Die Ehe mit dem legendären Jazzer Miles Davis dauerte zwar nur ein Jahr, aber er bescherte Betty Mabry einen illustren Namen, der wiederum aber, so klären die ausführlichen Linernotes auf, nicht der Grund für den relativen Erfolg ihrer drei Mitte der Siebziger erschienenen Alben war, die in Auszügen auf dieser CD zusammengefasst sind.
Betty war es, die Miles damals einer stilistischen Runderneuerung unterzog, eine selbst- und stilbewusste junge schwarze Frau, die eng mit Jimi Hendrix befreundet war, später auch mit SANTANA, Robert Palmer und SLY AND THE FAMILY STONE.
1973 hatte sie genug von einer passiven Rolle im Musikgeschäft, nahm mit Hilfe diverser befreundeter Musiker/innen drei Alben auf ("s/t, "They say I'm different", "Nasty gal"), um sich dann Ende der Siebziger wieder aus dem Geschäft zurückzuziehen.
Miles Davis schrieb in seiner Autobiographie "If Betty were singing today she'd be something like Madonna", und wahrscheinlich hatte er Recht: Betty war alles andere als ein braves Mädchen (siehe den Titel ihrer dritten Platte), machte Musik voller Sex und Anzüglichkeiten, brachte die konservative Presse und religiöse Fanatiker gegen sich auf, mit entsprechenden Texten und verdammt heißer Musik zwischen Soul, Funk und Rock, die sie selbst aber nicht mit "funk" beschrieben haben will - auch wenn das wohl nach allgemeiner Einschätzung zutreffend ist.
Der Weg von Betty Davis zu den BELLRAYS ist gar nicht so weit, auch wenn da MC5 irgendwie im Weg stehen, und wer das Cover, auf dem Davis in einem tief dekolletierten Zebra-Body auf einem Chopper posiert, für Sexismus hält, tut der Dame mit Sicherheit Unrecht.
Heiße Scheiße, das! (74:12) (8)
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