigenen Martello Street Studio auf einem Achtspur-Rekorder aufgenommen. Chris Carter arbeitete mit selbst gebastelteten Effektgeräten, einem Roland 104-Sequenzer und einem selbst gebauten Mischpult. Es entstand ein beklemmender Sound wie aus einem Stahlwerk in Sheffield mit dämonisch heruntergepitchten Vocals aus den Eingeweiden der Hölle. „The Third Mind Movements“ war ursprünglich eine exklusive CD-Veröffentlichung für die letzte US-Tournee der Band 2009, nach der temporären Reunion von THROBBING GRISTLE. Die Aufnahmen waren einige Jahre zuvor bei den „Desertshore“-Sessions, als eine Hommage an das gleichnamige Album von Nico von 1970, im ICA in London aufgenommen worden. Bereits 1976 führten sie mit dem TG-Vorläufer COUM TRANSMISSIONS eben dort ein Kunstprojekt mit dem Titel „Prostitution“ auf. Der ICA-Veranstaltungskatalog bezeichnete damals die Musik von TG bei der Eröffnungsparty als „Death Rock Music“ und die Performance von COUM TRANSMISSIONS als „Sexhibition“. Es sind Kaskaden zerhackter und verzerrter Samples, Breakbeats und hypnotischer Sounds in einem endzeitlichen Klanggewitter. Industrial ist Schwerstarbeit, Schweiß und radikale Hingabe in einem Druckkessel von Emotionen. Die Bedeutung von THROBBING GRISTLE, weit über die Grenzen des Etiketts „Industrial“ hinaus, kann bis heute nicht überschätzt werden.
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