THROBBING GRISTLE

20 Jazz Funk Greats

Mit den Alben „The Second Annual Report“ (1977), „D.o.A: The Third And Final Report Of Throbbing Gristle“ (1978), „20 Jazz Funk Greats“ (1979), „Heathen Earth“ (1980) und „Greatest Hits“ (1981) liegt der Kern des kreativen Schaffens der wohl wichtigsten klassischen Industrial-Band in Neuauflage vor, sowohl in der CD- wie der LP-Version.

Rereleaset werden sie auf dem bandeigenen Label, dessen Name ein ganzes Genre begründete: Industrial Records – in direkter Übersetzung und durchaus auch so zu verstehen also „Industrielle Aufnahmen“, als „Aufnahmen aus der Industrie“.

Klassischer Industrial, wie ihn THROBBING GRISTLE aufführen, ging für Fans der ersten Stunde als Genre in den Neunzigern durch die Vermischung von Industrial-Versatzstücken mit Metal-Elementen vor die Hunde.

Das, was seinerzeit (und in der Folge im allgemeinen, weniger fundierten Musikhörerkreis) als harte Musik für weiche Birnen aufgefahren wurde, muss man aber klar trennen von seinen klassischen Ursprüngen, die auf diesen Alben hier dokumentiert sind.

Nirgendwo ist der Ausruf „Das ist doch nur Lärm!“ von Außenstehenden bei Konfrontation mit diesen Klängen angemessener, denn ja, über weite Strecken sind die von Genesis P-Orridge und seinen Mitstreitern erzeugten Geräusche genau das: Lärm, Noise, Klänge.

Elektronisch erzeugte, aufgenommene und reproduzierte Geräusche („field recordings“), oft ohne klassische Liedstrukturen – die Verwendung von „Samples“ war eine ihrer Arbeitsweisen. Uneingeschränkt gilt das für „The Second Annual Report“ , später wurden „TG“ auch mal „hörbar“, näherten sich beispielsweise in „Hot on the heels of love“ von „20 Jazz Funk Greats“ dem Synthie-Pop-Genre an.

THROBBING GRISTLE zu erfassen, gar zu versuchen sie zu verstehen, erfordert ein intensives Erkenntnisinteresse und wissenschaftliche Sorgfalt, bietet einer internationalen Kultanhängerschaft doch alleine schon die Person Genesis P-Orridge seit Jahrzehnten endlosen Diskussionsstoff.

Jeder ambitionierte Bob Dylan-Apologet dürfte es bei seiner Werk-Exegese des „Meisters“ leichter haben als einer, der gegen die Meinungsführerschaft langjähriger Sammler und Fans ankommen will, die über hunderte Artefakte des ja nicht nur musikalische Kunst produzierenden, 1950 geborenen Allround-Künstlers verfügen.

Die „heiße Phase“ von TG dauerte nur von 1975 bis 1981, die also durch die hier nun neu vorliegenden Werke (damals teilweise auf Mute veröffentlicht) abgedeckt wird, wobei sich als Einstieg tatsächlich die damals schon ironisch mit „Greatest Hits“ betitelte Werksammlung eignet.

In den Folgejahren widmete sich Genesis P-Orridge dem nicht weniger kultisch verehrten Projekt PSYCHIC TV, um dann von 2004 bis 2010 erneut als THROBBING GRISTLE aktiv zu werden. Wer neugierig geworden ist, sollte sich zum Einstieg mal ein paar Stunden Zeit nehmen und sich dann beim (englischen) Wikipedia durch die Haupt- und Nebeneinträge zum Thema TG klicken – es lohnt sich.

Und spätestens dann steht die Bestellung dieser Alben hier an, die im Original natürlich unbezahlbare Sammlerstücke sind. Essentiell.